Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1687 - Fremde auf Titan

Titel: 1687 - Fremde auf Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
viel zu heiß war. Daß er sich den Mund verbrühte, spürte Kantor kaum. Der kleine Schluck reichte ihm.
    Rhodan sagte etwas, doch er hörte nicht. Er stellte den Becher noch dampfend irgendwo hin, nahm seine Wanderung unverdrossen wieder auf. „Sie sehen, was andere nicht wahrnehmen ...", flüsterte er. „Also sind ihre Sinne in bestimmter Hinsicht anders ausgeprägt als die eines Menschen. Oder eines Haluters. Man müßte bessere Augen haben, so wie sie. Menschliche Sinne sind zuwenig; was ist mit mechanischen Sensoren? - Sie sehen sich an ... Sie sehen sich in die Augen..."
    Myles Kantor stoppte plötzlich seine Wanderung. Eigenartig - aber Nummer Zwei stand nun schon eine Stunde lang so da, den Kopf weit in den Nacken gelegt. Die Haltung war sehr unbequem, aber offenbar aus irgendeinem Grund nötig. Der Haluter war 3,50 Meter groß, Nummer Zwei lediglich 1,81. Wenn er also lieber den Kopf in den Nacken legte, statt ein paar Schritte zurückzutreten, bedeutete das, daß die Entfernung ein kritischer Faktor war.
    Kantor zuckte heftig zusammen. „Syntron!" sagte er laut. „Richte deine gesamten Beobachtungssysteme auf die Augen der Spindelwesen. Ich will jede Vergrößerungsstufe, die machbar ist. Beobachtung im infraroten Bereich, meinetwegen auch im Röntgenspektrum. Versuche alles, was auf optischem Weg möglich ist."
    Kantor spürte, daß die Leute ihn wie einen Geistesgestörten anstarrten.
    Nein! Wie ein Genie! Sie staunen nur, sogar Rhodan und der Ilt.
    Das Holo der beiden Geschöpfe verschwand. Statt dessen baute der Syntron fünf neue Bilder auf. Jedes zeigte ein riesenhaft vergrößertes Auge - die beiden graublauen des terranischen Spindelwesens und die drei glühendroten des Haluters.
    Und dann sahen es alle. „Allmächtiger Sternengott..."
    Der Reihe nach bildete der Syntron Darstellungen ab, die sich nur durch die optische Frequenz unterschieden. Mal den infraroten Bereich, mal die Erscheinung im Röntgenspektrum. Hier entstand eine Ecke, dort ein kleiner Bogen; das Zeichen dort ähnelte einem Wort in Interkosmo. Über jede Augenfläche flimmerte eine komplexe Botschaft.
    Ziffern, Buchstaben, geometrische Darstellungen. Endlose Datenreihen. Viel zu schnell für den menschlichen Geist. „Sie benutzen ihre eigenen Augen als Bildschirme", stöhnte Kantor.
     
    *
     
    „Syntron! Steht uns eine Aufzeichnung der Hologramme zur Verfügung?"
    „Selbstverständlich. Seit Beginn des Experiments." Die Stimme war künstlich, klang jedoch angenehm. „Ist es möglich, aus den Aufzeichnungen die Augen herauszuvergrößern?"
    „Auch das."
    „Gut. Dann spiele uns eine Vergrößerung vor. Sagen wir, um einen Faktor 50 verlangsamt."
    Nummer Eins und Nummer Zwei treten einander gegenüber. Riesenhafte Augen. Aber auch hier: keine Begrüßung, keine private Information. Unverständlich. Statt dessen eröffnet das halutische Spindelwesen den Austausch mit einer Zahlenkolonne. Endlos. Fünf Minuten lang.
    Nummer Zwei ergänzt das Material. Wie Zahnräder, die ineinandergreifen. „Stopp, Syntron! Was für Zahlen sind das?"
    „Es handelt sich um die Definition eines Koordinatensystems. Fixpunkte im Universum werden festgelegt."
    „Astronomische Daten", ergänzte Rhodan. „Was auch sonst."
    Eine halbe Stunde lief die Aufzeichnung. Es sah aus, als ob Eins und Zwei Vergleiche anstellten; als ob sie etwas suchten, ohne zu wissen, was das war.
    In der Kabine von Eins lief der gespenstische Vorgang mit immer noch steigendem Tempo ab. Wie zwei miteinander vernetzte Syntrons - der Welt der Menschen und Haluter so weit entrückt, daß tatsächlich nur noch die körperliche Erscheinung ähnlich war. „Wir werden das beenden, Myles", entschied Perry Rhodan. „Jetzt gleich."
    „Warum?" Kantor erwachte wie aus tiefer Trance. Er fühlte sich matt, erschöpft, abgespannt und müde. „Weil es zu gefährlich ist. Wir kontrollieren jetzt schon nicht mehr, was die beiden treiben."
    „Was sollen sie auch anrichten?"
    „Keine Ahnung. Wir denken darüber nach. Und jetzt trennt sie voneinander."
    Ketar Mansoon, der Sicherheitschef, setzte zwei TARA-V-UH-Roboter in Marsch.
    Kurzerhand drangen die beiden in die Kabine ein, hüllten Nummer Zwei in ein Antigravfeld und transportierten ihn ab. Gewaltsam. Das kann nicht gutgehen. Sie werden es sich merken.
    Weder Eins noch Zwei unternahmen etwas, sich zu wehren. Aber beide fanden in die Wirklichkeit zurück. Kantor sah es an der Art, wie die Starre wich und wie übergangslos eine ins

Weitere Kostenlose Bücher