1687 - Leibwächter der Halbvampire
draußen.
»Das ist er«, sagte ich nur.
»Wunderbar.«
Ich blieb sitzen und ließ Suko aussteigen. Allerdings hatte ich die Seitenscheibe nach unten fahren lassen, denn so konnte ich hören, was die beiden sprachen.
Jedenfalls waren es keine freundlichen Worte, die sie sich um die Ohren hauten.
»Was fällt Ihnen ein, mir hier den Weg zu versperren? In fünf Sekunden sind Sie weg. Ich habe es eilig.«
Suko ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Sie sind bestimmt Yancey Parker.«
»Na und?«
»Ich muss mit Ihnen reden.«
Parker schüttelte heftig den Kopf. »Jetzt nicht, verdammt. Ich habe keine Zeit.«
»Es wäre aber wichtig.«
»Geben Sie den Weg frei und hauen Sie endlich ab, verflucht noch mal.«
»Nein.«
So etwas hatte Parker noch nicht erlebt. Von meiner Position aus sah ich, dass er hochrot anlief. Es roch nach Gewalt. Warum er es eilig hatte, fand ich nicht heraus. Zumindest war er allein. Auf dem Nebensitz saß niemand.
Parker wuchtete seinen schweren Körper jetzt nach vorn, als wollte er Suko überrennen und in den Boden stampfen.
Damit kam er bei ihm an die richtige Adresse. Suko schlug noch vor ihm zu und zwar blitzschnell mit beiden Fäusten. Er traf Parker zielsicher, dessen Brust und Hals die Schläge hinnehmen mussten.
Parkers Angriff wurde gestoppt. Er ging nicht zu Boden. Er taumelte angeschlagen zur Seite und war froh, sich mit dem Rücken an der Kühlerfront des Geländewagens abstützen zu können.
Parker war hart im Nehmen. Er war noch nicht geschafft und schüttelte den Kopf.
»Können wir jetzt reden?«, fragte Suko.
Das wollte Parker nicht. Er zischte einen Fluch und holte mit einer schnellen und glatten Bewegung eine Pistole hervor. Ein Mann in einem derartigen Zustand würde ohne Vorwarnung abdrücken.
Das wusste auch Suko.
Er reagierte blitzschnell und zeigte, was alles in ihm steckte. Er riss sein Bein hoch. Bevor der Leibwächter die Waffe auf ihn richten konnte, trat Suko zu. Ein perfekter Treffer. Die Pistole flog dem Mann aus der Hand. Er hatte sie auch noch nicht richtig im Griff gehabt.
Ich hörte den wütenden Laut, der über seine Lippen drang, dann musste der Mann den nächsten Treffer hinnehmen. Diesmal fand keine Gegenwehr mehr statt. Der Mann kippte erneut zurück, wobei ihn die Kühlerfront abstützte, aber seinem Gesicht war anzusehen, dass er nicht im Traum mehr an einen Widerstand dachte. Er war groggy, wahrscheinlich sogar bewusstlos, und Suko konnte ihm in aller Ruhe Handschellen anlegen, bevor er ihn auf den Boden setzte, wo er sich mit dem Rücken gegen ein Rad des Geländewagens lehnen konnte.
Dann kam Suko zu mir. Ich hatte mir alles vom Logenplatz Auto aus angeschaut und nickte anerkennend, als mein Freund in den Rover schaute.
»Das war eine reife Leistung«, lobte ich.
»Danke. Ich hätte auch nicht gedacht, dass es so einfach sein würde. Aber Parker schien mir ein wenig von der Rolle gewesen zu sein. Wenn er sich auf den Kampf hätte einstellen können, hätte ich nicht ein so leichtes Spiel gehabt. Das steht fest.«
Ich widersprach ihm nicht und sah zu, dass ich aus dem Rover kam. Viel gebracht hatte Sukos Aktion momentan nicht, aber wir hatten Zeit. Außerdem würde dieser Yancey Parker bestimmt nicht so lange bewusstlos bleiben.
Es stellte sich die Frage, ob er vermisst wurde. Und zwar von seinen Mitarbeitern. Im Prinzip nicht, denn er war im Begriff gewesen, wegzufahren. Es stellte sich auch die Frage, ob sich noch weitere Mitarbeiter im Haus aufhielten.
Ich dachte daran, einen kurzen Rundgang durch die Firma zu machen.
Es war still in unserer Nähe geworden. Eine Tür des Geländewagens stand auf. Neben ihr hockte Parker auf dem Boden und kam langsam wieder zu sich, denn wir hörten sein Stöhnen.
Oder nicht?
Ich spitzte plötzlich die Ohren, denn ich hatte ein anderes Geräusch gehört. Nein, es war mehr ein Seufzen, und das war auch Suko aufgefallen, der die besseren Ohren hatte als ich.
Wir tauschten einen Blick.
Dann stand es fest, und es war Suko, der mit seinem Daumen auf das Auto wies.
Sekunden später wussten wir Bescheid. Der Schock fuhr uns schon in die Glieder, als wir die Frau auf dem Rücksitz liegen sahen. Im Licht der Innenbeleuchtung war sie gut zu erkennen. Gesehen hatten wir sie noch nie im Leben. Uns fiel auf, dass sie verletzt war. Ein Verband war um ihre linke Schulter geschlungen.
Wach war sie nicht. Das Stöhngeräusch war wohl mehr zufällig erfolgt. Aber ihr Anblick konnte uns nicht gefallen.
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