1687 - Leibwächter der Halbvampire
hatte. Er war etwas zur Seite gegangen und schaute den Weg zurück, den wir gekommen waren.
Wie gesagt, es war noch hell. Und noch recht weit entfernt, aber schon gut zu erkennen, sahen wir ein Auto, das die Straße verlassen hatte und den Feldweg entlang fuhr, der am Haus endete.
»Und jetzt?«, flüsterte Parker.
»Verstecken wir uns«, sagte ich …
***
»Ich komme mir beinahe vor wie in der Heimat«, sagte Irina.
Livka hob die dunklen Augenbrauen. »Wieso?«
»Es sieht einsam aus.«
»Stört dich das?«
»Nein, nicht wirklich, ich hatte mir nur etwas anderes unter meiner neuen Bleibe vorgestellt.«
»Keine Sorge, du wirst zufrieden sein. Hier findet man dich nicht so leicht. Darum geht es letztendlich. Und du bist die erste Person, die außerhalb unserer Heimat agieren wird. Wir werden unsere Position festigen und brauchen deshalb auch Stützpunkte im Ausland.«
»Warum das?«
Livka lachte. »Du glaubst gar nicht, wie viele Leute gegen uns sind, obwohl sie sich als Russen bezeichnen. Diejenigen von ihnen, die etwas zu sagen haben, müssen wir in eine bestimmte Richtung lenken. Das ist alles, und es ist bestimmt nicht einfach, wie du dir denken kannst. Aber du wirst es schaffen.«
»Was heißt das genau?«
Livka konnte sich das Lachen nicht verkneifen. »Wir werden sie dir als Geschenke überlassen. Du kannst dich satt trinken. Du wirst nie mehr Hunger haben, für dich beginnt eine regelrechte Blütezeit. Der Gedanke daran muss dich richtig kirre machen.«
Irina gestattete sich ein Grinsen, bevor sie sagte: »Der Gedanke ist verlockend.«
»Wir werden dir die Leute auf dem Präsentierteller servieren. Du musst sie dir nicht holen. Wir werden sie dir bringen. Ist das nicht großartig für dich?«
»Und wer holt die Leichen ab?«
»Das ist ebenfalls unser Problem. Es gibt ja drei Häuser. In einem kannst du den einen oder anderen Toten für kurze Zeit lagern. Für das endgültige Verschwinden sorgen wir dann.«
»Hört sich gut an.«
»Das ist auch gut.«
»Bis auf eine Unsicherheit.«
Livka runzelte die Stirn. »Und die wäre?«
»Sie heißt Yancey Parker. Und dann gibt es noch diesen blonden Mann vom Flughafen.«
Livka stimmte ihr zu. »Richtig, Irina. Dieser Parker ist ein Problem, das wir allerdings aus der Welt schaffen können. Er hat als Einzelner nicht die geringste Chance gegen unsere Maschinerie. Darauf kannst du wetten. Wir werden immer mächtiger, und wir suchen uns zugleich mächtige Verbündete.«
»Ach, gibt es noch mehr außer mir?«
»Klar, es gibt jemanden in unserer Heimat. Eine Frau. Sie hat einen indirekten Kontakt zu Rasputin gehabt. Sie ist praktisch in seinem Namen geweiht worden. Es gab da jemanden, der sich sehr gut auskannte und ihr dieses Wissen vermittelt hat.«
»Kenne ich sie?«
»Das glaube ich nicht.«
»Wie heißt sie denn? Darfst du das sagen?«
»Chandra.«
Irina musste nicht lange nachdenken. Den Namen hatte sie noch nie zuvor gehört.
»Kenne ich nicht.«
»Ist auch nicht wichtig, denn sie bleibt in der Heimat.«
Es war genug gesprochen worden. Beide konzentrierten sich auf den letzten Teil der Fahrt. Die normale Straße hatten sie verlassen und rollten jetzt in gemächlichem Tempo über einen schmalen Weg ihrem Ziel entgegen.
»Wie werde ich den Kontakt mit euch aufrecht halten?«
»Handy.«
»Und was ist mit einem Laptop?«
Livka nickte. »Den bekommst du auch.«
»Wann?«
»Warte erst mal ab.«
Irina schwieg. Auch jetzt trug sie noch ihre dunkle Kleidung. Aber sie sah alles andere als glücklich oder zufrieden aus. Es hatte sich alles so perfekt angehört, was Livka ihr gesagt hatte, nur so recht daran glauben wollte sie nicht. Sie wusste, dass es zwischen der Theorie und der Praxis oft gravierende Unterschiede gab.
Ihrer Meinung nach war es ein Fehler gewesen, den Leibwächter zu engagieren. Er hatte sich zwar Mühe gegeben, aber er gehörte nicht zu Livkas Leuten, und das war nicht gut. Zudem wusste er recht vieles, was Irina anging, und dieser Blonde war ebenfalls auf keinen Fall zu unterschätzen. Er trug etwas bei sich, was Irina nur als abstoßend bezeichnen konnte. Obwohl sie den Gegenstand nicht zu Gesicht bekommen hatte, fürchtete sie sich davor.
Mit Argusaugen beobachtete sie die Umgebung, die vor ihr lag. Da war kein Mensch zu sehen, alles sah verlassen aus.
Livka ließ den BMW ausrollen.
»Und jetzt?«, fragte sie.
»Besichtigen wir das Haus, in dem du von nun an leben wirst.«
»Okay.«
Beide stiegen aus. Sie
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