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1689 - Engel der Ruinen

1689 - Engel der Ruinen

Titel: 1689 - Engel der Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und ich wusste auch nicht, in wie vielen Reichen und Dimensionen sie sich verteilten, aber mir war bekannt, dass die Engel unterschiedlich waren, was ihre Macht anging. Es gab wirklich starke Wesen, die Erzengel, aber es gab auch diejenigen, die mehr eine Rolle am Rande spielten, aber noch immer sehr mächtig waren. Und das Gesicht des Engels, das ich jetzt sah, musste zu einem Wesen zählen, das schon eine gewisse Stärke aufwies. Obwohl mir der Gedanke nicht gefiel, setzte ich ihn mit den vier Erzengeln gleich, die ihre vier Zeichen an den Rändern meines Kreuzes hinterlassen hatten.
    Mein Talisman und ich gehörten praktisch zusammen. Ich war der Erbe des Kreuzes, der Sohn des Lichts. Es hatte mich oft genug vor Gefahren beschützt. In diesem Fall allerdings sah ich nicht mal eine Gefahr auf mich zukommen, denn sonst hätte sich das Kreuz dagegen gewehrt. Das war nicht der Fall. Es wurde einfach nur hingenommen, was mich schon wunderte.
    Um das kleine Gesicht besser sehen zu können, hob ich das Kreuz näher an meine Augen heran. Ich wollte einen Blick in die Augen werfen, die sich deutlich innerhalb des Gesichts abzeichneten.
    Sehr genau sah ich hin – und war schon enttäuscht, denn die Augen zeigten keinerlei Ausdruck. Man konnte sie als leer und wirklich ausdruckslos bezeichnen.
    Ich schaute mir das Gesicht für eine Weile an, wobei ich in ihm keine Veränderung erlebte. Die andere Seite versuchte nicht, Kontakt mit mir aufzunehmen.
    Und dann verschwand es. Nicht sehr schnell, sondern sehr langsam und intervallartig. Zugleich hörte ich das Flüstern, wobei ich im ersten Moment nicht verstand, was man mir sagen wollte, bis sich die Botschaft wiederholte.
    »Nicht du, nicht du …«
    Das war alles.
    Einen Moment später hielt ich das Kreuz in der Hand, das wieder völlig normal aussah.
    Ich brauchte einen Moment, um mich wieder zu fangen. Ich musste zu mir selbst finden und fragte mich, was da geschehen war. Klar, ich hatte es mit meinen eigenen Augen gesehen, aber warum war es passiert, und was hatte dieses Phänomen mit Josip Milic zu tun? Hinzu kamen die seltsamen Worte, die man mir gesagt hatte. Sollte das eine Warnung gewesen sein?
    Nicht du, nicht du …
    Ja, das hatte ich genau verstanden, und so musste ich davon ausgehen, dass die Stimme zu diesem Gesicht gehört hatte, das auf dem Kreuz zu sehen gewesen war.
    Gab es einen Namen? War er ein mächtiger Engel, ebenso stark wie ein Erzengel?
    Ich hatte keine Ahnung, weil ich einfach zu wenig über die andere Seite wusste. Hier kam so einiges zusammen, und im Endeffekt ging es dann nur um diesen Josip Milic.
    Das Kreuz blieb normal. In den folgenden Minuten erlebte ich keine Manipulation mehr. Es gab auch keine Wärme ab, und so musste ich mich weiterhin auf ein Rätsel einstellen, dessen Lösung ich leider nicht kannte.
    Ich schrak leicht zusammen, als jemand die Bürotür öffnete. Es war Purdy Prentiss, die den Raum betrat, sofort stehen blieb, die Tür noch festhielt und mich anschaute.
    »Ist was?«, fragte ich.
    Sie nickte. »Ja, wenn ich ehrlich sein soll. Du siehst irgendwie verändert aus.«
    »Und wie?«
    Sie hob die Schultern und suchte nach Worten. »So genau kann ich das nicht sagen. Vielleicht nachdenklich oder in sich selbst gekehrt.« Purdy schloss die Tür und kam auf mich zu. »Oder habe ich mich getäuscht?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Aha, dann liege ich doch nicht so falsch.«
    »Genau.« Sie hatte ein Recht darauf zu erfahren, was mir widerfahren war, und so berichtete ich ihr alles. Sie erfuhr von der Manipulation meines Kreuzes, und nach jedem Wort vergrößerte sich das Staunen auf ihrem Gesicht.
    »Das kann doch nicht wahr sein«, flüsterte sie.
    Ich hob die Schultern an und lachte leise. »Es ist aber wahr, und ich frage mich jetzt, was noch auf uns zukommt.«
    »Ich auch.«
    Meine Erklärung erfolgte schnell. »Es kann nur mit Josip Milic zusammenhängen. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
    »Und ausgerechnet heute beginnt der Prozess«, flüsterte sie.
    »Du sagst es.«
    Sie stöhnte leise auf, ging zu ihrem Schreibtischstuhl und setzte sich. Für eine Weile presste sie die Hände gegen ihr Gesicht und schüttelte dann den Kopf.
    »Nein, John, das kann ich nicht.«
    »Was kannst du nicht?«
    Sie hob den Kopf wieder an, damit sie mich anschauen konnte. »Ich kann die Verhandlung beim besten Willen nicht absagen. Was hätte ich denn für Gründe anführen können? Sag es mir. Soll ich sagen, dass du etwas erlebt

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