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1689 - Engel der Ruinen

1689 - Engel der Ruinen

Titel: 1689 - Engel der Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sagte: »Ja, mein Engel.« Damit war das Gespräch beendet.
    Purdy Prentiss ließ sich noch Zeit, und so musste ich meine Warterei fortsetzen. Es war ruhig in diesem Büro. Die dicken Wände ließen keine Geräusche von außen durch. Auch Stimmen hörte ich nicht, und so konnte ich mich weiterhin mit mir selbst beschäftigen.
    Natürlich drehten sich meine Gedanken um Josip Milic. Er war ein Mann, der den Balkankrieg überstanden und sich dann ein neues Leben aufgebaut hatte. Es lagen Jahre zwischen dem Gestern und dem Heute, und ich stellte mir die Frage, wie dieser Mensch die Zeit verbracht hatte und womit.
    Nur mit Autoschiebereien?
    Es war möglich. Vielleicht hatte er es geschafft, ziemlich im Hintergrund zu bleiben. Möglicherweise auch deshalb, weil er eine bestimmte Unterstützung erhalten hatte.
    Ich konnte es drehen und wenden, zu einem konkreten Ergebnis kam ich nicht. Bei mir erhöhte sich die Spannung, was die Verhandlung anging. Wie würde sie verlaufen? Wie würde sich dieser Milic verteidigen? Oder brauchte er das nicht?
    Fragen, auf deren Antworten ich mehr als gespannt war, und so wartete ich ungeduldig darauf, dass die Zeit verstrich.
    Es passierte völlig ohne eine Vorwarnung!
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Ich stand in Purdys Büro, dachte nach und drehte mich dann auf der Stelle, um herauszufinden, ob tatsächlich etwas geschehen war oder ich mich einfach nur geirrt hatte.
    Zu sehen war nichts.
    Aber zu fühlen. Da hatte sich ein Spannungsfeld aufgebaut, und ich merkte, dass eine bestimmte Kälte über meinen Rücken glitt. Es war eine ungewöhnliche Lage, in der ich mich befand. Nach außen hin stand ich allein in diesem Büro, aber mit dem Wissen behaftet, dass sich etwas oder jemand in meiner Nähe aufhielt, ohne dass ich ihn sah. Er lauerte möglicherweise im Unsichtbaren oder in einer anderen Dimension, die er erst verlassen musste, damit ich ihn sehen konnte.
    Zuerst warf ich einen Blick aus dem Fenster. Draußen malte sich niemand ab. Wenn sich etwas verändert hatte, dann musste es hier in meiner direkten Umgebung passiert sein.
    Aber ich sah nichts.
    Dafür geschah etwas anderes. Es ging um mein Kreuz, das nicht mehr normal blieb, denn ich spürte, dass es sich meldete.
    Okay, das kannte ich. Diese schwachen Wärmestöße auf der Haut, die mich dann in eine Art Alarmbereitschaft versetzten. Das war es in diesem Fall nicht, es hatte sich verändert, und ich konnte nicht mal sagen, was da abgelaufen war.
    Möglicherweise hatte ich mir die Reaktion auch nur eingebildet, denn als ich näher darüber nachdachte, war sie nicht mehr vorhanden. Es gab keinen Wärmestoß mehr, nur das Wissen in mir, dass etwas passiert sein musste.
    Bisher hatte ich mich nur den Gedanken hingegeben. Jetzt wollte ich wissen, ob tatsächlich etwas mit dem Kreuz geschehen war, und holte es schnell hervor, als wollte ich damit eine Gefahr abwenden.
    Dann lag es auf meiner Hand.
    Der erste Blick.
    Und mein Erstaunen wurde groß, denn ich sah, dass sich auf dem Kreuz etwas getan hatte.
    Ich sah in der Mitte ein Gesicht!
    ***
    Damit hatte ich nicht gerechnet. So etwas war mir noch nie passiert. Ich war mit den normalen Reaktionen des Kreuzes sehr vertraut, aber so etwas wie hier war mir neu, und im ersten Moment hielt ich einfach nur den Atem an.
    Die Symbole, die sich sonst in der Mitte befanden, waren in den Hintergrund getreten und nur noch bei genauem Hinsehen zu entdecken. Das Gesicht beherrschte alles.
    So klein es auch sein mochte, ich war in der Lage, Details zu erkennen. Innerhalb des Gesichts regte sich nichts, und wenn ich genauer hinschaute, dann war auch das Haar zu sehen, das recht lang an beiden Seiten hinab hing.
    Gehörte es einer Frau?
    Ich war mir nicht sicher. Oft lassen sich auch Männer ihre Haare sehr lang wachsen. Den Gesichtszügen entnahm ich nicht, um wen es sich handeln könnte.
    Alles war so glatt. Es war keine einzige Falte zu sehen. Es zeigte weder einen bösen noch einen freundlichen Ausdruck. Man musste bei diesem Anblick von einer gewissen Neutralität ausgehen.
    Was hatte das zu bedeuten? Wer besaß überhaupt die Macht, sich so auf dem Kreuz zu zeigen und es unter Umständen zu manipulieren?
    Ich hatte keine Ahnung, musste aber davon ausgehen, dass es sich um ein mächtiges Wesen handelte. Ich wollte es nicht von der Macht her mit den Erzengeln gleichsetzen, aber sehr weit entfernt war es wohl auch nicht.
    Es war mir unbekannt, wie viele Engel es gab,

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