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1690 - Die Schwelle zum Jenseits

1690 - Die Schwelle zum Jenseits

Titel: 1690 - Die Schwelle zum Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich auch aus seiner gebückten Haltung auf und streckte die Arme in die Luft. »Luzifer!«, rief er mit einer wilden Stimme. »Es ist Luzifer! Der Gott der Götter! Derjenige, dem die Erde wahrhaftig gehört!«
    Marcia hatte jedes Wort verstanden und sich dabei so stark erschreckt, dass sie die Hände vor ihr Gesicht gepresst hielt, um möglichst wenig zu sehen. Erst als der Schrei verklungen war und auch kein Echo mehr nachhallte, nahm sie ihre Hände wieder weg, um Matthias anzusehen.
    Er stand noch vor ihr. Seine Arme waren wieder nach unten gesunken. Sein Gesicht hatte sich nicht verändert, dafür jedoch seine Augen. Die Pupillen hatten eine andere Farbe angenommen. Sie glänzten klar und kalt wie gefärbtes Gletschereis.
    Nur einen Moment hatte Marcia hinschauen können. Dann drehte sie den Kopf schnell wieder zur Seite, denn dieser eiskalte Blick tat ihr körperlich weh. Nicht nur das. In dieser winzigen Zeitspanne hatte sie ein Angstschub erfasst, den sie zuvor noch nie in ihrem Leben durchlitten hatte.
    Dann hörte sie die geflüsterte Frage: »Glaubst du mir nun?«
    »Ja …« Sie gab die Antwort mit geschlossenen Augen. Nur nicht hinschauen. Nur nicht noch mal den gleichen Horror erleben. So sollte ihr Leben nicht enden, denn sie spürte, dass der Tod auf sie wartete, wenn sie zu lange in diese Augen schaute.
    Matthias bückte sich und hob sie an.
    »Ich bin der Wanderer zwischen den Welten«, sagte er. »Ich kann eine Hölle formen und sie wieder vergehen lassen. Und ich nehme mir auf dieser Welt, was ich brauche. Und ich bekomme alles!«
    Gerade der letzte Satz hatte bei Marcia wieder für ein Zusammenzucken gesorgt. Erneut spürte sie den Ansturm der Angst, denn sie bezog das Gesagte auf sich.
    Matthias hielt sie an den Armen fest. Sein Gesicht brachte er in die Nähe des ihren und starrte sie an.
    Marcia hielt die Augen noch geschlossen. Sie spürte die unmittelbare Nähe des anderen, schaute wieder hin und sah das Gesicht so dicht vor sich, dass sie beinahe geschrien hätte.
    Sein Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln.
    »Siehst du mich?«, flüsterte er.
    Sie nickte. Dabei versuchte sie, dem Bann seiner Augen zu entfliehen, was ihr nicht gelang. Selbst als sie den Kopf etwas drehte, hatte sie das Gefühl, dass dieser kalte Blick sie nicht losließ.
    Marcia begriff es noch immer nicht. Dieser Matthias war äußerlich genau der Typ, den sich viele Mütter als ihren Schwiegersohn wünschten. Wer ihn sah, der wäre kaum auf die Idee gekommen, was sich hinter dieser glatten Maske verbarg. Er war so etwas wie der Teufel oder sein Stellvertreter. Oder was immer sonst noch. Er hatte von der Hölle gesprochen und Marcia glaubte seinen Worten.
    Das Lächeln verschwand. Der Mund nahm wieder die normale Form an. Er begann zu sprechen und Marcia lauschte den Worten, die sie hörte und die sie trotzdem nicht wahrhaben wollte. Was er ihr versprach, war einfach unglaublich.
    »Ich werde dich zu mir holen. Ich habe mich entschlossen, dich mit in meine Welt zu nehmen. Deshalb werde ich dir meinen Stempel aufdrücken, und das geschieht durch meinen Höllenkuss.«
    Besonders das letzte Wort erschreckte Marcia. Sie konnte es kaum fassen.
    Sie wollte sich auch dagegen wehren, aber Matthias war schneller.
    Er küsste sie!
    Plötzlich lagen seine Lippen auf ihrem Mund. Marcia spürte den Druck, auch die schnelle Zunge, die ihre Lippen öffneten, und sie glaubte zu Eis zu werden.
    Die Zunge bewegte sich in ihrem Mund. Dabei dachte sie an eine Schlange, und ihr wurde leicht übel. Ihre Beine wollten nachgeben, aber das merkte Matthias und riss sie wieder hoch.
    Mich küsst der Teufel!
    Die Worte setzten sich in ihrem Kopf fest. Marcia fühlte sich einfach zu schwach, um sich zu wehren. Hätte der andere sie nicht festgehalten, wäre sie längst zu Boden gesunken. So blieb sie in seinen Armen liegen und er genoss diesen Kuss, wobei Marcia noch etwas völlig Neues erlebte. Es war nicht nur die Zunge, die sich in ihrem Mund bewegte, da gab es noch etwas.
    Es fing im Mund an. Danach strömte es durch ihren Hals in den Körper. Es war ein warmer Strahl, der ihr Inneres erfasst hielt und so mächtig war, dass er alles Menschliche in ihr zerstörte. Es war seltsam, aber Marcia kam sich vor wie ein Gegenstand, der festgehalten wurde. Irgendetwas hatte sich in ihrem Innern festgesetzt und ihr das menschliche Denken und Fühlen genommen.
    Die Hände lagen auf ihren beiden Schultern. Sie konnte nicht fallen, obwohl ihre Beine

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