1694 - Das Horror-Bett
Schauer sie erfasste. Danach reagierte sie sehr menschlich, denn sie fragte nach einem Schluck Wasser.
Godwin hatte den Wunsch gehört. Er verschwand, um das Getränk zu holen.
Seine Frau fasste die Besucherin an, die sich gern weiterziehen ließ. Sophie wollte nicht im Arbeitszimmer ihres Mannes bleiben. Sie gingen in den Wohnraum, wo Godwin bereits mit dem Glas Wasser wartete. Die Frau bewegte sich noch immer wie eine Schlafwandlerin. Sie ließ ihre Blicke schweifen, doch alles, was sie zu sehen bekam, war ihr fremd.
Erst als sie saß, fragte Godwin sie nach ihrem Namen.
Erst trank sie einen Schluck Wasser, dann gab sie die Antwort. »Ich heiße Claire Cramer.« Sie fasste wieder nach dem Glas, trank abermals und schaute sich um. Erst jetzt traute sie sich, die Frage zu wiederholen, die ihr auf der Seele brannte.
»Wo bin ich hier?«
Diesmal gab Godwin de Salier die Antwort. »In einem Kloster, das in einem Ort mit dem Namen Alet-les-Bains steht.«
Claire Cramer gab keine Antwort. Sie hob die Schultern und schluckte dann.
»Wir befinden uns hier in Südfrankreich.«
Den Satz hatte Sophie gesagt, und sie hörte den leisen Schrei und danach das Wort »Nein!«
»Doch. Warum sollten wir lügen?«
»Aber wie kann ich hierher kommen?«, rief Claire mit einer Zitterstimme. »Das sind doch wahnsinnig viele Kilometer von meiner Heimat entfernt. Von meiner Stadt …«
»Woher kommen Sie denn?«, fragte Godwin.
Claire gab zunächst keine Antwort, bis sie flüsterte: »Das glauben Sie nie.«
»Versuchen Sie es.«
»Ich komme aus London.« Sie nickte. »Ja, das ist kein Witz, das müssen Sie mir glauben.«
»Niemand hat etwas dagegen gesagt«, erklärte Sophie lächelnd. »Aber es muss einen Grund geben, dass Sie hier bei uns auf dem Knochensessel gelandet sind.«
Als das Wort Knochensessel gefallen war, malte sich auf dem Gesicht der Besucherin wieder der Schrecken ab. Noch immer konnte sie sich nicht damit abfinden, wie sie gereist war.
»Am besten ist es, wenn Sie uns alles von Beginn an erzählen«, schlug der Templer vor.
»Was meinen Sie denn?«
»Wie es zu dieser ungewöhnlichen Reise kam.«
»Ungewöhnlich«, flüsterte Claire Cramer und starrte ins Leere. »Ja, das kann man wohl sagen. Aber ich behaupte, dass es nicht nur ungewöhnlich ist, sondern auch unerklärlich. Ich habe mich als Reporterin auf etwas eingelassen, das ich nun bereue. Aber es gibt wohl kein Zurück mehr. Außerdem müssen Sie mir versprechen, dass Sie mich nicht auslachen, denn was ich Ihnen sage, entspricht der reinen Wahrheit.«
»Wir versprechen es«, sagte Sophie.
Danach konnten sie und Godwin nur zuhören. Ihre Blicke hingen an den Lippen der Frau, die mit klarer Stimme berichtete, was ihr widerfahren war.
Zum Schluss schüttelte sie den Kopf und flüsterte: »Es ist das Bett gewesen, nur das Bett. Aber ich kann es nicht erklären. Es hat mich in sich hineingezogen und dann in eine Tiefe, die ich als Schwärze empfunden habe. Ich bin erst wieder erwacht, als ich auf dem Sessel saß und Sie vor mir gesehen habe.«
»Ja, das ist uns bekannt.«
Claire breitete die Arme aus. »Aber wie ist das alles möglich? Sagen Sie es mir, bitte. Was ist mit mir passiert? In was bin ich da hineingeraten? Mein Freund hat mir nichts gesagt. Vielleicht hat er auch nichts gewusst, aber ich bin auf das seltsame Bett mehr als neugierig gewesen. Ich habe mich darauf gelegt, und jetzt bin ich hier und frage mich, wo die Klauen hergekommen sind, die mich in eine Tiefe gezogen haben, für die ich keine Erklärung weiß.«
»Das werden wir noch herausfinden«, erklärte Godwin.
»Können Sie das denn?«
Godwin nickte. »Es muss eine Verbindung zwischen dem Bett und diesem Knochensessel hier geben, davon gehe ich aus.«
»Und welche?«
»Das weiß ich leider nicht. Aber ich werde es herausfinden.« Er wechselte das Thema. »Und Sie kommen aus London, wo auch dieses Bett zu finden ist?«
»Richtig, in einem Museum. Nur ist es nicht zur Besichtigung freigegeben. Es steht in einem Extrazimmer, dessen Tür verschlossen ist. Mehr kann ich nicht sagen.«
»Und Ihr Freund hat Sie nicht über das Bett und dessen Funktion aufgeklärt?«, fragte Sophie.
Claire Cramer ließ beide Hände auf ihre Oberschenkel fallen. »Nein, das hat er nicht. Das war auch nicht möglich. Er wusste selbst nicht genau Bescheid. Es hieß immer nur, dass dieses alte Bett ein Geheimnis birgt.« Sie nickte. »Das tut es wohl auch.«
»Und was ist mit Ihrem Freund
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