1694 - Das Horror-Bett
mich, woher die vier Klauen kamen.« Er richtete seinen Blick auf mich. »Können Sie es mir sagen, Mr Sinclair?«
»Nein.«
»Dann gibt es wohl keinen Weg, um Claire zu finden. Ich meine ja nicht, dass sie tot ist und man sie umgebracht hat. Aber je mehr Zeit verstreicht, umso stärker wühlt mich dieser Gedanke auf.«
»Das kann ich verstehen. Werfen Sie nicht gleich die Flinte ins Korn. Wir werden uns um das Horror-Bett kümmern, und da ist es zunächst mal wichtig, dass wir es in Augenschein nehmen. Wir statten dem Museum einen Besuch ab.«
»Muss ich dabei sein?«
»Es wäre besser.«
»Und was glauben Sie? Ist Claire vielleicht nicht mehr am Leben? Kann ja auch sein – oder?«
»Möglich, aber ich denke, dass wir alles der Reihe nach in die Wege leiten sollten. Wir müssen bei dem Horror-Bett anfangen, denn wir müssen weitere Informationen darüber haben. Wissen Sie vielleicht, wer sie uns geben könnte?«
»Nein, das weiß ich nicht genau. Ich würde mich mit der Führung des Museums in Verbindung setzen.«
»Das hätten wir sowieso getan. Dabei werden Sie uns auch helfen können. Ich denke, dass das Museum am Tag mit den entsprechenden Leuten besetzt ist.«
»Davon gehe ich auch aus.«
»Gut, dann steht einem Abmarsch nichts im Weg.« Das hatte ich wirklich vor, aber es gab jemand, der etwas dagegen hatte, und das war das Telefon.
Ich stand bereits und winkte Suko zu. »Bitte, heb du ab. Viel Zeit haben wir nicht.«
Er tat mir den Gefallen, ich hörte ihn sprechen und ging dabei schon zur Tür, als Suko einen Namen aussprach, der mich sofort elektrisierte.
»Ja, Godwin, du hast Glück, wir sind noch im Büro. Eine Minute später hättest du es auf dem Handy versuchen müssen. Warte, ich reiche John den Hörer.«
Wenn der Templerführer Godwin de Salier anrief, der zudem noch ein Freund von mir war, tat er das nicht, um zu fragen, ob bei uns das Wetter sonnig oder regnerisch war. Bei ihm gab es stets einen Grund, und der hatte uns schon in manchen Horror hineingeführt.
»Hallo, Godwin«, sagte ich. »Wie geht es dir und deiner wunderbaren Frau?«
»Nicht schlecht.«
»Das freut mich.«
»Aber wir haben ein Problem, und ich denke, dass es dich interessieren wird, weil die Spuren in Richtung London weisen.«
»Dann bin ich ganz Ohr.«
Godwin war ein Mensch, der nicht lange um den heißen Brei herumredete. Das tat er auch in diesem Fall nicht. Er bat mich, ihn ausreden zu lassen, was ich auch tat.
Was ich dann hörte, jagte mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Das war einfach völlig verrückt, es war ein nahezu höllischer Zufall, denn ausgerechnet die Frau, die wir suchten, war bei Godwin de Salier gelandet.
Ich musste mich erst selbst sortieren, bevor ich die nächste Frage stellen konnte.
»Und diese Claire Cramer hat tatsächlich auf dem Knochensessel gehockt?«
»Ja.«
»Okay, du hast mir einiges erzählt. Jetzt bin ich an der Reihe, und darüber wirst du dich ebenfalls wundern.«
»Lass hören.«
»Der Fall, den wir gerade bearbeiten sollen, und dein Erlebnis hängen unmittelbar zusammen.«
»Wie das denn?«
In den folgenden Minuten öffnete ich dem Templerführer die Augen. Diesmal war er wie vor den Kopf geschlagen und zweifelte sogar den Wahrheitsgehalt meiner Aussage an.
»Das kann doch nicht wahr sein«, flüsterte er.
»Ist es aber.«
»Dann ist bei euch der Mann, der seine Freundin sucht, die sich bei uns aufhält.«
»Du sagst es, und er macht sich große Sorgen um sie. Wobei ich denke, dass wir sie ihm nehmen können.«
»Okay, ich hole Claire an den Apparat.«
Ich winkte Norman Randall zu, der noch nicht wusste, was los war, und den Hörer kaum entgegennehmen wollte.
»Da will Sie jemand sprechen.«
»Und weiter?«
Lächelnd sagte ich: »Hören Sie einfach zu.«
Suko und ich waren in den folgenden zwei Minuten überflüssig. Wir erlebten einen jungen Mann, bei dem die Welt im positiven Sinne zusammenbrach. Er konnte es nicht fassen und freute sich wie irre, dass seine Freundin noch lebte.
Als ich ihm den Hörer aus der Hand nahm, fragte er mit hastiger Stimme: »Stimmt das mit Südfrankreich?«
»Das trifft zu.«
»Aber wieso?« Er schüttelte sich. »Wie ist das möglich?«
»Das werden wir noch herausfinden müssen. Gehen Sie einfach davon aus, dass es so ist. Es gibt auf dieser Welt zahlreiche Phänomene, denen wir uns stellen müssen, ohne sie jemals richtig begreifen zu können. Aber man kann reagieren, und das werden wir auch
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