1695 - Entscheidung auf Luna
Der Arkonide, der außerhalb des Aufnahmewinkels stand, wollte ihm dadurch zu verstehen geben, daß er das Gespräch endlich auf das gewünschte Thema lenken sollte. „Wir sind prinzipiell bereit, auf eure Forderungen einzugehen und euch zur Großen Leere zu führen", sagte Rhodan. „Aber mein Wort allein hat kein Gewicht. Wir brauchen eine Verbindung zur Erde, um mit den terranischen Führungskräften euer Ultimatum zu besprechen.
Ich bin jedoch überzeugt..."
„Das ist nicht möglich", fiel Fünf ihm ins Wort.
Rhodan war über diese ablehnende Haltung verblüfft. „Aber wenn ihr uns den Kontakt zum HQ-Hanse nicht gewährt, dann können wir keinen Beschluß fassen", versuchte Rhodan das Spindelwesen von der Notwendigkeit eines solchen Zugeständnisses zu überzeugen. „Wir würden .zustimmen", sagte Fünf so emotionslos wie immer. „Aber wir sind außerstande, eine solche Verbindung zu ermöglichen. Wir kennen den Grund nicht. Er liegt außerhalb unseres Bereiches. Wir arbeiten daran, die Ursache zu finden."
„Was hat das zu bedeuten?"
„Wie ich sagte. Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten. In NATHAN isoliert."
Atlan trat in den Aufnahmebereich und ging dazwischen: „Wenn das ein übler Trick ist, um uns ..." Der Arkonide verstummte, als das Holo erlosch.
Wütend rief er: „Das ist doch nicht zu fassen!"
Rhodan versuchte, die Verbindung zum STALHOF wiederherzustellen. Aber die Leitung war wie tot. „Es gibt eigentlich keinen Grund, den Spindelwesen nicht zu glauben", sagte der Terraner mit langsam aufkeimender Hoffnung. „Und wenn Fünf tatsächlich die Wahrheit sagt, dann kann das eigentlich nur bedeuten, daß NATHAN weiter an Einfluß gewinnt. Es muß so sein, daß NATHANS Macht wieder wächst!"
Atlan blieb skeptisch. „Versuchen wir einfach, über Mikes Einsatztruppe mehr über diese Vorgänge zu erfahren", schlug er vor.
Rhodan griff den Vorschlag auf. Aber er bekam keine Verbindung. Die Leitung war auch in dieser Richtung tot. „Wenn weder die Spindelwesen noch NATHAN für diesen Zustand verantwortlich sind, dann ..."
„Was ist?" fragte Rhodan, nachdem Atlan so abrupt geendet hatte und sich irritiert umsah. „Mir ist, als hätte ich einen Schatten gesehen", sagte der Arkonide. „Das muß wohl Einbildung gewesen sein. Und doch - ich habe das unbestimmte Gefühl, daß da noch jemand ist."
Jetzt bemerkte auch Rhodan in Atlans Rücken eine Bewegung aus den Augenwinkeln. Als er sich blitzschnell in die Richtung wandte, sah er den Schatten.
Es war wirklich nur ein Schatten. Ein Schatten ohne Körper, der über die Wände seines geräumigen Büros huschte. Immer im Kreis herum. Der Schatten eines mächtigen, fast drei Meter großen Wesens. Mit kantigem Kopf und einer beeindruckenden Haarpracht, die unter den Rändern eines Helms hervorquoll. Unvermittelt hielt der Schatten inne, stand breitbeinig und mit in die Hüften gestemmten Armen da. Ein körperloses Monument von Kraft und Stärke.
Atlan hatte den Schatten inzwischen ebenfalls ins Auge gefaßt und betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. „Ich habe es geahnt", sagte der Arkonide laut. „Wir haben dein Zeichen erkannt. Du kannst dich uns zeigen, Moira."
Der Schatten an der Wand erlosch. Gleichzeitig begann sich an seiner Stelle die dargestellte Gestalt körperlich zu manifestieren. Es sah sehr effektvoll aus, gerade so, als komme Moira durch die massive Wand.
Ihr Gesicht lag hinter dem energetischen Visier verborgen. Dadurch klang ihre Stimme leicht gedämpft, als sie sagte: „Das hat aber lange gedauert. Ich dachte schon, ich müßte den Mond wie eine Kerze anzünden, um die gebührende Aufmerksamkeit zu bekommen.
2.
Der Raum war hoch genug, um Moira mit ihren über 2,70 Meter aufrecht gehen zu lassen und ihr noch ausreichend Kopffreiheit zu bieten. Dennoch war ihre Haltung geduckt. Sie machte so etwas wie einen Katzenbuckel, um sich der geringeren Größe ihrer Gesprächspartner etwas anzugleichen. Als sie den Kopf tiefer senkte, fielen ihre drahtigen Zöpfe nach vorne und verursachten das unangenehme Geräusch, das sich anhörte, als würde man mit Fingernägeln über Sandpapier kratzen, und das manchen Leuten eine Gänsehaut verursachte. Moira hatte die Arme seitlich ausgebreitet, als sei sie unentschlossen, ob sie Rhodan und Atlan umarmen wolle oder nicht.
Das energetische Visier löste sich auf und gab Moiras derbes, menschenähnliches Gesicht frei. Ihre tief in den Höhlen liegenden Augen wurden im
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