1695 - Entscheidung auf Luna
den Kopf zurück und lachte. Die wie aus Stahlwolle geflochtenen Zöpfe ihres Haupthaares untermalten ihr Lachen mit unangenehmem Geräusch. „Das fragst du noch, Perry?" fragte sie dann und lachte wieder übertrieben amüsiert. „Das müßtest du inzwischen aber wissen!"
Rhodan begann sich unbehaglich zu fühlen, als die Blicke ihrer unheimlichen Augen zentimeterweise über sein Gesicht nach unten wanderten und schließlich an seinem Hals hängen blieben. Er hatte sich schon einmal in einer ähnlichen Situation befunden, und diese weckte in ihm dieselben unangenehmen Assoziationen. „Was immer du wünscht, Moira, du bekommst es", sagte er. „Ein Raumschiff. Eine ganze Flotte. Jeden unbesiedelten Planeten der Milchstraße. Ein Sonnensystem, oder auch mehrere - einen ganzen Sternhaufen. Oder den entsprechenden Gegenwert in jeder gewünschten Art.
Wir können dich auch mit Howalgonium aufwiegen, wenn du das möchtest. Du brauchst es nur zu sagen."
„Kleiner, furchtsamer Rhodan", spottete Moira und schüttelte den mächtigen, kantigen und behelmten Schädel. „Aber lassen wir das leidige Thema. Sprechen wir vorerst nicht über meine Entlohnung. Das hat Zeit für irgendwann später. Besiegeln wir erst einmal unseren Pakt. Du willst mich doch verpflichten?"
„Ja."
„Dann sprich es aus!"
„Es ist mein Wunsch, daß du, Moira, uns den Mond zurückgibst und die Spindelwesen unschädlich ... nein, ich meine dingfest... machst."
Automatisch streckte ihr Rhodan die Hand hin, um ihre Abmachung durch Handschlag zu besiegeln. Aber Moira wischte sie mit einer lässigen Bewegung ihrer Pranke beiseite. „Das geht anders", klärte sie ihn auf. „Ich bin es gewohnt, meine Bündnisse fürs Leben mit der gebührenden zeremoniellen Feierlichkeit schließen ..."
*
„... denn ich war einst dem Tode so nahe, wie kein anderer Lebender, der mir bekannt ist. Ich hatte schon andere brenzlige Situationen zu überstehen - welcher Krieger nicht -, aber noch nie vorher und auch nicht später, stand ich so nahe am Abgrund. Darum weiß ich mein Leben so sehr zu schätzen.
Ich habe dir davon erzählt, Perry. Du erinnerst dich?"
Es war nach der wohl kürzesten und blutigsten Schlacht des bekannten Universums - damals, vor zwei Millionen Jahren -, daß Moira einen namenlosen Planeten aufsuchte, um sich von den Strapazen des Kampfes zu erholen. Gut vierzig Tage und mehr der pausenlosen Attacken und Abwehrkämpfe und des wiederholten Angriffes und Rückzuges hatten sie völlig ausgelaugt. Auch Sieger werden vom Töten müde.
Moira empfand es als Gunst eines gnädigen Schicksals, die sie diese abgelegene Sauerstoffwelt finden ließ. Es war der zweite Planet eines Vier-Planeten-Systems am Rande der Großen Leere. Eine blühende Welt. Voller exotischer Tiere und Pflanzen. Jedoch offenbar ohne eigenständiges intelligentes Leben. Zumindest hatte Moira keine Spuren solchen gefunden, es gab keine Anzeichen von Zivilisation. Der Planet bot sich dem Auge als unberührtes Paradies dar.
Tatsächlich war er jedoch die Hölle.
Es war Moiras „Planet des Todes", der ihr beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Es gab anscheinend irgend etwas auf dieser Welt, das Moira die verbliebene Kraft raubte. Das ihre Lebenskraft aufsaugte wie ein Vampir. Es war ein unsichtbarer, hinterhältiger Gegner, mit dem es Moira hier zu tun bekam. Ein Gegner, den sie nicht bekämpfen konnte, weil er sich ihr nicht zu erkennen gab.
Moira empfand es als Hohn eines Schicksals, dem sie zuvor noch gedankt hatte, weil es sie zu dieser vermeintlichen Oase geführt hatte. Welche Häme! Da hatte sie eine ganze Schlacht hindurch unermüdlich einen heldenhaften Kampf gegen die Stärksten der Starken geführt, Sieg um Sieg errungen. Und nun zwang sie ein Gegner in die Knie, der vermutlich lediglich von mikroskopischer Größe war.
Sie siechte dahin. Schwächer und schwächer werdend. Sie hatte längst mit dem Leben abgeschlossen, als etwas Wunderbares mit ihr passierte, das sie ins Leben zurückholte. Bereits so gut wie tot zu sein und dann doch noch ins Leben zurückzukommen, das ist auch für jemanden wie Moira, der den Tod eigentlich nicht fürchtet, eine unbeschreibliche Erfahrung.
Ein Schatten fiel auf Moira. Es war der Schatten eines Wesens von imposanter Erscheinung.
Fast von Moiras Größe und mit der Aura von Macht und Stärke. Es war der legendäre Quidor von Tanxtuunra. Jener Ritter der Tiefe, der angeblich die Allianz der tausend Galaxien in nur etwas
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