1695 - Rasputins Erben
unserem Rover passiert war.
Ich trocknete die feuchten Stellen und fuhr nach oben in unser Büro, dessen Vorzimmer mir irgendwie leer vorkam, weil Glenda Perkins nicht da war. Ich kochte mir selbst die braune Brühe und wartete auf Suko und Borodin. Beide erschienen und sahen nicht eben glücklich aus. Borodin war froh, einen Kaffee trinken zu können.
Er musste die Tasse in beide Hände nehmen, so sehr zitterte er. Zusammen mit Suko und mir betrat er unser Büro und ließ sich auf dem freien Stuhl nieder.
Wir ließen ihn in Ruhe. Er musste sich erst selbst finden. Das war wohl der Fall, als er die Tasse abstellte und uns unsichere Blicke zuwarf.
Ich lächelte ihn an. »Keine Sorge, wir werden uns auch weiter um den Fall kümmern. Außerdem sind wir vorgewarnt worden. Ihr Name war uns nicht ganz unbekannt.«
»Wieso nicht?«
»Sie kennen doch Karina Grischin?«
Für einen Moment wurde er starr. Dann holte er tief Atem und nickte in meine Richtung. »Ja, sie ist so etwas wie meine Chefin. Ich gehöre zu ihrem Kreis.«
»Und weiter?«
»Sie hat mich nach London geschickt.«
»Gut. Aber man war Ihnen hier auf den Fersen. Im Rover haben Sie den Begriff Rasputins Erben genannt. Geht es um diese Gruppe?«
»Ja, das ist so.«
Ich legte eine Schweigepause ein, die Suko ausnutzte, denn er fragte: »Das ist doch eine Sache Ihres Landes. Oder nicht?«
»Sollte es.«
»Aber?«
Borodin fuhr durch sein dichtes Haar. »Anscheinend hat man den Plan geändert. Ich hatte von Karina Grischin den Auftrag, mehr über die Gruppe zu erfahren. Und ich fand heraus, dass sich einige aus dieser Bande nach London abgesetzt haben.«
»Weshalb?« Jetzt war ich wieder an der Reihe.
»Ich kann es nicht so genau sagen. Aber es scheint zu einem großen Plan zu gehören.«
»Wie meinen Sie das?«
»Dass sie ihre Macht ausweiten wollen.«
»Im Ausland?«
Borodin nickte und hob zugleich die Schultern. Das schaffte auch nicht jeder.
»Wie meinen Sie das genau?«
Er fuhr wieder durch sein Haar. »Bisher haben wir keine Beweise, wir gehen allerdings davon aus, dass sie ein Netzwerk aufbauen wollen. In meiner Heimat haben sie bereits eine große Macht, und man spricht davon, dass eine besondere Person in ihren Diensten steht, die fast unbesiegbar ist, was mit ihrer Vergangenheit zusammenhängt, denn angeblich soll sie von Rasputin abstammen. Was daran stimmt und was Spekulation ist, das weiß ich nicht.«
»Sprechen Sie von Chandra?«
Gabriel Borodin zuckte leicht zusammen, dann nickte er mir heftig zu. »Ja, von der spreche ich.«
»Die kugelfeste Frau. Ich hatte bereits eine Begegnung mit ihr.«
»Dann gratuliere ich Ihnen, dass Sie überlebt haben.«
Ich lächelte. »Nun ja, auch ich kann mich wehren. Aber lassen wir das Thema zunächst. Warum sind Sie nach London geschickt worden? Welchen genauen Grund gab es?«
»Der ist sehr simpel. Wer hier ein Netzwerk aufbauen will, muss sich an gewisse Leute wenden, und ich gehe davon aus, dass die andere Seite das auch tut. Auch hier in London leben nicht wenige meiner Landsleute. Ich denke da nicht nur an die Mitarbeiter der Botschaft. Es gibt auch Firmen, die hier ihre Filialen haben. An deren Spitze stehen einflussreiche Menschen. Wenn es den Erben Rasputins gelingt, an sie heranzukommen, ist das so etwas wie die halbe Miete, da können sie die Grundlagen für ihr Netzwerk schaffen. Wir müssen leider befürchten, dass dies der Beginn einer weltweiten Vernetzung ist. Dem sollte ich auf die Spur kommen. Diesen Auftrag hat mir Karina Grischin gegeben.«
Ich dachte an meinen Freund Wladimir Golenkow, der so schwer verletzt worden war, dass er gelähmt im Rollstuhl sitzen musste.
Ich sagte zu Borodin: »Ihnen ist schon klar, dass Sie nicht mehr verdeckt operieren können? Man hat herausgefunden, wer Sie sind.«
»Ja. Man jagte mich. Aber Karina Grischin hat vorgesorgt und mir eine Telefonnummer hinterlassen, die ich anrufen kann, wenn die Gefahr zu groß wird.«
Ich lächelte und sagte: »Das haben Sie ja nun getan. Ab jetzt stehen Suko und ich ebenfalls auf ihrer Liste. Und sie machen kurzen Prozess mit ihren eigenen Leuten, wenn sie versagt haben. Das mussten wir leider erleben.«
Borodin nickte. »Ich habe das auch nicht gewusst, aber jetzt kann mich nichts mehr überraschen.«
Suko streckte ihm eine Hand entgegen. »Haben Sie sich denn überlegt, wie es mit Ihnen weitergeht?«
»Ich werde noch mehr aufpassen müssen als vorher schon.«
»Das versteht sich. Wie hätte denn
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