1695 - Rasputins Erben
eingriffen, sind sie auf dem gleichen Weg wieder verschwunden, den sie gekommen sind. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Schade, ich hätte sie gern vor die Mündung bekommen. Aber es ist nicht zu ändern. Jetzt müssen wir zusehen, dass wir sie erneut finden, was nicht leicht sein wird.«
»Sie haben doch mich, John. Ich bin ihr Problem. Und ich glaube nicht, dass wir sie suchen müssen. Sie werden kommen, um mich aus dem Weg zu schaffen. Das müssen sie einfach, weil ich zu viel weiß. Sie gehen davon aus, dass Hill mir einiges über sie erzählt haben muss.«
»Klar. Und dann gibt es noch Lisa Cameron.«
»Ich kenne sie nicht, John. Ich habe nur von ihr gehört. Das ist alles.«
Es klopfte aufs Wagendach. Suko schaute in den Rover. Er teilte mir mit, dass die Kollegen die Leiche mitgenommen hatten.
»Und wie sieht es bei euch aus?«, fragte er.
Ich drehte den Kopf und warf Borodin einen fragenden Blick zu. »Haben Sie sich schon entschieden, wo Sie die Nacht verbringen wollen?«
Er legte den Kopf zurück und lachte auf. »Nein, das habe ich nicht. Aber haben Sie eine Idee?«
»Wir sprachen über die Schutzhaft.«
»Darauf kann ich verzichten. Ich fahre in meine Wohnung, ich weiß jetzt um die Gefahr, und ich weiß auch, dass ich mich wehren kann. Sie sollten die Zeit nutzen und Lisa Cameron ausfindig machen. Es ist einfach die Logik dieser Mörder, dass sie sich um eine Person wie sie kümmern. Sie müssen alle Spuren löschen.«
Wir konnten ihn nicht zwingen. In seiner noch immer feuchten Kleidung stieg er aus dem Wagen und erklärte uns, dass er sich ein Taxi nehmen wollte.
»Wo finden wir Sie denn?«, fragte Suko.
Borodin gab ihm die Adresse. Noch ein letztes Nicken, dann tauchte er ab in die Dunkelheit.
Zurück ließ er zwei Männer, die sehr nachdenklich waren …
***
Lisa Cameron gehörte zu den Frauen, die zwar in einer Partnerschaft lebten, sie aber nicht so eng sah, dass man Tag für Tag aufeinander hocken musste. Und so hatten sie und ihr Freund die eigenen Wohnungen behalten. Sie sahen sich nicht jeden Tag. Oft fielen ihre Treffen auf das Wochenende.
So selbstständig Lisa gern lebte, so war sie doch etwas irritiert darüber, dass sie nicht wusste, womit ihr Freund sein Geld verdiente und welchem Beruf er nachging. Ihr war nur bekannt, dass er an der russischen Botschaft einen Job gefunden hatte, auch weil er die Sprache perfekt beherrschte, selbst russische Wurzeln hatte, und möglicherweise als Dolmetscher fungierte.
Damit hatte sie sich zum Teil zufriedengegeben, und das konnte auch der Grund sein, dass ihr Freund öfter auf Reisen war.
Sie selbst arbeitete in der Verwaltung der Stadt und hatte Zeit genug, ihrem Hobby nachzugehen.
Sie und einige Bekannte trafen sich zweimal in der Woche, um Geist und Körper ins Gleichgewicht zu bringen, und das ließ sich am besten durch Yogaübungen schaffen.
Zwei Stunden dauerte der Kursus, der in einem Nebenraum einer Schule durchgeführt wurde. Wenn zwei Stunden vor Mitternacht das Ende eingeläutet wurde, dann wussten die Frauen, was sie getan hatten.
Es gab einen kleinen Umkleideraum. Auf den Bänken verteilte sich ihre normale Straßenkleidung, die sie überstreiften. Viel wurde nicht gesprochen, die Mitglieder des Klubs befanden sich gedanklich noch bei ihren Übungen, und sie kehrten erst allmählich in ihre Normalität zurück.
Lisa Cameron war eine junge Frau von dreißig Jahren. Sie stand vor einem Spiegel und versuchte ihr Haar zu bändigen, das blondrot war. Sie schaffte es schließlich, die Flut im Nacken mit einem Gummiband zusammenzubinden. Dass einige lockige Strähnen in die Stirn fielen, störte sie nicht.
Wer sie sah, der musste sofort an eine typische Irin denken. Die Farbe des Haars, die helle Haut, die Sommersprossen darauf, die wie Tupfer wirkten, nur die Farbe der Augen passte nicht. Sie waren nicht grün, sondern grau.
Hinter ihr zogen sich die anderen Frauen an. Sie hatten sich wieder aus dem Yogabann gelöst und schnatterten durcheinander.
Hinter Lisa tauchte Helen auf. Sie und Lisa verstanden sich gut, denn beide stammten von der grünen Insel.
»Wie ist es, Lisa?« Zwei Hände legten sich auf ihre Schultern.
»Was meinst du?«
Helen zog die vollen Lippen noch mehr in die Breite. »Was machen wir mit dem angebrochenen Abend? Die Nacht ist ziemlich lau. Ich verspüre keine Müdigkeit und hätte Lust auf den einen oder anderen Drink.«
Lisa lachte. »Und den willst du nicht allein
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