1695 - Rasputins Erben
hat sie mir nicht verraten, obwohl ich ihn drängte und auch auf die Gefahren hinwies. Er hat sich dagegen gesträubt. Da kann man nichts machen.«
Ich gab nicht auf, sondern eröffnete ihm neue Möglichkeiten. »Abgesehen davon, dass man Ihnen keine Einzelheiten gesagt hat, konnten Sie nicht einen Überblick über das große Ganze bekommen? Hat er vielleicht dieses Thema angesprochen?«
»Nein, nicht richtig. Wir haben es nur gestreift. Ich weiß, dass die Erben Rasputins versuchen werden, auch im Ausland Einfluss zu gewinnen. Das geschieht über die Botschaften. Hier kommen sie schnell an Landsleute heran. Aber sie kontaktieren auch Wirtschaftsunternehmen, die hier ihre Filialen haben. Sie sind dabei, ein Netzwerk aufzubauen, wobei alles noch in den Kinderschuhen steckt. Er ist noch nicht perfekt. Man baut auf, und man muss auch Hindernisse aus dem Weg schaffen.«
»Sind die Erben Rasputins auch an Hill herangetreten?«
»Nein, das sind sie nicht. Sie haben ihn in Ruhe gelassen, und das bestimmt nicht, weil er ihnen sympathisch war. Sie konnten noch nichts mit ihm anfangen.«
»Aber er scheint ihnen sehr nahe gekommen zu sein«, sagte ich, »sonst hätte man ihn nicht umgebracht.«
»Ja. Die Erben schickten ihre Killer. Manche nennen sich auch Söhne Rasputins. Sie sind gnadenlos und zum Erfolg verdammt. Erreichen sie ihr Ziel nicht, werden sie getötet. Unsere Angreifer müssen Hill beobachtet haben. Sie sind in den See gestiegen und haben ihren Angriff unter Wasser durchgeführt. Wir haben sie zuvor nicht zu Gesicht bekommen, obwohl das Wasser nicht eben tief war. Wir haben versucht, uns zu wehren, es ist uns nicht gelungen.«
Diese Angreifer waren für mich sehr wichtig. Ich sprach auch weiterhin über sie.
»Sagen Sie, Gabriel, was haben Sie für einen Eindruck von ihnen gehabt?«
»Wie meinen Sie das?«
Es war nicht leicht, ihm das klarzumachen. »Würden Sie sagen, dass Sie es bei ihnen mit normalen Menschen zu tun gehabt haben? Oder denken Sie anders darüber?«
Borodin starrte mich an. Er konnte erst mal nichts sagen. »Gibt es auch etwas anderes als normale Menschen?«
»Das kann man wohl sagen. Ich gehe davon aus, dass es Typen waren, die manipuliert worden sind. Die nur nach Befehlen handeln, denen etwas implantiert wurde und die so an irgendeiner Befehlsmaschine hängen. Das ist natürlich etwas weit für einen normal denkenden Menschen hergeholt, aber glauben Sie mir, ich habe meine Gründe, wenn ich derartige Fragen stelle.«
»Oh je, da sagen Sie was.«
»Zu Recht?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich kann Ihnen auch nicht widersprechen, wenn ich daran denke, dass eine dieser Gestalten im Wagen regelrecht explodiert ist.«
»Genau das meine ich. So etwas ist ja auch nicht normal. Ich gehe davon aus, dass dieser Mensch manipuliert wurde. Das glaube ich auch von den anderen. Sie sind Menschen, aber man kann sie auch als Roboter bezeichnen, die alles tun, ohne nachzudenken.«
Borodin starrte mir ins Gesicht. Er dachte über meine Worte nach und nickte dann. »Ja, John, so könnte es gewesen sein. Die Erben Rasputins haben sich eine Truppe gebastelt, zu denen diese Typen gehören. Sie sind die Speerspitze. Sie führen die Aufträge aus, und man hat sie manipuliert.«
»So sehe ich das ebenfalls.«
»Aber wie hat man das getan?«
Ich wunderte mich über diese Frage. Wenn Borodin dem Geheimdienst angehörte, dann hätte er eigentlich darüber Bescheid wissen müssen, wie man Menschen manipulierte, wie man sie unter Kontrolle brachte, und ich sagte mit leiser Stimme: »Haben Sie nie etwas von Gehirnwäsche gehört? Oder von einer Hypnose, die Menschen so verändert, dass sie das tun, was andere von ihnen wollen?«
»Natürlich.«
»Eben, Gabriel, das ist es doch. Man hat diese Menschen aufs Töten programmiert. Und wenn sie versagen, werden sie regelrecht zersprengt.«
Er nickte, er schluckte und sammelte seine Worte. »Aber woher wissen die anderen denn, dass sie versagt haben? Die stehen doch nicht unter Beobachtung.«
»Und ob sie darunter stehen, Gabriel. Wer in den Einflussbereich der Manipulatoren gerät, der kann sich ihrer Kontrolle nicht mehr entziehen. Der steht immer unter Druck, wobei er es selbst nicht mehr merkt.«
Das nahm Gabriel Borodin hin, aber er wollte auch wissen, wer diesen Druck ausübte.
»Das ist die große Frage, auf die wir eine Antwort finden müssen. Ich weiß es nicht, aber wir beide wissen, dass es einen Chef gibt. Es ist der Name Ivan Smarow
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