1696 - Blutbeute
das werde ich tun.«
»Und was ist mit den Toten?«
»Wir lassen sie noch nicht sofort abholen. Das könnte zu sehr auffallen. Ich möchte keinen Feind warnen, falls sich dieser noch hier im Haus aufhält.«
»Okay, so können wir es machen.«
Es war jetzt an der Zeit, dass wir uns um Judy Simmons kümmerten. Es blieb beim Vorsatz, denn plötzlich dudelte mein Handy. Ich meldete mich sofort.
»Ja?«
»Hi, Partner!«
Eine Sekunde später verzog sich mein Gesicht, als würde ich eine Zitrone kauen. »Justine.«
»Ja, freust du dich?«
»Klar. Wie ein Kind, das zu Weihnachten keine Geschenke bekommen hat.«
»Schenken will ich dir auch etwas.«
»Und was?«
»Lass dich überraschen.«
»Wie toll. Ich kann es kaum erwarten.«
»Das weiß ich doch. Aber zunächst kannst du mir einen Gefallen tun. Ich stehe hier vor dem Haus. Drück die Tür auf. Jane Collins hat mich eingeweiht.«
So etwas Ähnliches hatte ich mir schon gedacht. Schließlich war Justine die Person, um die es im Prinzip ging. Ich ging mal davon aus, dass sie in der Lage war, uns zu helfen. Mit ein paar Schritten war ich im Flur und sorgte dafür, dass sich die Haustür öffnete.
»Jetzt mischt sie auch noch mit«, sagte Suko, der bei Judy Simmons stand und sie beruhigt hatte. Zumindest hatte er das versucht.
»Kein Wunder.«
Judy hatte uns gehört. Sie hob den Kopf an. Im Gesicht war sie noch immer sehr blass. Aber sie fragte bereits: »Ist das die Person, der ich gehören sollte?«
Suko stimmte zu.
Das Erschrecken war bei ihr nicht eben gering. »Himmel, dann ist alles aus – oder?«
Ich winkte ab. »Nein, nein, so dürfen Sie nicht denken, Judy. Sie können sich zwar wundern über eine Person wie diese Justine, im Prinzip jedoch steht sie auf unserer Seite.«
»Dann muss ich keine Angst vor ihr haben?«
»So ist es.«
Suko und ich sahen, dass sie aufatmete. Dann flüsterte sie: »Ich möchte, dass Sie trotzdem bei mir bleiben. Geht das?«
»Versprochen«, sagte Suko.
Ich ließ die beiden allein und ging in den kleinen Flur, um dort die Tür zu öffnen. Der Zeitpunkt war genau richtig. So musste Justine Cavallo sich nicht erst bemerkbar machen.
»Komm rein«, sagte ich.
Sie lächelte mich an. Sie war wie immer perfekt gestylt und auch so gekleidet wie immer.
»Wie sieht es aus, Partner? Jane hat mir einiges erzählt und …«
Das Wort Partner überhörte ich mal wieder und sagte nur: »Komm mit, dann wirst du es sehen.«
»Wunderbar.«
Die Blutsaugerin musste nur einen Schritt gehen, dann stand sie im Flur und sah es selbst.
Während ich die Tür schloss, pfiff sie durch die Zähne. »Da habt ihr ja ganze Arbeit geleistet.«
»So ähnlich. Wenn du den zweiten Halbvampir sehen willst, geh ins Wohnzimmer.«
»Aber gern. Du weißt doch selbst, welch ein Vergnügen mir das bereitet, sie tot zu sehen.«
Da hatte sie ausnahmsweise mal recht. Wenn es jemanden gab, der die Halbvampire hasste, dann war sie es. Aber darüber machte ich mir keine Gedanken.
Sie sah auch Suko, grinste ihm kurz zu, ohne dass sie Notiz von Judy Simmons nahm. Sie warf dem Toten einen knappen Blick zu und meinte zu uns: »Gute Arbeit.«
»Lass das mal dahingestellt sein«, sagte ich. »Eine andere Frage, kennst du die Typen?«
Justine runzelte ihre glatte Stirn und verzog zusätzlich noch die Mundwinkel.
»Müsste ich das?«
»Keine Ahnung, ich habe dich nur etwas gefragt.«
Sie strich über ihren Nasenrücken und versuchte, eine seriöse Antwort zu geben. »Nein, ich habe sie noch nie zuvor gesehen. Das ist der erste Kontakt.«
»Bist du dir sicher?«
Sie funkelte mich an. »Wenn ich es dir doch sage!«
»Schon gut«, wiegelte ich ab, ohne allerdings richtig überzeugt zu sein. Ich traute der Vampirin nicht. Schon oft genug hatte sie ihr eigenes Spiel durchgezogen und uns dumm aussehen lassen. Zudem war sie eine gute Schauspielerin.
»Jedenfalls wollten dir die beiden die Blutbeute bringen.«
»Und dann?«
»Keine Ahnung. Aber ich kann dir sagen, dass noch mindestens eine andere Person mitmischt. Eine Frau, eine Halbvampirin, die Judy die Verletzung beigebracht hat. Mehr kann ich dir nicht sagen, denn weiter bin ich nicht gekommen.«
»Was weiß sie denn darüber?«
»Sie kennt die Person nicht. Es kann sein, dass sie noch mal zuschlägt. Wir werden auf jeden Fall die Augen offen halten. Der Fall und die Nacht sind noch nicht vorbei.«
Als hätte ich ein Stichwort gegeben, meldete sich das Telefon. Kein Handy, sondern ein
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