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1696 - In den Ruinen des Mars

Titel: 1696 - In den Ruinen des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dabei zwangsläufig aus und war imstande, auch große Felsbrocken nach und nach in Trümmer zu zerlegen. Auf dem extrem wasserarmen Mars gab es diesen Effekt kaum, hier machte sich eher die Gewalt von Staubstürmen bemerkbar, die nach und nach ganze Gebirge hatten abschmirgeln können.
    Auch davor waren diese untermarsianischen Bauwerke weitgehend geschützt geblieben. Was ihnen hatte zusetzen können, war allein die Temperatur; Hitze, die das Material ausdehnte, Kälte, die es zusammenzog, und den stete Wechsel, der das Material nach und nach ermüden und zum Bruch bringen konnte. „Dort ist eine Öffnung!" rief Turan Uigur; das Entdeckerfieber hatte auch ihn gepackt. Boris Siankow und Myles Kantor wechselten einen raschen amüsierten Blick.
    Wahrscheinlich hoffte der junge Mann, aus dem Inneren dieses Gebäudes sagenhafte Schätze oder vorzeitliche Kunstwerke ans Tageslicht befördern zu können, vielleicht sogar das Nonplusultra einer Ausgrabung: die bestens erhaltene Mumie eines vorzeitlichen Herrschers.
    Die Wahrscheinlichkeit dafür war gering, schätzte Myles Kantor; es war lediglich eine Ahnung, nicht mehr, aber seine Ahnungen hatten ihn nur selten getrogen. „Dann setzen wir hier an", bestimmte Boris Siankow. „Vergrößert den Zugang, aber seid vorsichtig." Die Robots traten in Aktion und begannen damit, die entdeckte Öffnung in ihrer ganzen Größe freizulegen. Siankow und Kantor waren sich im klaren darüber, daß sie ihre Ausgrabung mit geradezu barbarischen Mitteln vorantrieben, ungefähr so wie jener Ägyptologe, der Pyramidenkammern mit Sturmböcken aufgebrochen hatte. Fachgerecht wäre es gewesen, hätten sie sich Zentimeter für Zentimeter vorgearbeitet, den geförderten Sand sorgsam durchsiebt, um auch nicht das geringste Fundstück zu verlieren, und zudem jeden Fund sorgsam mit Abbildungen dokumentiert. Allerdings hätte sich die Erforschung dieser Anlage dann wahrscheinlich bis ins nächste Jahrhundert erstreckt, und soviel Zeit stand beim besten Willen nicht zur Verfügung. Turan Uigur war das Tempo recht. Er sah die Angelegenheit weniger wissenschaftlich. Für ihn war es ein technisches Problem und eine eher sportliche Herausforderung: Wann hatte man schon die Gelegenheit, seiner brennenden Neugierde so ungehemmt frönen zu können? Die Robots saugten mit ihren Maschinen den Sand aus der Öffnung und legten einen Eingang frei. Gleichzeitig waren andere Gruppen damit beschäftigt, sich an den Konturen des Gebäudes entlangzuarbeiten, um dessen Abmessungen feststellen zu können. Während der ganzen Zeit lief die Arbeit in den Kontrollgräben weiter; auch die Umrisse der gesamten Ruinenanlage mußten ermittelt werden. Der Boden wurde sichtbar. Er war mit zehn zu zehn Metern großen Platten aus demselben Material wie die Wände ausgelegt worden. Es zeichnete sich ab, daß die Gräber auf einem öffentlichen Platz, einem großen Hof oder dergleichen herausgekommen waren. Auch der erste Kubikmeter Material hinter der Öffnung wurde abgesaugt, ohne daß etwas Besonderes gefunden werden konnte. „Vier Meter Höhe", stellte Boris Siankow fest. „Und ebenso breit. Wenn die Erbauer ähnlichen Konstruktionsprinzipien gefolgt sind wie irdische Baumeister, dann müßten sie schätzungsweise drei Meter groß gewesen sein."
    „Und ziemlich stämmig von Gestalt", merkte Myles Kantor an. Diese Vermutung konnte allerdings nur dann zutreffen, wenn sich die Bauherren dieser Anlage so verhalten hatten wie die sehr frühen Architekten Terras.
    Kantor war historisch bewandert genug, um sich daran zu erinnern, daß es auch Phasen der Architektur gegeben hatte, in denen menschliche Behausungen eher Spezialhangars für Fragmentraumer der Posbis geglichen hatten. „Weiter", ordnete Boris Siankow an. „Außerdem brauchen wir Licht." Der erste Raum wurde komplett freigelegt.
    Handscheinwerfer wurden gebracht, und Boris Siankow erlaubte sich das Vorrecht, als wohl erstes Lebewesen nach vielen Jahrhunderttausenden diesen Raum wieder zu betreten. Myles Kantor folgte. Die beiden Wissenschaftler stießen auf das, was sie erwartet hatten. Eine Kammer war entdeckt worden, acht auf zwölf Meter groß und vier Meter hoch. Es gab drei Zugänge zu dieser Kammer, einer von außen sowie zwei, die von innen in den Raum führten.
    Boris Siankow ließ langsam den Strahl des Handscheinwerfers über die Wände gleiten. Überall der gleiche Anblick. Schmucklose gerade Wände aus dem gleichen Material. Keine Malereien an den Wänden,

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