1697 - Aibons Echsenfalle
Gesichtern, wobei das Wort flach zutraf, denn sie hatten so gut wie kein Profil.
Angefasst hatten wir sie noch nicht. Die grünen Augen starrten zu uns hoch. Die Gesichter schimmerten in diesem schwachen Gelb. Wir mussten mit ihnen kommunizieren, und ich wollte sie anfassen und ansprechen, als etwas geschah, womit wir nicht gerechnet hatten. Ob sie tatsächlich einen normalen Körper hatten, zogen wir immer mehr in Zweifel, denn vor unseren Augen trat die Veränderung ein.
Die Männer in Grau lösten sich auf.
Es war ein Phänomen. Es lief nicht unbedingt schnell ab. Zuerst wurden die Körper leicht durchsichtig. Sie verloren an Farbe, und es gab auch keinen Widerstand mehr – falls es den überhaupt gegeben hatte -, dann waren sie weg.
Aufgelöst! Verschwunden!
Wir hatten das Nachsehen und schauten auf die Treppenstufen, auf denen niemand mehr lag.
Ich dachte, dass wir wohl nicht den großen Sieg errungen hatten. Jedenfalls waren sie verschwunden. Das allein zählte für mich. Aber waren sie auch vernichtet?
Ich schaute Suko an.
Bevor ich noch eine Frage stellen konnte, hob er die Schultern. »Ich weiß auch nicht, was das zu bedeuten hat. Ich habe nicht mal mit der Peitsche zugeschlagen. Ich habe ihnen nur die Steine abgenommen.«
»Steine«, murmelte ich und nickte Suko zu. »Genau das ist es. Steine. Sie sind oder waren ihr Lebenselixier, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Und jetzt liegen sie hinter dir.«
Ich drehte mich um. Wir standen beide auf der Treppe. Vor uns lagen noch drei Stufen und darauf lagen die schwarzen Steine, die den Männern in Grau so viel Kraft gegeben hatten.
Suko und ich blickten uns an. So frei hatten wir die Steine noch nie gesehen. Bisher hatten sie sich immer im Besitz der Männer in Grau befunden. Es reizte uns natürlich, sie anzuheben oder sie zu zerstören.
»Was ist mit dir?«, fragte Suko.
»Ich denke über etwas Bestimmtes nach.«
»Ich auch. Es sind die Steine.«
»Genau.«
»Gefährlich oder nicht?«
Da hatte er das Problem angesprochen, das mich beschäftigte. Die Steine sahen harmlos aus. Sie waren flach und oval. Es gab weder Ecken noch Kanten, wer sie in seine Hände legte, würde wunderbar mit ihnen spielen können.
Harmlos – oder?
So richtig konnte ich nicht daran glauben. Man musste ihnen schon mit einer gewissen Vorsicht begegnen, und der Meinung war auch Suko.
»Es ist sicherer, wenn wir sie zerstören.«
»Und wie willst du das bewerkstelligen?«
Er hatte die Dämonenpeitsche ausgefahren in seinen Gürtel gesteckt. Jetzt zog er sie wieder hervor. Zu sagen brauchte er nichts. Es lag auf der Hand, was er wollte.
»Gut«, sagte ich, »ein Versuch schadet nicht.«
Er wollte es tun, als sich Eric Quinn meldete. Er und Sid Monroe hatten alles gesehen. Sie waren nicht in der Lage gewesen, einzugreifen, ihnen fehlten fünf Sekunden. Ob sie das genau wussten, war mir unbekannt, doch jetzt hatten sie sich wieder einigermaßen gefangen, und Quinn machte sich zum Sprecher.
»Ist denn die Gefahr vorbei?«, fragte er. Mit kleinen Schritten bewegte er sich in unsere Richtung.
»Wir wissen es nicht genau«, antwortete Suko.
»Aber die grauen Männer sind doch weg.«
»Das stimmt.«
Quinn blieb stehen. Er deutete auf die schwarzen Steine. »Was wollen Sie denn mit denen machen?«
Suko warnte ihn. »Sie und Monroe lassen bitte die Finger davon. Keiner von uns weiß, was in ihnen steckt. Sie sehen aus wie Kohlestücke, aber das sind sie bestimmt nicht.«
»Was dann?« Er hatte mit der Neugierde des Wissenschaftlers gefragt. »Wissen Sie, ich habe von ihnen noch nichts gehört. Da stand nichts in meinen Unterlagen, Sie wissen schon, in den alten Geschichten. Deshalb bin ich ziemlich neugierig und …«
»Neugierde kann lebensgefährlich werden«, sagte Suko und schickte ihn zurück zu Monroe.
Wir brauchten freie Bahn und wollten auf keinen Fall durch Fragen abgelenkt werden.
Wichtig war jetzt Sukos Dämonenpeitsche, die er schlagbereit in der Hand hielt. Er schaute noch mal auf die beiden Steine, die recht dicht beisammen lagen, sodass er sie mit einem Schlag erwischen konnte.
Suko musste nicht groß ausholen. Er konnte aus dem Handgelenk schlagen.
»Jetzt!«, flüsterte er mir zu.
Dann schlug er zu und traf genau!
***
Ich hatte den kurzen Weg der Riemen verfolgt. Ich sah auch, wie sie gegen das Ziel klatschten, und rechnete damit, dass die gefährlichen Steine zerstört wurden.
Im ersten Moment passierte nichts. Suko hatte zudem nicht sehr
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