Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
wegführen. Ein paar günstige Gelegenheiten gibt es schon. Nur müsste es bald losgehen. Bei Tageslicht dürften wir kaum eine Chance haben.«
Wie auf ein Stichwort wurde die Tür aufgerissen, und Verbas von Peqini stand auf der Schwelle, breitbeinig, die Hände
auf den Hüften. Sofort hatte Fidelma ihre Kapuze über den
Kopf geworfen.
»Nun, wie weit seid ihr?«, rief er einem der Wärter auf Latein zu. »Ist alles fertig?«
»Alles bereit, Herr«, lautete die Antwort.
»Dann führt sie hinaus und stellt sie in einer Reihe auf. Vor
Tagesanbruch will ich aus der Stadt sein.«
Die Wächter drängten die Frauen die Steinstufen hinauf und
durch die Tür in den Seitengarten der Villa. Dreißig Frauen
und sieben Kinder, eins davon noch ein Säugling, der auf dem
Arm getragen wurde, waren jeweils zu zweit aneinandergekettet. Draußen wurden sie von weiteren Wächtern erwartet. »Die Kinder nach vorn, alle anderen dahinter. Beeilt euch!« Die Frauen begannen sich aufzustellen, und Fidelma und
Valretrade schoben sich rasch in die Mitte der Kolonne, die
sich bildete.
Man brachte Verbas ein Pferd. Er stieg auf und maß seine
Untergebenen mit verächtlichen Blicken. »Jeder, der versucht
zu fliehen, bekommt die Peitsche zu spüren«, rief er mit rauer
Stimme. »Aufseher, falls eine nicht Latein versteht, sollen ihr
die Mitgefangenen klarmachen, welche Strafe sie erwartet.
Dass mir das in Ordnung geht! Ihr werdet euch jetzt rasch
und lautlos bewegen. Verstanden?«
»Verstanden, Herr«, rief der Oberaufseher.
Verbas gab das Zeichen zum Aufbruch und ritt langsam durch das Seitenportal der Villa. Die Frauen aber wurden über das Kopfsteinpflaster durch die Straßen getrieben.
»Ich verlass mich auf dich«, flüsterte Fidelma ihrer Gefährtin zu. »Gib mir ein Zeichen, wenn wir uns der nächsten schmalen Gasse nähern. Dann müssen wir um unser Leben rennen.«
Valretrade nickte kaum merklich. Zwei Straßen hatten sie überquert und gerieten nun in ein Viertel mit vielen Seitenstraßen. »Weiter unten geht rechts ein schmaler Durchgang ab. Führt kreuz und quer durch ein Labyrinth, an manchen Stellen ist er so eng, dass kaum ein Mensch durchkommt.«
Fidelma ging dicht neben ihr und fasste sie bei der Hand. »Wir rennen beide los, wenn ich es sage«, flüsterte sie entschlossen.
»Beide zugleich!«, hauchte Valretrade.
Schon kamen sie im Halbdunkel dem Durchgang näher, zum Überlegen blieb keine Zeit. Sobald sie auf seiner Höhe waren, gab Fidelma das Signal: »Los!« Die beiden Frauen sprangen mit einem Satz in die düstere Gasse. Sie hielten sich angefasst, damit die Handschellen sie möglichst wenig behinderten. Dann rannten sie über das Katzenkopfpflaster, so schnell sie nur konnten. Hinter sich hörten sie wütendes Gebrüll und schrille Schreie.
    Mitternacht war längst vorüber, als Bruder Chilperic endlich von seinem Erkundungsgang zurückkam und berichtete, der major domus in Gräfin Beretrudes Villa hätte ihm bestätigt, dass niemand Schwester Fidelma zu Gesicht bekommen habe. Der Art seiner Auskunft war zu entnehmen, dass der Hüter des Hauses sich nicht die Mühe gemacht hatte, seine Herrin zu fragen, sondern Bruder Chilperic am Tor der Villa kalt lächelnd abgefertigt hatte. Genau das hatte Eadulf befürchtet.
    Abt Ségdae konnte ihn nur mit Mühe davon abhalten, selber zur Villa zu gehen. »Damit hilfst du keinem. Wenn es so ist, wie du vermutest, dass der major domus lügt und dass sogar Gräfin Beretrude ihre Hand im Spiele hat, dann bringst du nicht nur dich, sondern auch Fidelma in Gefahr.«
    »Aber was können wir sonst tun?«, fragte Eadulf verzweifelt.
»Warten wir, bis der Tag anbricht. Im Licht der Morgensonne klärt sich vieles. Du brauchst ein paar Stunden Ruhe.«
»Wie soll ich jetzt Ruhe finden?«, murmelte Eadulf.
»Entspanne dich und meditiere. Nach der Morgenandacht teilen wir Bischof Leodegar mit, dass wir zur Villa gehen und darauf bestehen werden, Beretrude persönlich zu sprechen.«
Erst nach längerem Zureden, und selbst auch dann noch widerstrebend, willigte Eadulf ein, sich ins Gästequartier zu begeben. Ruhe finden konnte er sobald nicht, doch schließlich übermannte ihn der Schlaf. Als er erwachte, war es bereits hell, und eine Glocke läutete zur Morgenandacht.
    Kaum waren Fidelma und Valretrade in die dunkle Gasse gerannt, drängten sich die anderen Frauen vor dem Durchgang zusammen, versperrten ihn mit ihren Leibern und hinderten die Wachposten, den Flüchtigen nachzusetzen. Blindwütig

Weitere Kostenlose Bücher