17 - Das Konzil der Verdammten
»Davon später. Jetzt sind erst einmal zwei Dinge wichtig. Kannst du uns von diesen Handschellen befreien, Ageric? Und habt ihr was zu essen und zu trinken im Haus? Wir erzählen euch die ganze Geschichte, während du arbeitest und wir essen.«
Magnatrude machte sich sofort daran, etwas Essbares herbeizuschaffen, und ihr Mann prüfte mit sachkundigem Blick die Fesseleisen.
»Das ist ein Kinderspiel«, meinte er, befühlte Kette und Schellen und verschwand nach nebenan.
»Ageric ist nämlich Schmied«, erklärte Valretrade.
»Und einer der besten in der Stadt«, ergänzte ihre ältere Schwester, die mit Apfelwein, Brot und Ziegenkäse zurückkam.
Während sie die Becher leerten, erschien Ageric mit einem Schlüsselbund in der Hand. »Ich muss nicht einmal die Schlösser aufbrechen und schon gar nicht die Kette durchsägen. Einer von diesen Dingern dürfte passen.«
Er setzte sich und probierte einen Schlüssel nach dem anderen. Derweil schilderte Valretrade, was ihnen widerfahren
war. Sie labten sich noch an Brot und Käse, da lagen schon
Kette und Handschellen auf dem Boden. Aus der Morgendämmerung war inzwischen heller Tag geworden, und das Gezwitscher der Vögel hatte aufgehört.
»Wenn Bischof Leodegar und Gräfin Beretrude mit in dem
Komplott stecken, die Frauen als Sklaven zu verkaufen, an wen
soll man sich dann halten, um Gerechtigkeit zu erwirken?«,
überlegte Magnatrude laut.
»Euch bleibt nichts weiter übrig, als sich den Tag über hier
zu verbergen, bei Nacht die Stadt zu verlassen und euch
irgendwohin zu begeben, wo Beretrudes Arm und der ihrer
Sippschaft nicht hinreicht und wo auch Leodegar keine Gewalt hat«, riet ihnen Ageric.
»Die Stadt verlassen, in der ich aufgewachsen bin?« Valretrade wies den Gedanken entschieden von sich. »Euch verlassen, meine nächsten Verwandten? Und was wird aus dem
armen Sigeric? Nein, das ist kein Ausweg.«
Magnatrude schaute Fidelma an, die bisher wortlos zugehört hatte. »Du kommst aus Hibernia und gehst gewiss dorthin zurück. Wie wäre es, wenn du unsere Schwester mitnimmst? Ich habe gehört, es lässt sich dort gut leben. Vielleicht
kann Sigeric später nachkommen.«
»Ich fürchte, es ist meine Pflicht, noch eine Weile in Autun
zu bleiben«, erwiderte Fidelma verhalten.
»Wieso deine Pflicht?«, wollte Ageric wissen.
Ihnen zu erklären, dass sie eine dálaigh war, eine Anwältin
im Rechtswesen ihres Volkes, und was das mit sich brachte,
war reichlich schwierig.
»In der Abtei ist jemand, zu dem ich unbedingt Verbindung
aufnehmen muss«, begann sie.
»Sigeric?«, fragte Valretrade eifrig.
»Nein, nicht Sigeric, jedenfalls nicht gleich. Ich muss Bruder Eadulf, meinen Gatten, benachrichtigen, aber es wäre sinnlos, selber zur Abtei zu gehen und ihn zu suchen. Dort schleichen zu viele Feinde herum. Man würde mich gefangennehmen, noch ehe ich ihn zu Gesicht bekäme.« Fragend blickte sie zu Ageric. »Kennt man dich in der Abtei, Ageric?«
Der Schmied zuckte mit den Achseln. »Eigentlich nicht. Früher habe ich für den alten Abt gearbeitet, bevor Leodegar ans Ruder kam. Bin schon etliche Jahre nicht mehr dort gewesen. Meine Kundschaft habe ich nur in der Stadt.«
»Man würde dich nicht als Valretrades Schwager erkennen?«
»Ich bezweifle, dass dort überhaupt jemand etwas von unseren familiären Beziehungen weiß.«
»Es würde uns sehr helfen, Ageric, wenn du zur Abtei gehst, Bruder Eadulf ausfindig machst und ihm eine Nachricht überbringst. Aber es sollte möglichst kein anderer etwas davon mitbekommen.«
»Wenn man mich fragt, sag ich einfach, ich wollte mich erkundigen, ob sie in der Abtei Arbeit für einen Hufschmied haben«, schlug er vor.
»Gut so. Wenn du Eadulf allein sprechen kannst, sage ihm, er soll mit dir gehen, du würdest ihn zu mir bringen. Natürlich müsst ihr achtgeben, dass euch niemand folgt. Wenn du mit ihm nur in Gegenwart anderer reden kannst, sag ihm, du hättest gehört, Alchú würde ihn sehr vermissen und du müsstest ihn unter vier Augen sprechen. Merk dir den Namen … Alchú. Er weiß dann, dass ich dich geschickt habe.«
Ageric wiederholte den Namen.
Valretrade gähnte, und auch Fidelma war nach den überstandenen Strapazen völlig erschöpft.
»Gestern Nacht haben wir kaum geschlafen. Es wäre schön, wenn wir uns eine Weile hinlegen könnten.«
Fürsorglich nahm Magnatrude ihre Schwester am Arm. »Legt euch erst einmal in unser Bett. Später wollen wir beratschlagen, wie es mit euch weitergehen soll.«
»Weiß jemand in der
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