17 - Das Konzil der Verdammten
zurück warst, bin ich zu Ségdae gegangen und habe ihm erzählt, was du vorhattest. Wir haben Abt Leodegar aufgesucht und verlangt, er solle mit uns gemeinsam zu Beretrude gehen und nachfragen, ob du in der Villa bist. Er hat sich aber geweigert und Bruder Chilperic losgeschickt, dem am Tor bereits mitgeteilt wurde, niemand habe dich dort gesehen.«
Fidelma verzog das Gesicht. »Beretrude macht sich eines Verbrechens schuldig, sie verkauft Angehörige des domus feminarum in die Sklaverei. Wenigstens kann ich jetzt klären, wie das vor sich gegangen ist.«
»Sie verfügt über eine große Schar Krieger«, warnte Eadulf, den ihre Feststellung nicht überraschte. »Was hast du vor?«
»Sind Ségdae und seine Leute noch in der Abtei?«
»Ich habe ihn gebeten, dort zu bleiben und zu niemandem etwas zu sagen, bis ich mit dir gesprochen habe. Ich würde ihn dann wissen lassen, was zu tun sei.«
»Hast du die Antwort auf meine Frage gefunden?«
»Über Benén mac Sesenén?« Eadulf wunderte sich, wie rasch sie das Thema wechselte. »O ja. Deine Vermutung war richtig, er hatte noch einen lateinischen Namen.«
»Sein lateinischer Klostername war Benignus, nicht wahr?«
Eadulf stutzte einen Moment, ehe er bestätigte: »Stimmt.«
Bedächtig wiegte Fidelma den Kopf. Alles schien zueinanderzupassen.
»Bischof Leodegar – wie hat er eure Nachricht über mein Verschwinden aufgenommen? War er besorgt – oder meinst du, er hat gewusst, was sich in der Villa abspielt?«
Eadulf überlegte kurz. »Er versteht es gut, seine Gefühle zu beherrschen. Wahrscheinlich machte er sich mehr Gedanken darüber, wie Nuntius Peregrinus sich verhalten würde, wenn er erführe, du seist plötzlich verschwunden. Doch genug der Fragen. Erzähl mir erst einmal, was dir zugestoßen ist.«
Sie schilderte ihm so gedrängt wie möglich, was sie erlebt hatte. Als sie Verbas von Peqini erwähnte, verfinsterte sich seine Miene.
Dann kam sie zu dem, was sie vorhatte: »Ich bin in meiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, Eadulf, und muss mich ganz und gar auf dich verlassen. Heute Nacht muss ich im Schutze der Dunkelheit unbemerkt in die Abtei gelangen. Abgesehen von Abt Ségdae und seinen Begleitern, wissen wir nicht, wer dort Freund und wer Feind ist. Wir müssen auf alles gefasst sein.«
Entschuldigend blickte sie zu Valretrade, denn bisher hatte sie mit Eadulf Gälisch geredet, wie sie es immer taten, wenn sie unter sich waren. »Ich denke, wir können uns darauf verlassen, dass uns Bruder Sigeric unterstützt.«
Bei der Nennung des Namens schaute Valretrade auf. »Sigeric? Ist ihm etwas zugestoßen?«, fragte sie auf Latein.
Eadulf beruhigte sie. »Er ist wohlauf, vergeht aber fast vor Kummer um dich.«
»Morgen früh will ich den Versuch unternehmen, all die düsteren Vorkommnisse aufzuklären«, sagte Fidelma.
»Bereits morgen früh?«, fragte Eadulf verwundert. »Bis dahin soll alles klar sein?«
»Ja, einige Dinge vorausgesetzt: Zuallererst musst du zur Abtei zurückkehren und Abt Ségdae ins Bild setzen. Sobald es dunkel ist, muss er mich in die Abtei schmuggeln. Valretrade kommt mit mir. Außer Ségdae darf niemand etwas von unserer Rückkehr erfahren. Du aber wirst dir ein Pferd beschaffen und zu Chlothar reiten. Du musst ihn mitsamt seinen Kriegern in die Abtei bringen, ohne dass jemand etwas merkt. Und gib acht, dass Guntram mitkommt.«
»Fünfzig Krieger? Wie sollen die unbemerkt in die Stadt einziehen und dann noch in die Abtei?«
»Dabei wird Bruder Sigeric eine wichtige Rolle spielen. In den Teil des Plans musst du Chlothar besonders gründlich einweihen. Setz dich auch gegen Ebroin durch. Ich bin sicher, er wird allerlei Einwände haben. Er mag dem König vollkommen ergeben sein, aber Feingefühl ist seine Sache nicht.«
»Also, was habe ich zu tun?«
»Wie du weißt, liegt die Abtei in der Südwestecke der Stadt und grenzt an die Stadtmauer. Du erinnerst dich doch, dass Sigeric uns von dem unterirdischen Gang erzählt hat, der von den Gewölben unter der Kapelle ins Freie führt. Die Tür, durch die man von der Stadtmauer aus in den Gang hineinkommt, lässt sich nur von innen öffnen. Ich werde Sigeric bitten, sie noch vor dem Morgengrauen aufzumachen. Du schaffst Chlothar und seine Mannen genau an diese Stelle. Wirst du sie finden?«
»Das schon, wenn Sigeric sie mit einer Laterne genau bezeichnet.«
»Guter Hinweis. Das soll geschehen.«
»Aber woher bekomme ich ein Pferd, um zu Guntrams Festung zu reiten?«
»Ageric, hast du ein gutes
Weitere Kostenlose Bücher