17 - Das Konzil der Verdammten
miteinander verbunden, sondern auch in der Ehe. In unseren Kirchen kennen wir nicht das Gebot des Zölibats.« Der junge Mann zauderte. »Dann werdet ihr mich verstehen«, meinte er fast flehentlich.
»Verstehen können wir dich nur, wenn wir wissen, was du im Grunde deines Herzens zum Ausdruck bringen möchtest, Sigeric. Erzähl, was dich neulich in der Nacht kurz vor Tagesanbruch umgetrieben hat.«
Er biss sich auf die Lippen. »Ich war mit einem Mädchen verabredet.«
Er hielt inne, und Fidelma musste ihm auf die Sprünge helfen.
»Wer war das Mädchen?«
»Sie heißt Valretrade und ist eine der Nonnen, die im domus feminarum jenseits der Mauer ihren Dienst tun. Wir haben uns angefreundet, als das hier noch eine Klostergemeinschaft von Männern und Frauen war. Sie hat wie ich eine glückliche Hand im Kopieren von alten Texten, und so lernten wir uns kennen. Als der Bischof dann die Lebensbereiche der Brüder und Schwestern trennte, haben wir einen Weg gefunden, uns regelmäßig zu sehen.«
»In jener Nacht warst du also zu einer Verabredung mit Valretrade unterwegs?«
»Ich hatte von ihr ein Zeichen erhalten, dass sie mich dringend sehen müsste.«
»Wie habt ihr das mit dem Zeichen bewerkstelligt?«
»Es ist im Grunde genommen eine einfache Methode. Mein Zimmer geht, wie gesagt, auf den Hof hinaus, der zwischen der Abtei und dem domus feminarum liegt. Fast direkt gegenüber liegt Valretrades Kammer. Wir haben vereinbart, dass wir in dringenden Fällen, die ein Treffen nötig machen, immer eine brennende Kerze ins Fenster stellen.«
»Und in besagter Nacht hattest du die brennende Kerze gesehen?«
Er nickte eifrig. »Ich schlief unruhig und wurde wach. Da sah ich die Kerze. Ich zündete meinerseits eine an und stellte sie ins Fenster. Die Verabredung besagte, wenn der andere das Zeichen bemerkt hatte, würde er seine Kerze nehmen und dreimal hin und her schwenken. Valretrade tat es, und ich machte das Gleiche. Löschte sie dann ihre Kerze, bedeutete es, dass sie zu unserem Treffpunkt ging. Alles geschah wie vereinbart, und so löschte auch ich meine Kerze und machte mich auf den Weg zu unserem Treffpunkt.«
»Was, wenn du nicht wach geworden wärest und die Kerze nicht gesehen hättest? Eine absolut sichere Verständigungsmethode ist das nicht.«
»Der Einwand ist berechtigt«, gestand ihr der junge Mann zu. »Aber unter den gegebenen Umständen hatten wir keine andere Möglichkeit. Normalerweise gab es ja auch keinen Anlass zu außergewöhnlichen Begegnungen. In welchen Nächten wir uns treffen würden, stand im Allgemeinen fest. Nur neulich war es anders. Das Signal bedeutete, es ist wichtig.«
»Und wo habt ihr euch getroffen?«
»Unser Treffpunkt ist an einer bestimmten Grabstätte in den Katakomben unter der Abtei. Es ist eine alte Nekropolis, wo alle früheren Bischöfe der Abtei liegen.«
»Du bist also dorthin gegangen und hast Valretrade getroffen?«
»Ich bin gar nicht mehr bis dorthin gelangt. Als ich an Bischof Ordgars Gemach vorbeikam, war die Tür halboffen, und mir bot sich ein grausamer Anblick: Der Mann aus Hibernia und der Britannier lagen blutend auf der Erde, und der Angelsachse lag bewusstlos hingestreckt auf dem Bett. Nur kurz schwankte ich zwischen Pflichterfüllung gegenüber der Abtei und meiner Sorge um Valretrade, sagte mir aber, ich müsste den Bischof wecken und tat es auch. Dann verging eine weitere Stunde, ehe ich loskam. Als ich endlich zu den Katakomben gelangte, war Valretrade dort nicht zu finden.« »Was hast du daraufhin gemacht?«
»Ich bin in mein Zimmer zurückgegangen und habe wieder die Kerze angezündet. Bis zum Morgengrauen habe ich auf eine Antwort gewartet, doch vergebens. Ich zermarterte mir das Hirn, und dann fiel mir ein, dass es nach der ersten Verständigung den Anschein gehabt hatte, als wäre die Kerze gelöscht worden, doch sie hatte sie möglicherweise nur vom Fenster weggerückt, vielleicht an einen anderen Platz gestellt. Zunächst sagte ich mir, sie hätte das Licht eventuell gebraucht. Als sich bis zum Tagesanbruch nichts tat, dachte ich, sie hätte mein Zeichen nicht wahrgenommen und es sich anders überlegt, sei gar nicht erst losgegangen.«
»Inzwischen ist eine Woche verstrichen. Wie hat dir Valretrade erklärt, warum sie dich so dringend sehen musste und ob sie euer Geheimzeichen missverstanden hat?« Niedergeschlagen sah Bruder Sigeric die beiden an. »Nichts hat sie mir erklärt, denn ich habe sie seither nicht wiedergesehen.«
Eadulf legte die
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