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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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zu begegnen. Ihm waren genügend Geschichten über dessen Arroganz zu Ohren gekommen, und wenn man ihm nicht gleich bei der ersten Begegnung zu erkennen gab, mit wem er es zu tun hatte, würden sie kaum eine vernünftige Befragung mit ihm zuwege bringen. Unbeirrt hielt er dem luchsähnlichen Blick des Bischofs stand.
    »Mir hatte man gesagt, der Name von der Frau da wäre Schwester Fidelma«, polterte der los und verzog spöttisch den Mund.
    »Der Glaube verbindet Menschen unterschiedlichster Herkunft«, erklärte Eadulf gleichmütig, »aber du hast natürlich recht. Alle, die dem Glauben dienen, sind gleich, einer wie der andere, egal ob Bischof oder Abt. Und ›die Frau‹, wie du sie zu nennen beliebst, ist meine Ehefrau.«
    Wieder wählte er seine Worte mit Bedacht und gezielter Betonung, damit ihn der Bischof auch ja nicht falsch verstünde. Dann wandte er sich dem jungen Mann zu, der sie hatte begrüßen wollen. »Und wer bist du?«
    »Ich bin Bruder Benevolentia, Kämmerer meines Herrn, Bischof Ordgar.«
»Du bist aber kein Angelsachse?«
»Das stimmt, Bruder, ich bin Burgunde.«
Fidelma hatte Schwierigkeiten, der Unterhaltung zu folgen. Zwar verfügte sie über Grundkenntnisse des Angelsächsischen, aber wenn es um Mehrdeutigkeiten oder anspruchsvollere Themen ging, fühlte sie sich in der Sprache nicht zu Hause.
»Können wir nicht auf Latein miteinander reden?«, fragte sie.
Sowohl der Bischof als auch Bruder Benevolentia blickten überrascht auf und reagierten mit bloßem Achselzucken. Fidelma nahm es als Zustimmung.
»Gut. Wir brauchen eindeutige Antworten auf etliche Fragen.«
»Ich denke, Bruder Eadulf ist derjenige, der mich vertritt«, bemerkte Bischof Ordgar. »Dir ist doch wohl bekannt, dass ich einen Rang von Bedeutung habe? Schließlich bin ich im Auftrag von Theodor, dem Erzbischof von Canterbury, hier. Sowie das Konzil beendet ist, reise ich weiter nach Rom zur Beratung mit Seiner Heiligkeit Vitalianus.«
»Ich fürchte, du bist über meine Rolle hier ungenau unterrichtet«, sagte Eadulf.
»Es heißt doch aber, du kommst aus dem Königreich der Ostangeln und bist ein gerefa «, mischte sich Bruder Benevolentia ein. »Mein Herr, Bischof Ordgar, ist natürlich davon ausgegangen, dass du im vorliegenden Fall bereit wärst, einen Stammesgenossen zu verteidigen.«
Fast hätte ein derart selbstgefälliger Gedanke Eadulf ein Schmunzeln entlockt.
»Bischof Leodegar hat Schwester Fidelma und mich gebeten, den näheren Umständen des Todes von Abt Dabhóc nachzugehen und ihm unsere Ergebnisse mitzuteilen. Das ist alles. Es ist keine Rede davon, für die Interessen des einen oder anderen einzustehen. Einzig und allein der Tote und seine Interessen stehen zur Debatte, nämlich herauszufinden, wer ihn getötet hat.«
Bischof Ordgar sah nicht gerade glücklich aus.
»Dann bleibt mir nur zu hoffen, dass du deiner Verantwortung deinem Volk gegenüber eingedenk bist«, erklärte er barsch. »Wie ich höre, lebst du schon viele Jahre unter den Menschen auf der westlichen Insel. Ich vertraue darauf, dass du nicht vergessen hast, wo Treue und Pflichterfüllung liegen.«
»Meine Pflichterfüllung gegenüber meinem Volk dient der Wahrheitsfindung – egal, was sich als Wahrheit herausstellt«, gab Eadulf in ähnlich scharfem Ton zurück. »Und solange wir keine Antworten von dir erhalten, Ordgar aus Kent, werden wir die Wahrheit auch nicht zutage fördern.«
»Du vergisst, mit wem du sprichst, Bruder.« Bruder Benevolentia war über Eadulfs Redeweise entsetzt.
»Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ich mit dem Zeugen eines Mordes spreche. Wir sind hier, um Fragen beantwortet zu bekommen. Können wir uns endlich dieser Aufgabe zuwenden? Auch sollten wir wieder zur lateinischen Sprache zurückkehren.« In dem heftigen Wortwechsel waren sie erneut ins Angelsächsische verfallen.
Entrüstet hob Bischof Ordgar zur Erwiderung an, besann sich aber eines Besseren. Er atmete hörbar aus, und seine Gesichtszüge glätteten sich.
»Also stell deine Fragen, Eadulf von Seaxmund’s Ham«, forderte er ihn auf.
Eadulf schaute zu Fidelma, die aber nickte ihm aufmunternd zu. Sie hatte erkannt, dass der Bischof bereitwilliger auf Eadulf eingehen würde und sie sich besser zurückhielt.
»Beschreib, was in der Nacht geschah, da man Abt Dabhóc in deinem Zimmer fand.«
»Da man mich in eine Ohnmacht versetzt hatte, kann ich nichts dazu sagen«, erklärte er schroff.
»Dann erzähl uns, woran du dich aus jener Nacht noch erinnerst. Du

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