17 - Das Konzil der Verdammten
entsinnst dich doch bestimmt, dass du in dein Zimmer gegangen bist, oder?« Der Sarkasmus in Eadulfs Stimme war nicht zu überhören.
»Selbstverständlich. Nach dem Abendgebet in der Kapelle begab ich mich zu Bischof Leodegar, um mich über Cadfans Verhalten zu beschweren, der sich mir gegenüber ungebührlich gebärdet hatte. Dann ging ich in mein Zimmer und legte mich zur Ruhe, nachdem ich wie immer meinen Wein getrunken hatte. Als ich wach wurde, war mir übel, ich hatte grässliche Kopfschmerzen und nahm meine Umgebung nur verschwommen wahr. Jemand rüttelte mich, und ich erinnere mich an erregte Stimmen ringsumher. Dann wurde mir wieder schwarz vor Augen, und als ich das zweite Mal aufwachte, war ich in dem Zimmer hier, und der Arzt versorgte mich. Der Kopfschmerz und das Übelsein hielten eine Weile an. Erst später, als ich gänzlich bei mir war, erzählte man mir, dass man Abt Dabhóc tot in meinem Zimmer aufgefunden hätte, und neben ihm auf dem Fußboden hätte Abt Cadfan gelegen. Angeblich sei ich auf dem Bett kurz zu mir gekommen, aber das weiß ich nicht so genau. Das ist alles.«
»Aus dem, was du gesagt hast, ergeben sich etliche Fragen«, stellte Eadulf fest.
Bischof Ordgars Augen verengten sich zu Schlitzen. Er lehnte sich zurück. »Dann stelle sie.«
»Da wäre zuerst der Wein. Du glaubst, man hätte ihm ein Betäubungsmittel zugesetzt?«
»Ich glaube das nicht nur, ich sage, dass es so war«, wurde Eadulf berichtigt. »Nur mit einem Betäubungsmittel gepantschter Wein kann mich in den Zustand versetzt haben.«
»Woher kam der Wein?«
»Die Frage verstehe ich nicht. Meinst du, von welchem Weingut er stammte?«
»Wer hat dir den Wein gebracht?«
Bruder Benevolentia hüstelte und trat einen Schritt vor. »Ich war es. Ich habe den Wein neben das Bett des Bischofs gestellt. Das mache ich jeden Abend, denn es ist seine Gewohnheit, sich vorm Schlafengehen einen guten Trunk zu gönnen. Es hilft ihm beim Einschlafen und … und …«
Verärgerung machte sich auf dem Gesicht des Bischofs breit – der Kämmerer plauderte seine menschlichen Schwächen aus, die keinen etwas angingen!
»Und wo wurde der Wein erstanden?«
»Ich habe eine kleine Amphore auf dem hiesigen Markt gekauft.«
»Wo wurde sie aufbewahrt?«
»Im Gemach des Bischofs. Es war eine kleine Amphore mit Rotwein, die musste man nicht erst in den kühleren Keller bringen.«
»Der Bischof hatte also schon vorher daraus getrunken? Es war kein frisch gekaufter Wein?«
»Bereits an den vorangegangenen drei oder vier Tagen hatte ich ihm daraus eingeschenkt.«
»Und an dem besagten Abend hattest du den Becher mit eigener Hand gefüllt?«
»Ja.«
»Wo ist die Amphore jetzt?«
»Man hat sie weggeworfen, sie wurde just an dem Abend leer.«
»Dann hat man den Becher wohl auch weggeworfen?« Es war mehr eine ironische Feststellung als eine Frage.
»Er wurde am nächsten Tag ausgespült und abgewaschen«, erwiderte Bruder Benevolentia selbstgefällig.
»Also bleibt uns nur Ordgars Aussage, dass man dem Wein etwas beigemischt hatte.«
»Seit wann darf man meine Worte anzweifeln?«, fragte Ordgar in drohendem Ton.
Eadulf ließ sich nicht einschüchtern. »Es geht nicht um deine Glaubwürdigkeit, sondern um die Bestätigung einer Aussage. Wenn Weintrinken zu deinen Gewohnheiten gehört, kannst du sicher sagen, wie der Wein neulich Abend geschmeckt hat.«
»Wie er geschmeckt hat?« Ordgar runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Ob er eine dir ungewohnte Geschmacksnote hatte.«
»Hatte er nicht.« Er machte eine Pause. »Vielleicht …«
»Ja?«, versuchte ihn Eadulf zum Weitersprechen zu bewegen.
»Vielleicht war er eine Spur süßer als sonst, aber nicht unangenehm.«
»Aha. Eine Frage an dich, Bruder Benevolentia. Wann am Abend hast du den Wein in den Becher gegossen?«
»Nach Beendigung der Gebete läutete die Glocke. Ich ging davon aus, dass der Bischof unmittelbar danach in sein Gemach zurückkehren würde, eilte voraus und schenkte den Wein ein.«
»Nur dass ich mich eben nicht geradewegs in mein Zimmer begab«, unterstrich Ordgar. »Ich suchte zuvor Bischof Leodegar auf, um mich über das Benehmen dieses Menschen aus Britannien auf dem Konzil zu beschweren.«
»Hast du in Bischof Ordgars Zimmer gewartet, bis er zurückkam?«, fragte Eadulf Bruder Benevolentia.
Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Ich habe den Wein wie sonst immer neben das Bett gestellt und bin in meine Kammer gegangen, wo ich sofort einschlief.«
»Und wo liegt deine
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