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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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leicht verlaufen.
Eine Glocke begann zu läuten, und Bruder Chilperic wurde unruhig. »Wir sollten die Arbeit aufnehmen, so ein Tag verstreicht rasch«, gab er zu bedenken.
»Der Rundgang eben war ein erstes Stückchen Arbeit«, hielt ihm Fidelma dagegen. »Doch jetzt führ uns an die Stätte, wo Abt Dabhóc der Tod ereilte.«
Bruder Chilperic zeigte sich erleichtert, steuerte auf die Treppe des Hauptgebäudes zu und ging ihnen voran die Stufen zur hospitia hinauf. Oben angelangt, lenkte er seine Schritte ans entgegengesetzte Ende des Korridors, an dem ihre eigenen Räume lagen. An einer der Türen blieb er stehen und verkündete: »Das ist das Zimmer, in dem Abt Dabhóc ermordet wurde.«
»Und es handelt sich um das Zimmer von Bischof Ordgar?«, vergewisserte sich Eadulf.
»Um eben das.« Der Verwalter öffnete die Tür. Sie standen auf der Schwelle und sahen sich einem Fenster gegenüber, das den Raum einigermaßen gut ausleuchtete, wenngleich es nach Norden zur Stadt hinausging. Hell war der Tag draußen nicht, aber das Licht reichte, um ein Bild zu erfassen, das sie überraschte.
»Jemand hat hier alles durchwühlt«, kommentierte Eadulf das Augenfällige.
Bettzeug war auf die Erde gezerrt, Decken und zersplittertes Mobiliar lagen umher, zwei Schranktüren hingen lose in den Angeln, selbst lockere Ziegelsteine hatte man aus der Wand gerissen.
»Hier waren zerstörerische Kräfte am Werk und haben gründliche Arbeit geleistet«, stellte Fidelma fest. »Da muss jemand etwas gesucht haben.«
Bruder Chilperic war entgeistert. »Gestern Abend war noch alles in Ordnung.«
»Du hast gestern Abend hier hereingeschaut?«, fragte Fidelma stirnrunzelnd.
Der Verwalter fühlte sich ertappt. »Ich wollte … wollte … mich lediglich vergewissern, ob das Zimmer für deine Besichtigung in vernünftigem Zustand war.«
Fidelma blieb ruhig. »Meine Besichtigung soll dem Zweck dienen, zu überprüfen, ob man zuvor etwas übersehen hat. Es nützt mir nichts, wenn man den Raum herrichtet und aufräumt, bevor ich ihn in Augenschein nehmen kann.«
»Zumindest ist man deinen Vorstellungen entgegengekommen«, meinte Eadulf und wies auf das Durcheinander.
Fidelma schoss ein Gedanke durch den Kopf. »Wann genau bist du hergekommen und hast festgestellt, dass alles seine Richtigkeit hat?«, fragte sie den Verwalter.
»Wann?«
»Du hast doch gesagt, dass gestern Abend noch alles in Ordnung war. Wann warst du hier?«
»Nach dem Abendgebet.«
»Nachdem Bischof Leodegar in der Kapelle verkündet hat, dass wir dem Mord an Dabhóc nachgehen würden?«
»Ja, danach.«
Eadulf nickte gedankenvoll. »Da hatte wohl jemand Sorge, dass man etwas finden könnte …«, begann er, wurde aber durch einen scharfen Blick von Fidelma sofort zum Schweigen gebracht.
»Hier erübrigt sich alles Weitere«, sagte sie. »Würdest du uns bitte Bruder Sigerics Zimmer zeigen oder uns einen Hinweis geben, wo wir ihn finden könnten? Ansonsten würde ich meinen, als Verwalter wäre es deine Pflicht, den Bischof von dem Vorgefallenen in Kenntnis zu setzen.«
»Um diese Zeit dürfte Bruder Sigeric im scriptorium sein, Schwester. Ich bringe euch dorthin.«
»Einen Augenblick noch.« Sie musterte die einzelnen Türen auf dem Gang. »Wenn das hier das Zimmer von Bischof Ordgar war, wer wohnte in den Räumen links und rechts von ihm?«
»Links von dir ist das Zimmer von Bruder Benevolentia, seinem Kämmerer, und Bischof Ordgar haben wir in das Zimmer links daneben verlegt.«
»Und wem gehört der Raum auf der anderen Seite des eigentlichen Zimmers von Bischof Ordgar – also rechts davon?«
»Das ist zur Zeit nicht belegt«, erwiderte Bruder Chilperic.
»Und es war auch in der Mordnacht nicht belegt?«
»Doch. Graf Guntram hat dort gewohnt.«
»Graf Guntram? Der Gaugraf?«
»Er war zur Abtei gekommen und lange beim Bischof geblieben; er war dann nicht mehr in der Lage, zu seiner Burg zurückzureiten.«
»Ach, das war der Adlige, der zu Besuch kam und von dem Bischof Leodegar sprach. Wie meinst du das – er war nicht in der Lage?«
Bruder Chilperic war peinlich berührt. »Er ist ein einigermaßen lasterhafter junger Mann, und der Bischof hat einen reichhaltigen Weinkeller.«
Fidelma schwieg, als sie dem Klosterbruder zum scriptorium folgten. An der Tür zur Bibliothek ließ er sie allein und hastete davon, um dem Bischof von der jüngsten Entwicklung Mitteilung zu machen. Seine Ledersandalen klackten über die Steinplatten, während er durch den Gang eilte. Die beiden

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