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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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erschien er ihm in merkwürdiger Verkleidung … Damals waren es Wodan, Tius, Donar und Freya, die ihr verehrtet. Ich kenne eure Götter sehr wohl, denn viele deines Volkes verehren sie auch heute noch. Vor ein oder zwei Generationen war Christus den Angeln und Sachsen ein völlig Unbekannter, erst die Missionare meines Volkes haben euch von euren Götzen abgebracht. Berufe dich nicht auf Gott oder Christus, um zu rechtfertigen, dass ihr auch heute noch die christlichen Britannier verfolgt und sie ihres Hab und Guts beraubt.«
Bischof Ordgar schluckte. Er suchte nach einer passenden Entgegnung, aber Fidelma hatte sich bereits Eadulf zugewandt. Aus Gründen der Höflichkeit blieb sie auch ihm gegenüber beim Latein: »Wir müssen weder Bischof Ordgar noch Bruder Benevolentia weiter die Zeit stehlen … fürs Erste jedenfalls nicht.«
Eadulf war verwirrt. Gedanklich war er noch mit dem beschäftigt, was Fidelma da eben gesagt hatte, hatte er doch selbst bis in seine Jugendjahre hinein Wodan verehrt und war dann von umherziehenden Missionaren aus Hibernia zum Neuen Glauben bekehrt worden. Aus seinen Betrachtungen aufgeschreckt, begriff er, dass Fidelma bereits zur Tür ging, und sagte rasch zum Bischof: »Wir belassen es zunächst dabei.«
»Halt!«, schallte es hinter ihm, als er Fidelma folgen wollte. »Ich wünsche, auf der Stelle von den unverschämten Beschuldigungen entlastet zu werden! Wann gestattet man mir, wieder meinen Sitz im Konzil einzunehmen?«
Fidelma drehte sich im Türrahmen um und antwortete ihm: »Sowie wir unsere Befragungen abgeschlossen haben, Bischof Ordgar aus Kent. Du wirst davon erfahren, wenn es so weit ist, keine Bange.«
Im Eilschritt strebte sie dem Ende des Ganges entgegen und blieb dort an einem Fenster stehen. Es ging auf einen kleinen Innenhof mit einem Blumengärtchen und einem plätschernden Springbrunnen hinaus. Sie lehnte sich über den Fenstersims und atmete tief die frische Luft ein.
»Entschuldige, Eadulf.« Sie spürte, dass er hinter ihr stand, und ahnte seinen vorwurfsvollen Blick. »Dieser Mann mit seiner Arroganz hat mich rasend gemacht. Ich hätte mich nicht so unbeherrscht über deine Landsleute und was sie angerichtet haben auslassen dürfen.«
»Ich bin mir ihrer Fehler durchaus bewusst«, erwiderte er. »Es gibt kein Volk auf dieser Erde, das nur über Tugenden verfügt. Unsere Geschichtenerzähler berichten zum Beispiel, dass auch unsere Vorväter von feindlichen Stämmen aus ihrem Land vertrieben wurden und dass sie deshalb über das Wasser nach Britannien setzten und die ursprünglichen Bewohner dort bekämpften, um selbst siedeln zu können.«
»Mag ja gut für deine Landsleute gewesen sein, aber hart für die Britannier, denen man alles nahm.«
Eadulf versuchte das Thema zu wechseln. »Glaubst du, Bischof Ordgar ist der Täter?«
»Die Geschichte, die er vorbringt, ist weiß Gott schwach. Wiederum könnte gerade in ihrer Schwäche die Wahrheit liegen. Vor allen Dingen aber ist es eine zu lächerliche Geschichte, um sie sich eigens zurechtzulegen.«
»Und Bruder Benevolentia, der junge Mann?«
»Der schaut voller Ehrfurcht auf zu Bischof Ordgar und tut, was sein Herr und Meister sagt.« Fidelma löste sich vom Fenstersims und machte Anstalten zu gehen. »Wir haben ja gerade erst angefangen, und es ist noch früh am Tage«, meinte sie aufmunternd, als sie Eadulfs düsteren Gesichtsausdruck sah.
Bruder Chilperics Wegerläuterungen zu folgen, bereitete ihnen keine Schwierigkeiten.
Als sie auf Abt Cadfans »Herein« dessen Zimmer betraten, kam er ihnen mit ausgestreckter Hand entgegen und schüttelte zuerst Fidelma und dann Eadulf die Hand. Er war ein kleiner Mann mit dunklem Haar. Seinen fast schwarzen Augen schienen die Pupillen zu fehlen, denn ihre Farbgebung hob sich nicht von der der Iris ab.
»Ich kenne dich, Fidelma von Cashel«, begann er lebhaft. »Ich war am Hofe Gwlyddiens von Dyfed, als ihr beide, du und Bruder Eadulf, dort hinkamt und die rätselhaften Vorgänge um Pen Caer erhelltet. Ich bin froh, dass du hier bist. Wenn irgendjemand die Dinge hier klären kann, dann bist du es.«
»Pen Caer liegt lange zurück«, wehrte sie lächelnd ab. »Ich kann nur hoffen, dass es uns gelingt, deine Erwartungen nicht zu enttäuschen.«
»Was im Königreich von Dyfed geschah, ist bei festlichen Zusammenkünften sogar im nördlichen Königreich von Gwynedd oft genug in aller Munde gewesen. Aber kommt, setzt euch. Darf ich euch eine Erfrischung anbieten?«
Es war gewiss

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