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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Kammer?«
»Neben dem Zimmer vom Bischof. So kann er mich jederzeit rufen, wenn er meiner Hilfe bedarf.«
»War das Zimmer des Bischofs abgeschlossen?«
»Abgeschlossen? In der Abtei werden die Türen nie abgeschlossen.«
»Wer immer wollte, hätte also jederzeit Zugang zum Zimmer und damit zum Wein gehabt?«
»Ja. Die leere Amphore hatte ich in den Schrank getan, die konnte niemand sehen, aber den Becher mit dem Wein, den hatte ich ja dem Bischof ans Bett gestellt.«
»Und du bist, wie du sagst, ziemlich rasch eingeschlafen und hast nicht gehört, wie der Bischof in sein Zimmer zurückkehrte?«
»So war es, ich habe nichts gehört.«
»Hast du mitbekommen, dass in der Nacht Abt Dabhóc oder Abt Cadfan nach nebenan kamen?«
»Nein. Ich schlafe tief und fest.«
»Wann wurdest du wach?«
»Erst als Bruder Gebicca, der Arzt der Abtei, an meine Tür klopfte und mir sagte, dem Bischof ginge es nicht gut. Er wollte ihn in ein anderes Zimmer schaffen, wo er ihn behandeln konnte, und brauchte meine Hilfe. Als ich dann das Zimmer betrat, sah ich die Leiche des Hiberniers und das Blut und auch den bewusstlosen Britannier.«
»Und wer hat am nächsten Morgen den restlichen Wein weggekippt und den Becher ausgewaschen? Du?«
Bruder Benevolentia schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Bruder Gebicca hat alles zusammengeräumt, nachdem man die Leiche fortgebracht hatte.«
»Seit wann stehst du bei Bischof Ordgar als Kämmerer in Diensten?«, fragte Eadulf unvermittelt.
Statt seiner erwiderte der Bischof selbst.
»Mein vorheriger Kammerherr starb an Fieber auf der Überfahrt von Hibernia. Auf meinem Weg hierher stattete ich der Abtei von Divio einen Besuch ab. Dort begegnete ich Bruder Benevolentia und bot ihm den Posten an.«
»Divio?«
»Eine Stadt der Burgunden, sie liegt nördlich von hier«, erläuterte Bruder Benevolentia. »Ich habe dort in der Abtei als Schreiber gearbeitet, bei Bischof Ordgar stehe ich erst seit drei Wochen im Dienst.«
Fidelma hatte sich die ganze Zeit zurückgehalten und zufrieden Eadulfs Vorgehensweise verfolgt. Jetzt fühlte sie sich bemüßigt, dem Bischof selbst eine Frage zu stellen.
»Wie gut hast du Abt Dabhóc gekannt?«
»Überhaupt nicht. Wir sind uns in aller Form vor der Eröffnung des Konzils begegnet, haben aber nicht mehr als ein paar Worte gewechselt.«
»Und es ist bei dem Disput zu keinen Meinungsverschiedenheiten gekommen?«
»Es hat gar keinen Disput gegeben.«
»Man hat mir gesagt, es wäre bei der Eröffnungssitzung zu einem erbitterten Wortgefecht gekommen.«
»Es handelte sich um keine ernstzunehmende Erörterung. Es war lediglich eine Zusammenkunft der Delegierten vor dem eigentlichen Beginn der Arbeitssitzungen. Auf der hatte ich einen Streit mit Cadfan, dem Britannier«, erklärte der Bischof.
»Du hast also keine Ahnung, was Abt Dabhóc mitten in der Nacht zu deinem Zimmer geführt haben könnte?«
»Beim besten Willen nicht. Es sei denn, er ist von dem Welschen, der ihn umgebracht hat, dazu verleitet worden, um letztlich die Schuld auf mich schieben zu können. Ich vermute so etwas.«
»Gegen Abt Cadfan hegst du offensichtlich regelrechten Unwillen.«
»Diese Welschen sind alle gleich. Hassen meine Blutsbrüder, sind meine Feinde. Jammern nur herum und sind obendrein undankbar.«
»Dass sie sich so verhalten, ist doch wohl verständlich, oder nicht?«, merkte Fidelma an.
Mit einer jähen Kopfbewegung und wütendem Blick wandte er sich Fidelma zu. »Wie meinst du das?«
»So lange ist es noch gar nicht her, dass deine Stammesbrüder übers Meer kamen und mit der Vertreibung der Britannier begannen, die ihr ›Fremdländische‹, in eurer Sprache ›die Welschen‹, nennt. Ihr habt ihnen das Land, ihre Dörfer und Gehöfte genommen und euch selbst dort festgesetzt. Auch heute noch treibt ihr sie immer weiter nach Westen. Könnt ihr da Dankbarkeit und Freundlichkeit von ihnen erwarten?«
Bischof Ordgar spitzte verächtlich den Mund. »Gott wies uns den Weg zur Insel der Britannier und gab sie uns, sie zu besiedeln und zu bewohnen.«
«Sie war aber bereits bewohnt.«
»Aber nur von Schafen. Gott hätte nicht die welschen Schafe geschaffen, wenn er nicht gewollt hätte, dass man sie auch schert.«
»So leicht haben sie sich nicht scheren lassen. Sie kämpfen immer noch um das Land, das ihnen gehört«, gab Fidelma zu bedenken. Man merkte ihr an, dass sie keinerlei Sympathie für den Bischof empfand. »Wenn es Gott war, der deinem Volk den Weg gewiesen hat, Ordgar von Kent, dann

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