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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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ein freundlicherer Empfang als bei Bischof Ordgar. Sie nahmen Platz und ließen sich den kühlen, erfrischenden Weißwein munden.
»Ich weiß, dass mich Ordgar beschuldigt, den armen Abt Dabhóc umgebracht zu haben«, ging Cadfan zum eigentlichen Anliegen ihres Besuches über. »Stellt also eure Fragen, und ich werde sie, so gut ich kann, beantworten.«
Fidelma war von der selbstverständlichen und offenen Art des Mannes angetan. Auch entsann sie sich, dass die Britannier ein Gesetzessystem hatten, das dem der Brehons ähnelte. Das Amt des Barnwr in Britannien entsprach dem des Brehon in Éireann.
»Beginnen wir am besten damit, wann du Bischof Ordgar zum ersten Mal begegnet bist. Zu fragen, ob er dir sympatisch war oder nicht, ist wohl müßig.«
Die Bemerkung erheiterte Cadfan.
»Dass er mir ›unsympathisch‹ war, wäre noch untertrieben.« Er überlegte. »Aber das bringt uns hier nicht weiter. Trotzdem, was wahr ist, muss wahr bleiben. Läge er am Wegesrand und bedürfte der Hilfe, würde ich es schwerlich übers Herz bringen, den guten Samariter zu spielen. Vielleicht fehlt mir der tiefe Glaube an Christus. Doch um auf deine Frage zurückzukommen: Bis zu meiner Ankunft hier in Autun hatte ich nicht die geringste Ahnung von der Existenz dieses Mannes. Vor dem Beratungsraum des Konzils sind wir uns zum ersten Mal begegnet, und ich erzählte ihm, dass ich auf der Zusammenkunft zu Beginn den Vorschlag unterbreiten würde, die angelsächsischen Königreiche wegen ihrer mutwilligen Zerstörung von Benchoer zu rügen.«
Auf den Gesichtern seiner beiden Zuhörer zeigte sich Verständnislosigkeit, und so erklärte ihnen Cadfan: »Benchoer ist das größte und bekannteste Kloster in Gwynedd. Seinen Abt Drostó hatte man zum Konzil eingeladen, und ich sollte ihm als Begleiter zur Hand gehen. Kurz vor dem Antritt unserer Reise überfielen die Sachsen aus Mercia Benchoer, legten es in Schutt und Asche und metzelten nahezu tausend unserer Brüder nieder. Gott sei Dank war ich zu dem Zeitpunkt nicht dort, denn ich war beim Bischof von Dewi Sant in Menevia, um mit ihm Dinge zu beraten, die hier auf dem Konzil zur Sprache gebracht werden sollten. Wir erfuhren, dass Drostó und einige wenige Überlebende in die Wälder geflohen waren und von den Sachsen verfolgt wurden. Dann erhielten wir eine Nachricht von Drostó selbst, in der er uns mitteilte, dass er seine Leute in der Bedrängnis nicht allein lassen könne. Man beschloss, ich solle als Vertreter herreisen, weil das Konzil zu wichtig sei, als dass sich niemand von uns daran beteiligte. Die Vorschläge, die hier zur Debatte stünden, könnten erhebliche Auswirkungen auf unsere Kirchen und Klöster haben.«
Er schwieg. Eadulf war betroffen.
»An die tausend deiner Brüder wurden ermordet?«, wiederholte Fidelma und schaute Abt Cadfan teilnahmsvoll an.
»Brüder und Schwestern«, bestätigte er. »Es gab keinerlei Anlass, es war ein Überfall wie aus heiterem Himmel.«
»Wulfheres Bestreben, Herrscher über alle angelsächsischen Königreiche zu sein, ist bekannt«, sagte Eadulf bedächtig. »Er erhebt auch den Anspruch, Bretwalda zu sein, was so viel heißt wie Herrscher über alle Britannier. Er hat die Befugnis des Erzbischofs von Canterbury erwirkt, sich so zu nennen. Seine Bündnisse und Eroberungen schließen selbst meine eigenen Leute ein, die Königreiche der Ostangeln. Er hat das Königreich der Ostsachsen und auch das Königreich von Lindsey nördlich von uns in der Hand.«
»Du wirst es mir nachsehen, wenn mir meine eigenen Leute mehr am Herzen liegen«, erwiderte Abt Cadfan trocken. »Was mich umtreibt, sind Wulfheres Versuche, uns zu vernichten. Ich habe Ordgar als Christen gefragt, als einen, der den neuen Bischof vertritt, der von Rom entsandt wurde, die angelsächsischen Königreiche zu leiten und zu lenken, ob er mich dabei unterstützen würde, diesen Frevel und grundlosen Überfall auf ein frommes Haus zu verurteilen. Er hat mir frech ins Gesicht gelacht und erklärt, er höre mit Freuden von Wulfheres Heldentaten.«
Peinlich berührt blickte Eadulf zu Boden.
»Zwischen deinem und meinem Volk hat es ständig kriegerische Auseinandersetzungen gegeben«, murmelte er schließlich, weil er das Gefühl hatte, irgendetwas zu dem soeben Geschilderten sagen zu müssen.
Ohne jede Spur von Gereiztheit entgegnete Abt Cadfan: »Und warum ist das so, Bruder Eadulf? Haben wir euer Land überfallen oder ihr das unsrige? Du bist doch klug genug und ergreifst nicht

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