Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
hatte ihn Bischof Ordgar nicht gänzlich ausgetrunken?«
»Hätte er es getan, wäre er vermutlich nicht mehr am Leben.« »Bist du dir da sicher?«, fragte Fidelma aufgeschreckt. »Ich würde nichts sagen, das der Wahrheit entbehrt«, verwahrte er sich gekränkt. »Selbstverständlich bin ich mir sicher.«
»Du hast nichts von dem Wein zurückbehalten oder ihn
untersucht?«
»Ich habe darauf geachtet, dass Becher und Amphore vernichtet wurden. Die Amphore war ohnehin leer.« »Es gibt also keinen Beweis, welche Beschaffenheit der Wein
hatte oder wie der Zusatz in den Wein gelangte? Ich meine, ob
der Wein erst im Becher mit etwas versetzt wurde oder schon
vorher in der Amphore.«
Der Arzt machte eine wegwerfende Bewegung mit der
Hand.
»Die Tatsache, dass das Zeug im Becher war, war für mich
Grund genug, sicherzustellen, dass niemand daraus trinkt und
krank wird oder gar stirbt.«
»Ein jeder von uns hat seine Aufgaben zu erfüllen, Bruder
Gebicca«, erwiderte Fidelma ruhig. »Deine Aufgabe ist es, Leben zu erhalten, meine hingegen, festzustellen, warum es jemand eingebüßt hat.«
Eadulf hatte nachdenklich dagesessen und meldete sich jetzt wieder zu Wort. »Ich möchte dir eine Frage stellen, Bruder Gebicca, auch wenn sie nur hypothetisch ist. Bestünde die Möglichkeit, dass Bischof Ordgar Abt Dabhóc tötete, dann Abt Cadfan niederschlug und schließlich selbst aus freien Stücken den vergifteten Wein trank? Nur ein, zwei Schluck, um die Wirkung und den Zustand zu erreichen, in dem du ihn vorgefunden hast, keineswegs die Menge, um selbst seinem Leben ein Ende zu setzen?«
Bruder Gebicca überlegte. »Möglich ist alles. Bischof Ordgar müsste aber ein Mann mit feinem Spürsinn und Urteilsvermögen sein, um genau zu wissen, wie viel von dem giftigen Gebräu er schlucken darf, ohne sein Leben aufs Spiel zu setzen.«
»Doch vorstellbar wäre es?«
Etwas hilflos breitete der Arzt die Arme aus. »Vorstellbar ja. Aber als Arzt halte ich es für höchst unwahrscheinlich, da müsste er schon in der Wirkungsweise von Giften gut Bescheid wissen.«
»Als du Abt Cadfan und Bischof Ordgar behandeltest, hast du sie da gefragt, was eigentlich geschehen war?«, erkundigte sich Fidelmas als Nächstes.
»Es war genau umgekehrt. Beide wollten von mir wissen, was geschehen war, als sie wieder bei klarem Verstand waren. Sie behaupteten, sich an nichts erinnern zu können.«
»Sie konnten sich an nichts erinnern?«
»Bischof Ordgar erklärte, er wüsste nur noch, dass er Wein getrunken hätte, wie er es immer vorm Schlafengehen tut. Und Abt Cadfan sagte, man hätte ihm beim Betreten des Zimmers von Bischof Ordgar, wohin zu kommen man ihn mitten in der Nacht aufgefordert hätte, von hinten einen Schlag versetzt – das wäre das Letzte, woran er sich erinnern könne. Meiner Meinung nach geht der Verdacht mehr in Richtung Ordgar, wäre da nicht die Behauptung von Cadfan, er hätte eine Nachricht von Ordgar erhalten, in der er gebeten wurde, ihn aufzu
suchen. Eine Notiz dieser Art wurde nirgends gefunden.« »Ich würde dir gern noch eine andere Frage stellen«, ergriff
Eadulf erneut das Wort. »Hältst du es als Mediziner für möglich, dass Cadfan sich die Wunde selbst beigebracht hat?« »Auf gar keinen Fall.«
»Dann bleibt es nach dem, was du sagst, tatsächlich dabei,
dass beide Männer gleichermaßen verdächtig sind.« Der Arzt zuckte mit den Achseln. Fidelma, die langsam aufstand, äußerte unerwartet einen völlig anderen Gedanken: »Vor
ihrer Ankunft hier in der Abtei kanntest du wohl keinen der
drei Geistlichen?«
»Die meisten der hohen Bischöfe und Äbte, die zum Konzil angereist sind, waren noch nie in unserer Stadt. Ich habe
meine Heilkünste nur in Divio und hier in Autun betrieben.
Mein Eindruck ist, dass die meisten Teilnehmer am Konzil
sich auch untereinander nicht kennen.«
»Vielen Dank für die Zeit, die du dir für uns genommen
hast, Bruder Gebicca«, verabschiedete sich Fidelma. »Ich fürchte, unser Gespräch hat dir nicht viel gebracht«,
meinte er, stand ebenfalls auf und geleitete sie durch den Apothekenraum zurück zur Tür. »Wenn ich eine Meinung äußern
darf, würde ich sagen, es läuft darauf hinaus, wem von beiden
man mehr Glauben schenkt. Es können schließlich nicht beide
die Wahrheit sagen. Ein Mann ist tot, und außer ihm waren
nur zwei andere im Raum. Wenn ich zu entscheiden hätte,
würde ich eine Münze hochwerfen.«

K APITEL 7
    Sie verließen Bruder Gebiccas Apotheke; schweigend gingen sie

Weitere Kostenlose Bücher