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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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in der leidigen
Angelegenheit haben könnten.«
»Ja, das wäre gut. Nur sind wir leider keine Hellseher. Wir
werden jedoch unser Bestes tun, den Schuldigen zu finden.« Für kurze Zeit musste der Abt sein Augenmerk darauf richten, sich zu einer Portion Gemüse zu verhelfen. Erst nachdem
das geglückt war, konnte er weitersprechen: »Bischof Leodegar liegt mir ständig damit in den Ohren, dass schon in wenigen Tagen König Chlothar erwartet wird.«
»Bischof Leodegar soll an Chlothars Hof aufgewachsen
sein, habe ich irgendwoher gehört«, bemerkte Fidelma, war
aber nicht ganz bei der Sache, denn ein junger Mann am Ende
des Tisches schaute ständig zu ihr hinüber. Doch immer, wenn
auch sie zu ihm sah, wandte er seinen Blick ab und war angelegentlich mit seinem Teller beschäftigt. Sie versuchte, sich
des Namens zu entsinnen, den Ségdae bei seiner Vorstellung
genannt hatte. Einer aus dem Norden? Ach ja, Bruder Gillucán!
»Chlothar ist noch jung, er soll schon der dritte König sein,
der so heißt«, erläuterte der Abt. »Leodegar muss also von einem seiner Vorgänger aufgezogen worden sein. Dieser Chlothar hier ist erst zwanzig Jahre alt; er war acht, als er seinem
Vater Chlodwig auf den Thron folgte.«
Überrascht drehte sich Fidelma zu ihm um. »Zehn, sagst
du? Das ist doch weit unter der Volljährigkeit!«
»Das ist hier so Sitte. Der älteste Sohn folgt dem Vater, und
wenn er noch minderjährig ist, wird ein Vormund ernannt,
der an seiner statt regiert.«
»Eine merkwürdige und unsichere Art, die Geschicke eines
Landes zu lenken«, urteilte sie.
»Chlothar dürfte ziemlich bald hier eintreffen, um die Beschlüsse und Empfehlungen des Konzils in aller Form zu bestätigen. Der päpstliche Gesandte ist bereits eingetroffen. Er
sitzt neben Leodegar. Dort, siehst du ihn?«
Fidelma warf einen Blick über die Schulter, aber die vielen
Klosterbrüder versperrten ihr die Sicht, so dass sie keinen
rechten Eindruck von der Erscheinung des Mannes gewann. »Ja und?«, fragte sie und hielt Eadulf ihren Becher hin, damit er ihr aus dem Krug Wasser einschenkte.
»Leodegar lässt keine Gelegenheit aus, mir klarzumachen,
dass dem Konzil die Hände gebunden sind, solange das Problem nicht vom Tisch ist«, klagte Ségdae. »Wie soll der König
die Beschlüsse des Konzils öffentlich absegnen, wenn nicht
noch vor seinem Eintreffen der rätselhafte Vorfall geklärt ist?« Fidelma ließ sich nicht erschüttern. »Ich vermute, Leodegar hat längst entschieden, welche Beschlüsse das Konzil zu
fassen hat, umso mehr, als über dessen Zusammensetzung
in Rom befunden wurde, und Rom hat bekanntlich wenig für
unsere Sitten und Praktiken übrig. Wir können nur hoffen,
dass für ihn auch nicht schon beschlossene Sache ist, wer den
Mord begangen hat.«
»Du siehst die Dinge wie immer vollkommen klar, Fidelma«, gestand ihr der Abt zu. »Wenn der Bischof von Rom
ein Konzil anweist, einen Beschluss zu fassen, und bereits darauf hinlenkt, wie der auszusehen hat, dann würde ich meinen, dass es sich um eine vorgefasste Entscheidung handelt. Mir missfällt das zwar, aber ich fürchte, wir sind nur hier, um einer bereits in Rom gefällten Entscheidung unser Ja und Amen
zu geben.«
Fidelma wich seinem Blick nicht aus. »Wenn ich so dächte
und dank meiner Position Stimmgewalt im Konzil hätte,
würde ich diese Stimme nicht nutzen. Ich würde sogar meine
Teilnahme verweigern.«
»Du hast recht. Wir sind hier nur geladen, um unsere Gegenstimme zu Protokoll zu geben, wenn der Beschluss verkündet
wird«, bestätigte er bedrückt. »Dir ist gewiss aufgefallen, dass
wir, die wir der Kirche von Ailbe, Patrick und Colmcille folgen,
in der Minderheit sind.«
»Wenn Rom eine solche Richtung einschlägt, warum sollen
wir da mitmachen?«, fragte Fidelma. »Die Kirchen im Osten
haben es nicht getan.«
Abt Ségdae hörte das nicht gern.
»Vorsichtig, Fidelma, man könnte dich der Ketzerei beschuldigen. Rom muss für uns der Mittelpunkt bleiben. War es nicht
der große Apostel Petrus, der Rom als den Platz auserwählte,
wo die Kirche Christi begründet werden sollte? War es nicht
Christus, der ihm verhieß, er wäre der Mann, der Seine Kirche
begründen würde?«
»Weshalb soll man sich mit Rom anlegen?«, mischte sich
Eadulf in ihr Gespräch ein. »Weshalb nicht einfach das Dictum von dort akzeptieren und sich das Leben weniger schwer
machen?«
»Rom bleibt unser Hüter, auch wenn es sich irrt, Eadulf«,
wandte sich Abt Ségdae ihm mit besorgter Miene zu.

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