17 - Das Konzil der Verdammten
Ordgars Gemach umgebracht.« Innerlich aufgewühlt hielt er inne.
»Du meinst also, er war zu Bischof Ordgar gegangen, dort hatte es Streit gegeben, und er war im Handgemenge zu Tode gekommen.«
»Das wäre eine glaubhafte Erklärung. Doch Bischof Ordgar behauptet, man hätte ihn mit Gift betäubt, und er soll auch den ganzen Tag danach bewusstlos gewesen sein. Und Abt Cadfan erklärt, man habe ihn zu Ordgar gebeten und dann im Gemach niedergeschlagen.« Der Mönch rieb sich die Stirn. »Da gibt es noch eine andere Sache, die mir unverständlich ist und mir Angst macht. Am Morgen, an dem ich erfuhr, was Abt Dabhóc zugestoßen war, ging ich in seine Kammer und wollte seine Sachen zusammenpacken. Aber dort war alles durchwühlt.«
»Durchwühlt?« Fidelma beugte sich vor. »Wäre es möglich, dass Angehörige der Abtei dort nach Beweismaterial gesucht haben, das hätte helfen können, den Mord an Abt Dabhóc aufzuklären?«
»Nein, ganz bestimmt nicht«, erwiderte Bruder Gillucán entschieden. »Der Verwalter der Abtei, Bruder Chilperic, hatte schon begonnen, erste Nachforschungen anzustellen, war aber nicht vor mir in Abt Dabhócs Kammer gewesen. Überhaupt war dort nichts mehr, was dem Abt gehört hatte. Bruder Chilperic beschuldigte mich sogar, ich hätte alles weggeschafft, und
wollte unbedingt meine Hände sehen.«
»Deine Hände … warum das?«, fragte Fidelma. Gillucán zuckte die Achseln. »Er redete so was wie, wer die
Kammer durchwühlt und Sachen an sich genommen hat, muss
sich dabei verletzt haben, es gäbe dort Blutspuren. Er durchsuchte mich, fand aber nichts und musste einsehen, dass ich es
nicht gewesen war, hat aber dennoch gründlich in meiner
Kammer herumgeschnüffelt, um sicherzugehen.« Fidelma machte sich kurz den Sachverhalt klar. Dabhócs
Kammer wurde an dem Morgen ausgeräumt, an dem man
auch in dem Gemach, in dem er ermordet wurde, alles auf den
Kopf gestellt hatte. Wie hing das zusammen? Das eine musste mit dem anderen zu tun haben.
»Mir gegenüber hat Bruder Chilperic nichts davon erwähnt.
Liegt deine Zelle in der Nähe der Kammer des Abts? Hast du
etwas gehört, als dort jemand herumstöberte?«
»Meine Zelle liegt am nächsten Gang. Da konnte ich nichts
hören.«
»Ist über diese Durchsuchungen sonst noch etwas gesagt
worden? Hat man nachgeforscht, wo die verschwundenen Sachen geblieben sind? Ist es denkbar, dass ein eifriger, aber irregeleiteter Bruder gemeint hat, die Abtei braucht die Kleidungsstücke nicht, und da hat er sie an sich genommen?« Es
war durchaus üblich, die Kleidung von verstorbenen Mönchen unter den Armen zu verteilen.
Bruder Gillucán schüttelte den Kopf. »Man hatte nicht nur
die Kleidung entwendet. Alles war verschwunden.« »Was heißt alles?«
»Geld, das der Abt bei sich hatte, um die Kosten für unsere
Reise zu bestreiten. Briefe vom Bischof von Ard Macha an verschiedene Würdenträger, die steckten in einem Bücherranzen
zusammen mit seinem Messbuch. Außerdem einige Geschenke
… darunter ein ganz besonderes.« Er schlug sich mit der Hand
auf den Mund und blickte geradezu verschwörerisch um sich. Erwartungsvoll schaute Fidelma ihn an. »Dieses besondere
Geschenk … was hatte es damit auf sich?«
Der Klosterbruder flüsterte nur noch. »Abt Dabhóc war
von Bischof Ségéne damit betraut worden, Seiner Heiligkeit
eine kostbare Gabe zu übermitteln.«
»Dem Bischof von Rom?«, fragte Fidelma erstaunt. »Vitalianus hat zu diesem Konzil einen Beauftragten entsandt, der den persönlichen Segen des Heiligen Vaters überbringt.«
»Soviel ist mir bekannt. Und das von Ard Macha mitgebrachte Geschenk sollte diesem Gesandten überreicht werden,
damit er es nach Rom mitnimmt?«
»So war es gedacht.«
»Willst du damit sagen, Abt Dabhóc hat dieses Geschenk
dem Gesandten nicht gegeben … ich meine, bevor die Sachen
gestohlen wurden?«
»Ja. Die Gabe sollte erst am Ende des Konzils in einer Schenkungszeremonie überreicht werden.«
»Und welcher Art war das Geschenk?«
»Das habe ich nie genau erfahren.«
»Was genau hast du erfahren?«
»Die Gabe befand sich in einem Reliquiar. Abt Dabhóc trug
es in einem besonderen Beutel und ließ es während der ganzen Fahrt nicht aus den Augen. Einmal habe ich einen Blick
davon erhaschen können. Es war ein mit Metall beschlagenes Kästchen, mit Einlegearbeiten verziert und mit Edelsteinen
und Halbedelsteinen besetzt.«
»So, wie du es beschreibst, kann ich es mir gut vorstellen.
Unsere Gold- und Silberschmiede sind berühmt
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