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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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für wunderbare Kunstwerke dieser Art. Ein Reliquiar dürfte besonders
heilige Reliquien enthalten.«
Bruder Gillucán war sich unsicher. »Das vermute ich auch,
aber beschwören könnte ich es nicht. Abt Dabhóc hat mir
gegenüber nie von dem Kästchen und schon gar nicht von seinem Inhalt gesprochen.«
»Trotzdem verstehe ich immer noch nicht, was dich so in
Angst und Schrecken versetzt.«
»Dazu komme ich gleich. Doch noch einmal zu dem Kästchen. Bestimmt hat es jemand in der Mordnacht mitgehen
lassen. In der darauffolgenden Nacht wurde meine Zelle ebenfalls durchsucht.«
»Du hast mir schon erzählt, dass Bruder Chilperic darauf
bestand, deine Zelle zu durchsuchen.«
»Nein, jemand hat noch mal alles durchwühlt.« »Ist dabei etwas verschwunden?«
»Nichts.«
»Wirklich gar nichts?«
Er verneinte.
»Dann war es nicht Bruder Chilperic, der nur sichergehen
wollte, dass er nichts übersehen hatte?«
»Ich habe ihn befragt. Er war es nicht.«
»Und der Abt hatte dir nichts zur Verwahrung anvertraut,
das man hätte finden wollen?«
»Nein, nichts.«
»Sonderbar«, überlegte Fidelma laut. »Wonach mögen die in
deiner Zelle gesucht haben? Das Geld hatten sie schon und
auch das Reliquienkästchen.«
»Ich weiß es nicht, Schwester. Ich spüre nur, überall in den
dunklen Ecken der Abtei sind Augen, die einen beobachten,
die abwarten.«
»Und das macht dir Angst?«
»Nicht nur das. Es gibt noch mehr, was mir unheimlich ist.« »Dann halte mit nichts hinterm Berg. Aus halben Geschichten kann ich mir kein Bild machen.«
»Richtig angst und bange wurde mir erst zwei Nächte spä
ter. Ich wachte in meiner Zelle auf. Es war dunkel. Ich spürte,
jemand beugte sich über mich, eine Hand hielt mir den Mund
zu, und gegen den Hals drückte eine scharfe Klinge.« Gespannt setzte sich Fidelma auf. »Und weiter?« »Eine Stimme sagte: ›Wo ist es?‹, und die Hand ließ los, damit ich antworten konnte.«
»Wo ist es?«, wiederholte Fidelma.
»Genau so. Ich sagte: ›Ich weiß nicht, was du meinst.‹« Bruder Gillucán drehte vorsichtig den Kopf zur Seite und deutete
auf einen dünnen roten Strich am Hals. Die Wunde war nicht
tief und heilte schon ab, war aber noch deutlich zu erkennen.
Ganz offensichtlich stammte sie von dem Messer. »Das war
die Antwort. Ich schrie los: ›Bring mich nicht um, bloß weil
ich nichts weiß. Sag, worum es dir geht, dann kann ich vielleicht helfen.‹ Die Stimme sagte: ›Hat es dir dein Herr und
Meister gegeben?‹ Und ich …«
»Herr und Meister? In welcher Sprache hat der Eindringling gesprochen?«
»In Latein. Das ist die Sprache, in der wir uns hier alle verständigen.«
»Und was hast du ihm geantwortet?«
»Ich nahm an, er meinte Abt Dabhóc, und habe erwidert,
dass er mir nichts übergeben hätte. Auch könnte ich ihm nicht
helfen, seine Kammer sei völlig leer geräumt.«
»Was passierte dann?«
»Der Druck mit dem Messer wurde stärker. Ich schrie erneut los, ich könnte nicht helfen, er sollte sich erbarmen und mich leben lassen. Ich bin sicher, der Mann, der mich aufs Bett drückte, hätte mir die Kehle durchgeschnitten, wenn da nicht noch jemand gewesen wäre. Aus dem Dunkeln hinter ihm hörte ich eine andere Stimme. ›Lass ihn. Der weiß offenbar wirklich nichts.‹ Der mich gepackt hatte, brummte: ›Du tust gut daran zu schweigen; lässt du etwas verlauten, kommen wir wieder, ganz heimlich, still und leise.‹ Ich hörte sie hinaus
gehen, lag lange wach und wusste nicht aus noch ein.« »In welcher Sprache haben die miteinander geredet?« »Immer in Latein.«
»Hast du den Vorfall gemeldet?«
Bruder Gillucán schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich will
doch leben und nach Tulach Óc zurückkehren. Nur hatte ich
von dir und Bruder Eadulf schon gehört und dachte, ihr müsst
wissen, was mir widerfahren ist. Aber dass ich mit dir gesprochen habe, muss unter uns bleiben.«
»Das verstehe ich. Wie willst du nach Tulach Óc gelangen?« »Einige Pilger aus Mágh Bhíle sind auf der Rückreise von
Rom. Sie sind gestern Abend in der Stadt eingetroffen und ziehen morgen weiter. Ich werde mich ihnen anschließen. Nichts
wünsche ich mir sehnlicher, als von hier wegzukommen.« »Kannst du die Sachen, die Abt Dabhóc bei sich hatte und
die nun verschwunden sind, etwas ausführlicher beschreiben?« Bruder Gillucán zögerte. »Ich bekam ja das Reliquiar nur
einmal flüchtig zu sehen.«
»Was hat sich dir davon eingeprägt?«
Angestrengt blickte der Mönch nach oben, als wollte er das
Bild vor

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