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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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heim.

K APITEL 8
    Missvergnügt war Eadulf zurückgekehrt, Abt Ségdae hatte er nicht sprechen können. Mit einigen anderen Delegierten hatte er sich offenbar zu einer Beratung zurückgezogen, um sich eine Meinung zu den Empfehlungen zu bilden, die auf der Tagesordnung des Konzils stehen würden, wenn es denn schließlich zusammentrat. Der Abt hatte Anweisung gegeben, dass sie von niemandem gestört werden dürften. Fidelma nahm die Situation gelassen hin, dann würden sie eben den Besuch bei Äbtissin Audofleda bis zum nächsten Tag aufschieben müssen. Und so nutzte sie die gewonnene Zeit und erzählte Eadulf von ihrem Besucher.
    »Auch das noch, es spukt in der Abtei«, meinte er nur skeptisch.
»Irgendetwas muss der junge Mönch gehört haben. Das heißt ja nicht, dass er es richtig deutet.«
»Dann müsste ich wohl dieses necessarium aufsuchen und mich umhorchen«, überlegte Eadulf. Das Gästehaus hatte eine eigene latrina , deshalb hatte er die der Allgemeinheit dienende Einrichtung bislang nicht benutzt. Dass Fidelma seine Bemerkung ernst nehmen würde, hatte er nicht erwartet.
»Mach diese Örtlichkeit ausfindig und geh nachts dorthin, wenn alles ruhig ist. Vielleicht hast du Glück und findest eine vernünftige Erklärung für die unheimlichen Laute, die Bruder Gillucán gehört haben will.«
Eadulf stöhnte innerlich. Er war mit den heidnischen Vorstellungen der Vorväter groß geworden, und so glaubte er immer noch an böse Geister. Fidelma übersah geflissentlich seine bekümmerte Miene.
»Vielmehr macht mir Kopfzerbrechen, dass Abt Dabhóc eine kostbare Gabe für den Bischof von Rom bei sich hatte – dieses Reliquiar. Ist der Dieb vielleicht auch der Mörder?«
Eadulf ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem vorher der junge Mann gesessen hatte. »Selbst wenn, dann waren es doch bestimmt nicht die beiden, die später Gillucán heimsuchten und mit dem Messer bedrohten«, gab er zu bedenken.
»Wie kommst du zu dieser Schlussfolgerung?«
»Ganz einfach. Wenn das Kästchen bereits in ihrem Besitz war, nachdem sie Dabhócs Kammer geplündert hatten, warum sollten sie dann Gillucáns Zelle durchsuchen und mitten in der Nacht wiederkommen, ihn mit dem Messer bedrohen und mit der Frage ›Wo ist es?‹ ängstigen.«
»Und du glaubst, mit ›es‹ war das Reliquiar gemeint?«
»Was denn sonst?«
»Doch dann stehen wir vor dem nächsten Rätsel: Wer hat das mysteriöse Kästchen an sich gebracht?«
»Oder hat es Abt Dabhóc an so sicherer Stelle versteckt, dass es nun niemand findet?«, überlegte Eadulf laut. »Müssten wir nicht noch einmal seine Kammer absuchen?«
»Das müssten wir. Dennoch bleibt die Frage, hat diese Sache mit dem Mord zu tun, oder ist es reiner Zufall? Außerdem, wenn entweder Ordgar oder Cadfan in den Mord verstrickt sind – warum hätten sie dieses Reliquienkästchen haben wollen?«
»Wäre doch nicht das erste Mal, dass weltliche Reichtümer oder das Bestreben, ein religiöses Heilszeichen zu besitzen, Glaubensbrüder in Versuchung gebracht hätten.«
Fidelma gab ihm darin recht, wollte sich aber mit der Antwort nicht zufriedengeben. »Wir wissen nicht, wie wertvoll das Reliquiar ist. Das dürfte davon abhängen, wessen Reliquien in dem Kästchen sind. Bruder Gillucán hat zwar einen Namen genannt, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Heilige im Kirchenkalender einen besonderen Rang hatte.«
»Wie war doch gleich der Name?«
»Auf dem Kästchen soll Benén gestanden haben.«
Eadulf überlegte. »Benén. Viele, die sich einer Klostergemeinschaft anschließen, nehmen diesen Namen an in dem Glauben, dann ein besonders gottgefälliges Leben führen zu können. Auf der Hohen Medizinschule Tuam Brecain hatte ich einige Mitstudenten, die so hießen. Und …« Plötzlich saß er kerzengerade. »Meinst du etwa Benén mac Sesenén von Midhe?«
Fidelma schaute verwundert auf. »Den Nachfolger von Patrick?«, fragte sie.
»Ja, genau den. Mit seinem Werk dürftest du vertraut sein. Er war einer der drei Kirchenoberen in der aus neun Männern bestehenden Gesetzeskommission. Sie schufen den Senchus Mór , die große Gesetzessammlung, der die Brehons so ungeheuren Wert beimessen.«
»Benén«, wiederholte sie. Er war der Lieblingsjünger Patricks, sein Koadjutor in Ard Macha, er hatte sogar eine Biografie Patricks verfasst. »Natürlich Benén, der ist es!«
Sie schwiegen kurz.
»Weshalb wollte der Bischof von Ard Macha die Reliquien des heiligen Benén nach Rom senden?«, fragte sich

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