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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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sein inneres Auge holen. »Es war aus Holz, Kupfer
und Zinn und auch Email. Der Form nach war es ein sechseckiges Haus mit schrägem Dach und Giebelwänden, wie eben Reliquienkästchen so sind, die unsere Handwerker herstellen.«
»Mit Edelsteinen war es geschmückt, sagtest du?«
»Es hatte Zierleisten und Fassungen aus rotem Email, in die Smaragde eingesetzt waren. Ich glaube nicht, dass es nur buntes Glas war. Nein, es müssen richtige Edelsteine gewesen sein.«
»Und wie groß war das Ganze?«
»Etwa sechs Zoll lang die Grundfläche, das Haus ungefähr vier Zoll breit und drei Zoll hoch.«
Fidelma nickte; soweit ihr bekannt war, hatten die Reliquiare aus den fünf Königreichen meist diese Abmessungen.
»Oh, bald hätte ich es vergessen … Auf dem Deckel waren Wörter eingraviert.«
»Welche denn?«
»Eins war ein Name: Benén.«
»Weiter nichts?« Es war ein in ihrem Land weitverbreiteter Name.
»An mehr kann ich mich nicht erinnern. Da war noch ein Name, aber den habe ich vergessen.«
»Schadet nichts, wenig ist besser als gar nichts, sagte Fidelma munter. »Das war sehr vernünftig, mir zu berichten, was dir widerfahren ist. Trotzdem haben wir es immer mit Lebewesen in greifbarer Gestalt zu tun und nicht mit Legionen von Verdammten, wie du es geschildert hast. ›Seelen in Qualen‹, glaube ich, hast du gesagt.«
Dem jungen Mönch war nicht fröhlich zumute. »Wirklich, Schwester, in dieser Abtei gibt es Seelen, die in Qualen wimmern. Ich habe Stimmen gehört, die vor Schmerz und Gram schrien. So wahr ich hier sitze, ich habe sie selbst gehört«, bekräftigte er.
Fidelma gab sich Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken, denn
der junge Mann glaubte im Ernst an das, was er sagte. »Vielleicht kannst du mir noch erzählen, was du gehört hast und
unter welchen Umständen.«
Bruder Gillucán schien peinlich berührt, und er tat sich
schwer, darüber zu reden. Schließlich überwand er sich. »Ich
bin zum necessarium gegangen«; er wurde rot.
Fidelma stutzte, das Wort war ihr noch nicht begegnet. »Necessarium?« , wiederholte sie.
» Latrina meine ich. Das war noch vor Sonnenaufgang und
ich … ich musste mal …«
»Red weiter«, drängte ihn Fidelma ungeduldig. »Ich bin ein
Mensch aus Fleisch und Blut wie du, natürliche Regungen unseres Körpers sind mir nicht fremd.«
»Ich saß also im necessarium , und da hörte ich zuerst verhaltenes Wimmern. Dann die qualvollen Rufe der Seelen … Anders kann ich die Laute nicht beschreiben. Angstschreie, darauf Heulen und Jammern in Todespein. Das war so schrecklich,
ich bin geflohen, muss ich gestehen, habe mich erst bei Tageslicht wieder aus meiner Zelle gewagt.«
Man musste seinen Schilderungen Glauben schenken; offenbar hatte er etwas gehört, das ihn vollends erregt, ja verstört hatte.
»Woher kamen die Laute?«, forschte Fidelma weiter. »Du
warst im necessarium ; waren die Laute im selben Raum?« Bruder Gillucán starrte sie einen Moment lang an. »Eher
drangen sie durch die Wände«, sagte er. »Ja, so war es. Sie kamen aus den Wänden. Schreie von Verdammten.« »Wo befindet sich dieses necessarium ?«
»Im Erdgeschoss, hinter dem Refektorium.« Er musste
schlucken und bekam die Worte kaum heraus. »Ich fühle es,
ein Fluch liegt auf dem Ort hier, Schwester. Ich kann es kaum erwarten, bis es hell wird und ich die Heimreise ins Königreich
Ulaidh antreten kann.«
Mitfühlend betrachtete sie den verängstigten jungen Mann.
»Wenn du willst, kannst du auch Bruder Eadulf und mich auf
dem Rückweg in die fünf Königreiche begleiten, oder du
ziehst mit Abt Ségdae und seinem Kämmerer los.« »Nachdem, was meinem Abt zugestoßen ist und dann mir,
verlasse ich lieber die Stadt, so schnell es geht. Nein, ich werde
morgen früh mit den Pilgern aus Mágh Bhíle aufbrechen.« »So möge Gott mit dir sein auf all deinen Wegen«, wünschte
ihm Fidelma ernst.
Bruder Gillucán erhob sich rasch. »Solltest du das Reliquienkästchen des Abts finden, bitte denke daran, es ist ein
Geschenk von Ard Macha an Rom.«
»Ich werde es nicht vergessen, Bruder Gillucán.« »Möge Gott dich beschützen an diesem unheilvollen Ort.«
Er ging zur Tür, blieb stehen und sah hilfesuchend zu ihr.
»Schwester, könntest du so gut sein und nachschauen, ob jemand auf dem Gang ist?«
Wortlos stand sie auf und öffnete die Tür. Sie spähte rasch
den Gang auf und ab und vergewisserte sich, dass dort niemand war. Sie trat zurück, und er schlüpfte hinaus. »Slan abhaile« , flüsterte sie. Komm gut

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