17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat
nur den Hörer abheben.
Aber der FND kümmerte sich nicht um normale kriminelle Delikte. Außerdem gab es noch andere Gründe, nicht anzurufen...
»Wo ist denn diese Erklärung?« fragte der junge Geheimagent das Mädchen schließlich.
»Im Tresor von Frau Falsope, hinter dem Gemälde im Wohnzimmer.«
»Na, dann ist doch alles klar, Kleine. Wir gehen rauf, holen den Wisch, verbrennen ihn und begeben uns dann in Polizeigewahrsam. Das heißt, Sie begeben sich in polizeilichen Gewahrsam.«
»Lennet, Entschuldigung, aber Sie spinnen!«
»Wieso das denn?«
»Zunächst mal: Glauben Sie wirklich, Frau Falsope und Robert lassen Sie so einfach an ihren Tresor?«
»Haben Sie eine Ahnung, wie überzeugend ich wirken kann, wenn ich nur will?«
»Und außerdem: Die Erklärung ist doch sicher in mehreren Kopien vorhanden...«
»Eine Kopie nutzt im Ernstfall gar nichts. Die brauchen schon das Original. Und es gibt nichts Einfacheres, als hinzugehen und die Leute darum zu bitten.«
»Drum bitten! Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, daß sie Ihnen das Papier so einfach geben?«
»Oh, man muß nur hartnäckig genug sein... Kommen Sie jetzt, oder muß ich alles allein machen?«
»Ich kann denen nicht gerade ins Gesicht sehen!«
»Wieso? Sie haben sich doch nichts vorzuwerfen.
Eher umgekehrt!«
»Sicher. Aber ich habe eben Angst...«
»Weiß ich. Lassen Sie doch einfach diese Gefühlsduseleien sein!«
»Gefühlsduseleien! Haben Sie noch mehr solche Sprüche auf Lager!«
»Selima«, sagte Lennet nun ganz ruhig, »wir müssen jetzt den Tatsachen ins Gesicht sehen. Ich bin Ihr Freund.
Sie haben sich mir anvertraut, und ich bin nicht ganz dämlich.
Geht das in Ihr Köpfchen?« Er war an sein Bett gegangen und hatte unter dem Kopfkissen seine Dienstwaffe hervorgeholt. Es war eine Pistole, eine 22er mit langem Lauf, deren Hartgummi- Griffstück für seine Hand maßgefertigt war.
Selima machte große Augen.
»Sie haben eine Waffe, Lennet? Ist das denn erlaubt?«
»Das vielleicht nicht gerade, aber so ein Ding kann manchmal sehr nützlich sein. Sehen Sie, das hier ist der Lauf. Da kommen dann kleine Stahlkügelchen raus, und es macht bumbum. Und das hier ist...«
»Ich weiß schon, der Schlagbolzen, hier wird entsichert, und das da ist der Abzug. Ich bin die Tochter eines Soldaten, und das ist nicht die erste Pistole, die ich zu Gesicht bekomme.«
»Sehr schön, dann brauche ich Ihnen ja nicht erst zu erklären, daß das Ding kein Spielzeug ist.
Wahrscheinlich brauchen wir es gar nicht, aber sicher ist sicher. Wenn ich ein ernstes Wörtchen mit dem Tresor von Frau Falsope rede, möchte ich, daß Sie mir Deckung geben.« Dann ging Lennet ins Bad und zog sich an. »Wissen Sie, ich empfange nicht nur meine Besucher nicht gerne ohne Schuhe - ich gehe auch nicht gerne im Schlafanzug zu anderen Leuten!« erzählte er Selima durch die angelehnte Tür.
Er zog eine Hose und einen Rollkragenpullover an und steckte einige nützliche Kleinigkeiten in die Tasche, unter anderem ein Werkzeugtäschchen, das der FND für seine Agenten herstellte.
Doch plötzlich kamen ihm Zweifel. Durfte er das Material benutzen, obwohl er nicht im Dienst war? Eigentlich war das verboten.
Wenn ich mich täusche, überlegte Lennet, dann kriege ich mindestens vierzehn Tage Stubenarrest! Aber das ist die Sache wohl wert.
Er ging ins Zimmer zurück. »Sind Sie soweit, Selima?«
»Ich bringe es nicht übers Herz, Sie ganz allein in Ihr Unglück rennen zu lassen«, antwortete das junge Mädchen mit Galgenhumor.
»Das freut mich. Passen Sie auf. Wir gehen jetzt raus, und Sie gehen die Treppe hoch. Nicht den Aufzug nehmen! Sie klingeln.
Zwischen dem Treppenabsatz und Falsopes Wohnungstür dürften so etwa fünfzehn Meter Flur sein, wenn ich mich nicht irre. Ich kann mich also in einiger Entfernung von der Tür verstecken. Wenn die Falsopes die Tür aufmachen, gehen Sie nicht sofort rein.
Zögern Sie. Ich muß die fünfzehn Meter mit drei Sprüngen schaffen, aber die Zeit brauche ich.«
»Und wenn sie mich umbringen?«
»Nun machen Sie mal halblang. Die werden Sie bestimmt nicht umbringen, bevor sie wissen, was Sie mir erzählt haben.
Wichtig ist zunächst nur, daß Sie Zeit schinden. Ich möchte nicht, daß man mir die Tür vor der Nase zuknallt, sobald Sie drin sind.«
»Vielleicht öffnen sie mir gar nicht!«
»Ich glaube, die möchten Sie viel zu gerne wiederhaben. Sie könnten erzählen, daß Sie Ihre Meinung
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