17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat
jedenfalls sind sie mir die ganze Zeit gefolgt. Hinter Evreux hat sich ein Lkw quergestellt, und ein Mercedes ist mir ziemlich nah auf den Pelz gerückt.
In dem Mercedes saß übrigens Frau Falsope höchstpersönlich.
Das letzte Mal gesehen hatte ich sie zusammengeschnürt auf ihrem Teppich in Paris. Ein weiterer Beweis dafür, daß die Organisation sehr viel umfangreicher ist, als Selima mir gegenüber zugegeben hatte. Ich hatte 'ne ganze Menge Glück: Die meisten Falsopes haben sich dank meiner weisen Voraussicht irgendwo in der Landschaft verirrt. Ich habe nur ihren Lkw gekapert, damit den Mercedes und die Dienst-Ente in den Graben geschubst, und seitdem habe ich Ruhe gehabt. Jetzt bin ich zehn Kilometer südlich von Deauville in einer Kneipe namens Chez Auguste , wo ich unter dem Vorwand angehalten habe, daß ich dringend einen Grog brauchte. Ich habe Selima erzählt, daß ich mal zum Klo müßte, und jetzt hab ich Sie endlich an der Strippe. Ich sage ihr gleich, daß ich versucht habe, die Villa Meeresschaum anzurufen, und daß sich da niemand meldet. Ich habe keine Ahnung, ob sie schon was gemerkt hat.« Lange blieb es am anderen Ende der Leitung still.
Auch ein Mann wie Montferrand braucht eine gewisse Zeit, um eine solche Fülle von Neuigkeiten zu verdauen und um dann noch eine Entscheidung zu treffen.
»Also zunächst mal«, sagte er dann, »beim FND ist soweit alles in Ordnung. Ich habe vor noch nicht einmal einer Stunde mit dem diensthabenden Offizier gesprochen, und alles schien ganz normal. Ergo war der Offizier, mit dem Sie gesprochen haben, in Falsopeschen Diensten. Wahrscheinlich ist Ihr Telefon angezapft worden. Das war zwar bestimmt nicht ganz leicht, aber alles deutet ja darauf hin, daß die Geschichte von langer Hand vorbereitet worden ist. Sagen Sie mal, Kleiner, was könnte denn Ihrer Ansicht nach das Ziel des ganzen Unterfangens sein?«
»Genau das frage ich mich auch die ganze Zeit, Chef.
Wenn ich wenigstens noch ein wichtiger Informant wäre, dann könnte ich ja verstehen, daß die Falsopeschen den Auftrag haben, mich zu entführen, ohne mir ein Härchen zu krümmen.
Aber ich mache mir wirklich keine Illusionen über meine Wichtigkeit... Also mir ist die Sache zu hoch!«
»Immerhin sind Sie Offizier des FND, Lennet«, antwortete Montferrand, »und Sie wissen auch, daß wir der modernste Nachrichtendienst in ganz Frankreich sind. Es gibt eine Menge Leute, die uns nicht gerade in ihr Herz geschlossen haben, sowohl Landsleute als auch Ausländer. Die können ja nicht wissen, wie dicht unsere Organisation abgeschottet ist, und sind vielleicht der Meinung, daß sie viele wichtige Einzelheiten erfahren können, wenn sie einen unserer Offiziere kidnappen.
So ganz falsch ist diese Annahme nicht, denn Sie kennen schließlich doch eine ganze Menge von unseren Agenten und Ihren Kollegen, Sie kennen unsere Methoden, Sie kennen unsere Treffpunkte... Sie sind nicht der Schlechteste, den sie kriegen könnten, Lennet.« Lennet mußte sich räuspern.
»Wenn Sie das sagen, Chef... Wie lauten denn jetzt Ihre Befehle?«
»Zunächst mal möchte ich Sie zu Ihrer Schlagfertigkeit beglückwünschen. Sie haben sich hervorragend verteidigt, ohne allzuviel des Guten zu tun - wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Ehrlich gesagt, so ganz verstehe ich nicht...«
»Tja, Sie haben sich so verteidigt, wie es sich für einen Agenten des FND gehört. Wenn Sie gleich beim ersten Versuch von den Falsopes gekidnappt worden wären, dann wären Sie nicht mehr interessant gewesen.
Andrerseits haben Sie nicht alle Brücken zwischen Ihnen und dieser Familie abgebrochen: weder haben Sie diese Falsopesche Ziege bei der ersten Polizeidienststelle abgeliefert, noch sind Sie mit ihr zum FND gegangen.
Sie sind noch immer - wenn ich mir erlauben darf, das zu sagen -, Sie sind noch immer entführbar. Sogar noch mehr als vor drei Stunden, denn Sie haben mittlerweile gezeigt, daß Sie nicht entführt werden wollen.«
»Chef, ich verstehe leider noch immer nicht...«
»Doch, Lennet, Sie verstehen mich sehr gut. Wir haben alle Tagescodes geändert und alle Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet.
Sie können doch sicher bis morgen früh, neun Uhr, durchhalten?«
»Hmm... ja... sicher, Chef.«
»Wenn Sie danach irgendwas ausplaudern, ist es nicht mehr schlimm. Außerdem schicke ich ein paar von unseren Leuten nach Houlgate, die Sie die ganze Zeit im Auge behalten werden, die aber erst einschreiten, wenn es wirklich hart auf
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