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17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat

17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat

Titel: 17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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der Austern, fand sie köstlich und amüsierte sich innerlich über die gelungene  Anspielung des Obersten - natürlich gab es Austern für das Opfer des Kommandos Austernfischer -, verspeiste eine zweite und begann dann, die Champagnerflasche zu öffnen. Warum sollte er den herrlichen »Veuve Cliquot« auch verkommen lassen? Das änderte ja nun auch nichts mehr an den gegebenen Tatsachen.
    Entweder hatte Selima sich müde geweint, oder aber Lennets Ungerührtheit übte ihre Wirkung auf sie aus, jedenfalls drehte sie ihm ihr tränenüberströmtes Gesicht zu und sagte: »Töten Sie mich, Lennet, bringen Sie mich um, bitte!«
    »Liebes Kind«, antwortete Lennet und schlürfte eine weitere Auster, »ich pflege keine jungen Mädchen umzubringen, noch nicht einmal, wenn sie in Falsopeschen Diensten stehen.«
    »Machen Sie schnell«, flüsterte sie heiser.
    Da sah er, was sie ihm hinhielt: es war seine eigene Pistole, seine gute alte 22er Long Rifle. Nicht nur, daß er sie in seiner jetzigen Lage bitter nötig hatte, nein, sie war ihm in vielen Abenteuern auch richtiggehend ans Herz gewachsen.
    Obwohl er nicht die geringste Absicht hatte, Selima irgendein Leid anzutun, zögerte er doch keine Sekunde.
    Er griff blitzschnell nach der Waffe, aus Angst, Selima könnte doch noch ihre Meinung ändern, prüfte, ob das Magazin voll war, betätigte den Hebel, um eine Patrone in den Lauf zu bringen, sicherte die Pistole und steckte sie sich in den Gürtel unter seinen Pullover. Dann bedankte er sich.
    »Ich danke Ihnen aus ganzem Herzen, Mademoiselle«, sagte er ehrlich.
    »Sie nennen mich noch nicht mal mehr bei meinem Namen«, gab das Mädchen verbittert zurück. »Aber ich kann Sie ja verstehen.«
    »Sie irren sich. Wenn ich wüßte, wie Sie wirklich heißen, würde ich Sie natürlich auch so nennen, vor allen Dingen jetzt,  wo Sie mir einen so großen Dienst erwiesen haben.«
    »Verstehen Sie denn nicht?« rief sie. »Ich bin Selima Kebir.
    Ich bin Algerierin, bin Waise, bin die Tochter eines  Stabsunteroffiziers, der für Frankreich gefallen ist, bin von den Falsopes aufgenommen worden, das ist alles wahr!«
    »Also jetzt verstehe ich gar nichts mehr«, sagte Lennet.
    »Warten Sie, ich mache erst mal die Champagnerflasche fertig auf, und dann trinken wir ein Gläschen. Ich freue mich wirklich, wenn Sie mir auch beim Essen Gesellschaft leisten, und dann erzählen Sie mir Ihre Geschichte in aller Ruhe. Ich habe das dumpfe Gefühl, Sie haben eine kleine Aufmunterung bitter nötig.«  Und so erzählte ihm Selima beim »Veuve Cliquot« von ihren Abenteuern. Die Falsopes, die sie tatsächlich schwarz über die Grenze gebracht hatten, waren in Wirklichkeit kleine Gauner, die immer für den arbeiteten, der am besten bezahlte. Bis dato hatte sie nur unwichtige Arbeiten für die Familie geleistet, bis zu dem Augenblick, wo sie in die Dienste des Generals Bomarsund traten und bei der Operation Austernfischer mitwirken sollten.
    Selima hatte auch wirklich eine Erklärung unterzeichnet, in der sie einige Straftaten zugab, die sie nicht selbst begangen hatte.
    Der General hatte die Idee gehabt, um sich des jungen  Mädchens völlig sicher zu sein, und hatte das Papier sehr wahrscheinlich irgendwo in der Mine versteckt. Weil sie ihm nun ausgeliefert war, mußte Selima den Auftrag, Lennet zu entführen, schließlich akzeptieren. Um sie zu beruhigen, hatte man ihr erzählt, Lennet solle nur für einige Tage im Bergwerk festgehalten werden, da seine Organisation einen Sabotageakt gegen das Heimatland des Generals plane, den man so zu verhindern gedenke.
    Sie hatte die Geschichte nur zur Hälfte geglaubt, hatte aber keine andere Wahl gehabt, als sich den Befehlen ihrer  Vorgesetzten zu fügen. Bomarsund und sein Assistent Chibani  hatten selbst den Vorschlag gemacht, daß sie bis auf wenige Kleinigkeiten ihre wahre Geschichte erzählen sollte, damit sie für Lennet so glaubwürdig wie möglich wirken sollte. Die Falsopes hatten die Wohnung 804 nur zu dem einen Zweck gemietet, Lennet so nah zu sein, wie es nur eben ging, und ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Lennets Telefon war von dieser Wohnung aus angezapft worden, und sie hatten eine direkte Verbindung zu Bomarsunds Büro hergestellt, der auf diese Weise alles über die Codes des FND erfuhr. Es war auch Bomarsund gewesen, der am vorigen Abend die Rolle des  Bereitschaftsoffiziers gespielt hatte. Sie selbst hatte seine Wohnungstür offengelassen, für den Fall, daß Lennet den

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