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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Brettertür. Als diese entfernt war, gähnte uns ein ziemlich tiefes, viereckiges Loch entgegen, dessen Inhalt wir herausnahmen. Er bestand aus mehreren großen Stücken Blei, einigen blechernen Kartons, mit Zündhütchen gefüllt, einem Haufen Feuersteinen und einem Fäßchen Pulver. Letzteres war angebohrt, das Loch aber mit einem Läppchen wieder verstopft worden.
    Ich kniete bei dem Fäßchen nieder, um den Lappen herauszuziehen und die Qualität des Pulvers zu untersuchen. Dabei stieß ich an eines der Bleistücke, so daß es in die Grube zurückfiel. Das gab einen Ton, welcher mich aufhorchen ließ. Er hatte so hohl geklungen.
    „Sollte sich unter diesem Loch ein zweites befinden?“ fragte ich. „Horcht einmal! Klingt das nicht hohl?“
    Ich warf ein zweites Stück hinab – es gab denselben Klang.
    „Yes!“ sagte der Lord. „Das ist ein falscher Boden. Wollen doch einmal versuchen, ob er zu entfernen ist.“
    Wir verstopften das Fäßchen einstweilen wieder und rollten es fort, damit es nicht etwa mit einem von dem Kienspan fallenden Funken in Berührung käme. Dann legten wir uns – so viele Platz hatten – auf den Bauch rund um das vielleicht drei Fuß tiefe Loch und scharrten mit den Messern den Boden auf, welcher aus festem Erdreich zu bestehen schien. Die losgekratzte Erde wurde mit den Händen herausgeworfen.
    Bald konnten wir mit den Armen nicht weit genug reichen. Halef wurde herbeigeholt. Da er der Kleinste und Schmächtigste von uns war, sollte er sich in die Grube kauern und weitergraben. Er stieg hinein und scharrte emsig drauf los.
    „Bin neugierig, was für einen Fowling-bull er zum Vorschein bringen wird“, lachte der Lord.
    Der Gedanke, daß er früher den leidenschaftlichen Wunsch besessen hatte, in den Ruinen Ninives einen geflügelten Stier zu finden, verursachte ihm heute noch Spaß.
    Plötzlich hörte Halef auf. Der Klang, welchen das Messer verursachte, war ein anderer geworden.
    „Die Erde hört auf“, meldete der Kleine. „Ich bin auf Holz gestoßen.“
    „Mach weiter!“ bat ich. „Versuche, das Holz von der Erde bloßzulegen!“
    „Es sind armdicke Querstangen, Sihdi, unter ihnen ist ein hohler Raum.“
    Noch eine kurze Zeit warf er Erde empor; dann aber brachte er zwei buchene Hölzer zum Vorschein.
    „Es liegen ihrer wohl mehr als zwanzig nebeneinander“, sagte er. „Ich werde bald sehen, was sich darunter befindet.“
    Er hob noch mehrere Hölzer aus, bis nur so viele unten blieben, als er brauchte, um auf denselben knien zu können. Dann langte er in das dadurch entstandene Loch hinab. Der Gegenstand, welcher ihm in die Hände kam, hatte einen solchen Umfang, daß er ihn nicht durch die Öffnung herauszubringen vermochte.
    „Es ist Leder“, erklärte er, „aber mit Stricken umbunden und ziemlich schwer.“
    „So will ich dir mein Lasso hinabreichen“, antwortete ich. „Ziehe es unter den Stricken hindurch und entferne hierauf die übrigen Stäbe. Dann werden wir das Ding mit Hilfe des Lassos heraufbekommen.“
    Er gehorchte dieser Weisung und kam dann aus der Grube heraus. Wir zogen den Gegenstand am Lasso empor. Er steckte in einem fest zugebundenen und mit Stricken sehr fürsorglich umwundenen Ledersack, in dessen Innern ein metallisches Klingen und Klirren ertönte. Als wir die Stricke abgelöst und den mit einem Riemen zugebundenen Sack geöffnet hatten, zogen wir den Inhalt heraus. Alle Anwesenden, ich nicht ausgenommen, stießen einen Ruf der Verwunderung aus, denn wir sahen eine ganze, kostbare, altskipetarische Waffenrüstung vor uns liegen.
    Sie bestand zunächst aus einem silbernen oder wahrscheinlich nur versilberten Kettenpanzer, dessen Glieder auf das kunstvollste ineinander geschlungen waren. Der Verfertiger dieses Panzers war jedenfalls ein Meister seines Faches gewesen, und es hatten wohl viele, viele Monate dazu gehört, dieses Prachtstück anzufertigen. Derjenige, für welchen der Panzer bestimmt gewesen, hatte eine kleine Statur gehabt, vielleicht wie diejenige meines Halef.
    Sodann fanden sich zwei Pistolen mit Steinschlössern, reich mit Gold ausgelegt, und ein langer, breiter, zweischneidiger Dolch vor, dessen Griff von Rosenholz ebenfalls mit Gold ausgelegt war und am Knauf eine große, bläulich schimmernde Perle trug.
    Das letzte Stück war ein krummer Türkensäbel, welcher in einer sehr einfachen Lederscheide steckte, deren Lacküberzug sich abgegriffen hatte. Er ging von Hand zu Hand, ohne daß einer ein Wort dazu gesagt

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