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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als ich nach ihm fragte, sagte man mir, er sei in der Richtung des Dorfes fortgegangen, langsam und gemächlich, als ob er spazieren wolle. Das war nichts Außergewöhnliches. Ich konnte dem Lord doch nicht verbieten, sich ohne meine Begleitung das Dorf und den Fluß zu betrachten. Dann kam der Alim geritten; es war noch früh am Morgen. Er sagte mir, daß er den Lord gesehen habe und mich an die betreffende Stelle führen könne –“
    „Sagte er das sofort, als er kam?“
    „Nein. Er hatte erst mit dem Wirt gesprochen.“
    „Dachte es mir! Dieser hatte ihn instruiert, wie er es anfangen solle, auch Sie festzunehmen. Der Alim machte nämlich am Abend vorher hier aus, daß er Sie mitbringen wolle, da der Köhler ja nicht mit dem Lord sprechen könne. Gingen Sie mit ihm?“
    „Ja. Er zeigte mir die Stelle, an welcher er den Lord gesehen hatte, aber dieser war nicht da. Also suchten wir ihn.“
    „Sehr schlau! Es wurden indessen die Männer beordert, welche sich Eurer bemächtigen sollten.“
    „So ist es. Der Alim führte mich endlich zum Karaul, wo ich die Pferdeknechte des Wirtes fand. Dort wurde mir gesagt, der Engländer müsse eine kleine Reise antreten, und ich solle ihn begleiten. Eine Weigerung werde mein Tod sein. Ich wurde festgenommen, auf das Pferd gebunden und erhielt auch ein Tuch, so wie der Lord. Einer Schuld an diesem Vorfall kann mich niemand zeihen.“
    „Das wird keinem Menschen im Ernst einfallen. Sie hätten hier ganz unschuldig das Leben lassen müssen. Sie können nun viel dazu beitragen, daß die Leute ihre Strafe erleiden. Hoffentlich bewachen sie dieselben sorgfältig!“
    „Das versteht sich ganz von selbst; aber ich hoffe, daß Sie mich nicht zu lange warten lassen. Man weiß nicht, was geschehen kann.“
    „Ich werde mich beeilen. Wäre ich in Kolutschin bekannt, durch welches wir kommen, so würde ich Ihnen von dorther einige zuverlässige Männer senden, damit sie Gesellschaft hätten. Aber ich kenne dort keinen Menschen und müßte gewärtig sein, Ihnen solche Leute zu schicken, welche Freunde des Köhlers sind.“
    „Was das betrifft, so bin ich imstande, Ihnen einen zu senden, an welchen Sie sich wenden können, oder sogar zwei. Ein Nachbar von mir in Antivari hat eine Frau, welche aus Kolutschin gebürtig ist. Sie hat zwei Brüder in der Heimat, von denen der eine sie oft besucht. Ich kenne ihn sehr genau und kann, wenn Sie es verlangen, darauf schwören, daß er ein treuer und sicherer Mann ist, der mir sehr gern den Gefallen tun wird, hierher zu kommen. Er kann seinen Bruder und vielleicht noch einen Bekannten mitbringen.“
    „Wer ist dieser Mann?“
    „Er ist ein Taschdschy (Steinbrucharbeiter, Steinbrecher), ein kräftiger Bursche, welcher sich vor drei andern nicht fürchtet, und heißt Dulak. Wollen Sie nach ihm fragen?“
    „Ja, ich sende ihn her, nämlich wenn er auf diesen Wunsch eingeht. Findet er noch jemand, der ihn begleiten will, so können wir ihnen, wenn sie keine Pferde haben, um schnell herbei zu kommen, diejenigen geben, welche wir von hier mitnehmen. Und nun glaube ich, wir haben genug gesprochen. Wir wollen schlafen. Wir wissen nicht, was die nächste Nacht bringt. Wir wollen losen, wie die Reihe der Wache läuft. Beim Morgengrauen brechen wir auf, um wo möglich schon am Mittag in Rugova zu sein.“
    „Herr“, sagte der Dolmetscher, „es soll keiner wachen, als nur ich. Sie und Ihre Begleiter müssen sich morgen anstrengen, während ich hier ruhen kann. Auch sind es nur wenige Stunden von jetzt bis zur Morgenröte. Diese Bitte müssen sie erfüllen.“
    Ich wollte nicht; da er aber darauf bestand, so tat ich ihm den Willen. Ich war ja überzeugt, daß er ein treuer Mann sei, welcher während unsers Schlafes nichts Unrechtes vornehmen werde.
    Dennoch war es mir nicht möglich, ruhig zu schlafen. Der Gedanke an so viele eingesperrte Schurken, welche vielleicht doch die Mittel fänden, sich zu befreien, beunruhigte mich. Als der Morgen anbrach, war ich zuerst auf den Beinen. Ich ging nach dem Stall zu den vier Pferden. Da hingen die Sättel und Decken. Zwei Decken trugen in einer Ecke die beiden Buchstaben St. und W. Das sollte jedenfalls Stojko Wites heißen. Zwei Pferde, darunter der Goldfuchs und zwei Sättel gehörten ihm. Er sollte sie wiederbekommen.
    Nun weckte ich die Genossen und kroch dann in die Höhle, um mich zu überzeugen, daß die Gefangenen sicher verwahrt seien. Ich ließ ihnen Wasser bringen, damit sie trinken konnten. Essen

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