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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eingestürzt. Der Faden war mit Pulver eingerieben.“
    „Das würde doch nicht brennen, da es feucht im Schacht ist. Sollte sich der Schut eines Fischek urumi (Griechisches Feuerwerk) bedient haben?“
    „Das gibt es wohl nicht mehr.“
    „O doch! Es sollen noch Leute das Geheimnis kennen, Feuer zu machen, welches selbst unter der Oberfläche des Wassers brennt. Allah sei Dank, daß wir mit dem Schreck davongekommen sind! Was tun wir nun?“
    „Wir warten noch ein Weilchen und versuchen dann, ob es möglich ist, ohne Gefahr in den Schacht zu gelangen.“
    Als einige Minuten verstrichen waren, ohne daß wir etwas Weiteres gehört hatten, kehrte ich mit Halef in den Gang zurück. Viele Steine lagen auf dem Boden, ihrer wurden desto mehr, je weiter wir kamen. Die Wände hatten bedrohliche Risse; dennoch drangen wir behutsam vor, bis wir nicht weiter konnten. Wir hatten eine Stelle erreicht, an welcher der Gang vollständig verschüttet war, und kehrten nun wieder um. Warum sollten wir uns unnütz in Gefahr stürzen. Die Gefangenen waren befreit, und das übrige ging uns nichts an. Es blieb uns nur noch übrig, an die Oberwelt zurückzukehren.
    Stojko mußte getragen werden, und auch Galingré beanspruchte unsere Unterstützung. Da sie der frischen Luft am meisten bedurften, sollten sie die ersten sein, welche ausgeschifft würden. Am Wasser angekommen, hoben wir die beiden in den Kahn. Ich stieg mit ein, um das Steuer zu nehmen, und der Konakdschy folgte mit einem anderen starken Mann, um zu rudern. Die andern mußten warten, da ein zweites Boot erst Platz hatte, wenn wir hinausgefahren waren.
    Als wir draußen anlangten und von den dort am Ufer stehenden Leuten gesehen wurden, erhoben dieselben ein lautes Geschrei. Viele von ihnen deuteten dabei nach der Felsenhöhe; andere fragten, ob es uns gelungen sei, die Gesuchten zu finden, und als der Wirt diese Frage bejaht hatte, rannten sie in gleicher Richtung mit unserm Kahn am Ufer entlang, dem Dorf entgegen.
    Die übrigen Kähne warteten im ruhigen Wasser auf uns. Der Wirt stieg mit dem andern Ruderer in ein anderes Boot über, um dasselbe nach dem Stollen zu bringen. Ich brauchte die beiden nicht mehr, da der Kahn von dem Wasser getrieben wurde und es nur des Steuers bedurfte, ihn bei der Brücke landen zu lassen.
    Dort wurden wir von den Leuten erwartet, welche sich so sehr beeilt hatten, daß sie uns zuvorgekommen waren.
    Die beiden Befreiten wurden von ihnen aus dem Kahn genommen und im Triumph nach der Stube gebracht, in welcher der Engländer noch ebenso, wie wir ihn verlassen hatten, bei dem Schut saß.
    „Da kommt Ihr, Master“, sagte er. „Hat sehr lange gedauert. Sind das die beiden?“
    „Ja, es sind Eure Schicksalsgenossen, mit denen Ihr im Schacht gesteckt habt.“
    „Well! Sie mögen sich nun da den Kerl ansehen, dem sie das zu verdanken haben. Wahrscheinlich zahlen sie ihm eine Prämie dafür aus.“
    Ich traute den Leuten trotz des Jubels nicht, mit welchem sie die Befreiten empfangen hatten. Damit sie sich nicht einmal durch Blicke mit dem Perser verständigen könnten, gestattete ich nur einem von ihnen, welcher Stojko führen mußte, uns in die Stube zu folgen. Galingré konnte die wenigen Schritte jetzt allein tun.
    Es läßt sich denken, mit welchen Blicken und Worten sie ihren Peiniger begrüßten. Die Blicke sah er nicht, denn er hielt die Augen geschlossen, und die Worte beachtete er nicht. Es war, als ob der Haß dem ergrimmten Stojko die Gelenkigkeit seiner Füße zurückgegeben habe. Er riß sich von dem ihm unterstützenden Skipetaren los, eilte auf den Schut zu, versetzte ihm einen Fußtritt und rief:
    „Ujuslu köpek – Hund, räudiger! Allah hat mich aus deiner Mördergrube entkommen lassen. Dafür aber ist nun deine Stunde da. Du sollst heulen unter den Qualen, welche ich dir bereiten werde!“
    „Ja“, fiel Galingré ein, „er soll hundertfach büßen, was er an uns und an so vielen andern begangen hat.“
    Beide versetzten dem Regungslosen solche Fußtritte, daß ich ihnen Einhalt tun mußte:
    „Laßt ihn! Er ist ja gar nicht wert, daß ihr ihn auch nur mit den Füßen berührt. Es gibt andere, welche das Amt des Henkers übernehmen werden.“
    „Andere?“ rief Stojko, indem sein Auge grimmig aufleuchtete. „Was brauche ich andere! Mir ist er verfallen, mir! Also will ich es auch selbst sein, der die Rache übernimmt!“
    „Davon sprechen wir später. Er ist nicht dir allein, sondern ebenso jedem von uns verfallen.

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