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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schrank von dem eisernen Haken nehmen, an welchem derselbe hing. Wirklich, hinter demselben war eine Vertiefung in der Mauer, welche nicht ganz die Größe des Schrankes hatte. Dort fand sich alles vor, was dem Engländer und Galingré abgenommen worden; aber auch weiter gar nichts. Frühere Raubfrüchte hatten bereits einen andern Ort erhalten. Ich war mit diesem Ergebnis auch zufrieden. Der Lord schmunzelte vergnügt, als er sogar seinen Hut erblickte, und Galingré jubelte, als er sein Geld wieder in den Händen hielt.
    Dann machten wir einen Rundgang durch die sechs Ställe. Da waren Pferde von allen Sorten und Farben und Preisen. Die besten Pferde aber standen in dem Stall, welcher an das Comptoir stieß. Einen prächtigen Braunen hatte ich gesehen, als ich mit dem Schut eingetreten war. Halef hatte ganz denselben Geschmack wie ich, denn er hatte sich diesen Braunen trotz der großen Eile, in welcher dies geschehen mußte, ausgesucht. Ein fast ebenso wertvolles Tier suchte ich für Galingré und auch eins für den Engländer aus. Es galt, uns möglichst gut beritten zu machen. Für die gemietete Dienerschaft des Lords war nicht zu sorgen, da dieselbe das Weite gesucht hatte.
    Dann zog sich Stojko auch mehrere ausgezeichnete Tiere in den Hof. Der Kiaja wollte das freilich nicht dulden, aber der Skipetar fuhr ihn an:
    „Schweig! Können alle diese Pferde mir den Tod meines Sohnes ungeschehen machen? Ich weiß sehr wohl, daß ihr euch in das Eigentum des Schut teilen werdet, wenn er nicht zurückkehrt. Und da sollen wenigstens auch diejenigen etwas erhalten, welche durch ihn geschädigt worden sind. Übrigens seid ihr imstande, ihn, wenn er zurückkehren sollte und wir nicht mehr da sind, grad so aufzunehmen, als ob gar nichts vorgefallen sei. Ich kenne euch, werde aber dafür sorgen, daß es ihm nicht so wohl werden kann.“
    Die andern Gegner waren ebenso verschwunden, wie der Schut. Sogar die im Comptoir verwundeten waren fort. Und jetzt wußte ich's: der Buchstabe Dal bedeutet 4. –
    Der Geldschrank sollte verschlossen bleiben, bis von Prisrendi ein Beamter angekommen sei. Ein Bote war freilich noch nicht dahin abgesandt worden. Ich gebot dem Kiaja, dies schleunigst zu tun und überhaupt dafür zu sorgen, daß die Verwaltung des Kara-Nirwan-Khans in treue Hände käme. Dann stiegen wir zu Pferd und ritten nach Rugova zurück, ohne uns darum zu kümmern, ob die ‚Väter des Ortes‘ uns folgten oder nicht.
    Im Konak wartete Halef bereits auf uns mit der Meldung, daß er noch zur rechten Zeit gekommen sei, um die Wegnahme Rihs durch den Schut zu verhindern. „Er war mir weit voran“, erzählte der Hadschi, „da er einen bedeutenden Vorsprung hatte, und ich konnte in dem abschüssigen und holperigen Hohlweg mein Pferd nicht recht zwischen die Hände nehmen, da ich kein richtiges Zügelwerk, sondern nur die Halfter hatte. Ich wußte also nicht, wo er war, ritt aber, als ich hier anlangte, in den Hof. Und siehe, da hielt er, und die Knechte waren eben damit beschäftigt, ihm den Rappen aus dem Stall zu ziehen.“
    „Wie kamen sie dazu, das zu tun?“
    „Er hatte zu ihnen gesagt, seine Unschuld habe sich herausgestellt und er sei beauftragt, dir dein Pferd zu holen. Die Leute von Rugova haben einen so heillosen Respekt vor ihm, daß man es nicht wagt, ihm zu widersprechen.“
    „War er denn bewaffnet? So viel ich weiß, hat er bei seiner Befreiung keine Zeit gehabt, sich mit Waffen zu versehen.“
    „Ich habe nichts dergleichen bemerkt. Natürlich erhob ich Einspruch und gebot, Rih sofort wieder in den Stall zurückzubringen.“
    „Und dann?“
    „Nun, dann machte er sich schleunigst davon.“
    „Wohin?“
    „Hier über die Brücke hinüber. Aber er ritt nicht den gebahnten Weg, welcher immer dem Ufer des Flusses folgt, sondern querfeldein, nach dem Wald drüben im Westen. Es ging immer im Galopp, und ich folgte ihm, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war.“
    Nachdem ich dem Hadschi zu seiner tiefsten Zerknirschung erklärt hatte, daß er nebst Osco und Omar versäumt hätte, hinter die Ställe zu sehen, wo die Leute des Schut versteckt waren, versammelten wir uns in der Wirtsstube, und ich hob an:
    „Die Zeit drängt. Der Schut ist entflohen und wir müssen ihn wieder haben. Er hat hier alles verlassen müssen, um einstweilen nur sich zu retten. In diesem Augenblick ist er ein armer Mann, er hat kein Geld. Um solches zu bekommen, reitet er Hamd el Amasat entgegen, welcher die Familie Galingré

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