Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
bringt. Diesen Leuten soll alles, was sie bei sich führen, abgenommen werden. Wenn das gelingt, so hat der Schut wieder Geld und kann später, wenn wir von hier fort sind, möglicherweise hierher zurückkehren und alles leugnen. Ich und meine Gefährten sind dann nicht mehr da, und die übrigen Zeugen kann er auf irgendeine Weise unschädlich machen. Ich halte es unter den hiesigen Verhältnissen gar nicht für unmöglich, daß es ihm gelingt, seine Unschuld glaubhaft zu machen.“
    „Um Gottes willen!“ rief Galingré. „Meine Frau, meine Tochter und mein Schwiegersohn befinden sich in größter Gefahr. Herr, säumen Sie nicht. Wir müssen sogleich aufbrechen, sogleich!“
    „Haben Sie Geduld!“ mahnte ich. „Wir dürfen uns nicht überstürzen. Vor allem müssen wir wissen, wohin der Weg führt, welchen er eingeschlagen hat.“
    „Das kann ich dir sagen“, antwortete Ranko, der Neffe Stojkos. „Ich weiß, welche Absicht er hat. Die Verwandten dieses Herrn kommen von Skutari. Die Straße von dorther geht über Skala, Gori, Pacha, Spassa und endlich Rugova. Von Pacha aus wendet sie sich nordwärts nach Spassa und von dort aus wieder nach Südost gen Rugova. Sie bildet also einen bedeutenden Winkel, welcher einen großen Umweg bedingt. Der Schut weiß das. Er reitet gar nicht nach Spassa, sondern direkt westwärts nach Pacha. Der Weg dorthin ist zwar nicht befahren und ist sehr schlecht, aber man vermeidet, wenn man ihn benutzt, den ungeheuren Bogen und kommt anstatt in sieben Stunden in der halben Zeit in Pacha an. Er hat die Absicht, uns sehr weit voran zu kommen.“
    „Sollte er annehmen, daß wir ihm folgen? Jedenfalls. Nun, wir können ja denselben Weg einschlagen. Hoffentlich finden wir hier einen Mann, welcher das Amt des Führers übernehmen kann.“
    „Wir brauchen keinen Führer. Ich selbst kenne diesen Weg sehr genau. Vor allen Dingen gilt es, den Schut zu bekommen. Wir reiten alle mit dir. Dann kehren wir hierher zurück und werden mit dem Köhler und seinen Genossen Abrechnung halten.“
    „Ich muß dir davon abraten, denn ihr werdet mit Sehnsucht bei der Höhle erwartet. Wenn ihr zu kommen zögert, so ist es möglich, daß die Mörder, an welchen du den Tod deines Vetters rächen willst, aus ihrem Gewahrsam entkommen.“
    „Erkläre mir das!“
    Ich war jetzt gezwungen, abermals unsere Erlebnisse zu erzählen. Ich machte alsdann die Skipetaren darauf aufmerksam, daß der Dolmetscher und die beiden Steinbrucharbeiter doch nicht so zuverlässig seien, daß man ihnen die Bewachung der Höhle auf längere Zeit anvertrauen könne. Und da gaben sie mir recht.
    „Das ist richtig, Herr“, sagte Stojko. „Nicht der Schut ist der Mörder meines Sohnes, sondern die Köhler sind es. Den Schut überlasse ich dir; die andern aber nehme ich auf mich. Ich werde, obgleich ich noch schwach bin, schleunigst aufbrechen. Ich kenne den Weg, und übrigens sind wir Skipetaren und können uns auf unsere Augen und unsere Pferde verlassen.“
    „Nun denn, so vergiß ja nicht, daß das Vermögen des Köhlers, das heißt der Ertrag seiner Räubereien und Mordtaten, sich unter dem Herd seines Schwagers, des Kohlenhändlers, befindet.“
    „Ich werde hinreiten und es holen. Wem soll ich's geben?“
    „Es gehört den Verwandten derjenigen, denen er es abgenommen hat. Kannst du diese Leute nicht ausfindig machen, so verteile es unter die Armen und Bedürftigen deines Stammes. Keinesfalls aber laß es in die Hände des Gerichtes kommen; da würden es weder die Berechtigten, noch die Armen erhalten.“
    „Es soll genau so geschehen, wie du es sagst, und diejenigen, welche es erhalten, sollen euren Namen erfahren, denn ihr seid es, denen sie es zu verdanken haben. Nun aber wollen wir uns zum Aufbruch anschicken.“
    Da nahm Ranko nochmals das Wort:
    „Ich bleibe dabei, daß ich noch nicht nach der Höhle reite. Mein Oheim und meine fünf Begleiter werden den Tod meines Vetters Ljubinko rächen. Aber der Schut hat meinen Oheim über zwei Wochen lang eingesperrt und wollte ihn töten. Auch das erfordert Rache. Es genügt mir nicht, daß der Effendi diesen Menschen verfolgt; ich selbst muß dabei sein, und darum werde ich mit ihm reiten. Versucht nicht, mich davon abzubringen. Ich bleibe dabei. Übrigens könnt ihr euch meiner als Führer bedienen, denn ich kenne die Gegend, durch welche wir reiten müssen.“
    „Ich will nicht gegen deinen Entschluß sprechen“, sagte sein Oheim. „Du hast recht, und ich weiß, daß

Weitere Kostenlose Bücher