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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verkauft?“
    „Ja, und ein neues ward in Uskub dafür angekauft. Dieses ist aber noch nicht bezahlt. Meine Frau wird das Geld und die Wechsel bei sich haben.“
    „Welch eine Unvorsichtigkeit von einer Frau, ein solches Vermögen von Skutari nach Uskub schleppen zu wollen!“
    „Du darfst nicht vergessen, daß dies gegen meinen Willen und nur auf Veranstaltung Hamd en Nassrs geschieht!“
    „Das ist richtig. Darf ich vielleicht erfahren, aus welcher Stadt Frankreichs du eigentlich stammst?“
    „Aus Marseille. Die regen Beziehungen, in denen mein Haus zu der Levante stand, veranlaßten mich später, nach der Türkei zu gehen. Wir hatten eine Filiale in Algier, welche mein Bruder eines drohenden Verlustes wegen persönlich besuchen mußte. Er war der Chef des Marseiller Hauses. Die Ausgleichung der Differenz war nur unter Mitwirkung seines Sohnes möglich, und er ließ denselben nachkommen. Nach einiger Zeit erhielt ich die Schreckensnachricht, daß mein Bruder in Blidah ermordet worden sei.“
    „Von wem?“
    „Des Mordes verdächtig war ein armenischer Händler, welcher aber vergeblich verfolgt wurde. Paul, so hieß mein Neffe, brach selbst auf, um diesen Menschen aufzusuchen, ist aber nie zurückgekehrt.“
    „Was wurde aus dem Geschäft in Marseille?“
    „Mein Bruder hatte damals eine verheiratete Tochter, wie jetzt ich; auf deren Mann ging das Geschäft über.“
    „Und du hast nie wieder von deinem Neffen Paul und von dem Mörder deines Bruders gehört?“
    „Nein. Wir haben Briefe für Briefe geschrieben, der Schwiegersohn meines Bruders ist selbst nach Algerien, nach Blidah gereist, aber alle Mühen sind vergeblich gewesen.“
    „Was würdest du tun, wenn du den Mörder träfest und er dich nun um eine Stelle in deinem Comptoir bäte?“
    „So würde er eine Stelle bekommen, aber in der Hölle. Doch, warum fragst du mich so eigentümlich?“
    „Weil ich dir etwas zeigen will.“
    Ich nahm meine Brieftasche heraus und zog jene drei Zeitungspapiere hervor, welche ich damals mit Halef an der Leiche in der Sahara gefunden hatte, und reichte sie ihm hin.
    „Zeitungsblätter, sehr alte?“ sagte er. „Woher hast du sie?“
    „Es ist je ein Blatt der ‚Vigie algérienne‘, des ‚l'Indépendant‘ und der ‚Mahouna‘. Das erstere Blatt erscheint in Algier, das zweite in Konstantine und das dritte in Guelma. Lies nur die Artikel, welche ich angestrichen habe.“
    Diese Blätter enthielten, wie bereits früher erwähnt, den fast gleichlautenden Bericht über die Ermordung des französischen Kaufmanns Galingré in Blidah. Er las sie durch, und sein Angesicht wurde bleich.
    „Effendi“, rief er aus, indem er die Hände mit den Blättern auf den Sattel sinken ließ, „woher hast du diese Zeitungen?“
    „Sage mir vorher, ob dein Neffe Paul unverheiratet war.“
    „Er war erst vor kurzer Zeit verheiratet, und die junge Frau hat sich über sein Verschwinden zu Tode gegrämt.“
    „Wie war ihr Mädchenname? Fing er mit den beiden Buchstaben E.P. an?“
    „Ja, Herr, ja. Sie hieß Emilie Pouillet. Aber woher kennst du die Anfangsbuchstaben ihres Namens?“
    „Sie ist gewiß nicht so alt gewesen, wie es nach der Jahreszahl erscheint, welche sich hier im Innern dieses Ringes befindet.“
    Ich zog den Ring, welchen ich damals an der Hand des Toten gefunden hatte, von meinem kleinen Finger, an welchem ich ihn von jenem Tage an bisher getragen hatte, und reichte ihm denselben hin. Er sah die eingegrabene Schrift ‚E.P. 15. Juillet 1830‘ und sagte fast atemlos:
    „Der Trauring meines Neffen Paul, meines verschwundenen Neffen! Ich weiß es ganz genau.“
    „Aber wie stimmt das mit der Jahreszahl 1830?“
    „Dieser Ring ist der Trauring der Mutter seiner Braut gewesen, deren Mädchenname Emilie Palangeur war. Da die Buchstaben stimmten, hat die Tochter sich des Ringes ihrer verstorbenen Mutter bedient, aus Pietät natürlich, nicht aus Sparsamkeit. Aber, Effendi, sage mir um aller Welt willen, wie dieser Ring in deine Hände kommt!“
    „Auf die einfachste Weise: ich habe ihn gefunden, und zwar in der Wüste Sahara, unter schaurigen Umständen. Dein Bruder wurde von dem armenischen Händler ermordet. Paul, dein Neffe, entdeckte die Spur des Missetäters und folgte ihm in die Wüste. Er traf mit ihm zusammen und wurde von ihm getötet und ausgeraubt. Kurze Zeit später kam ich zur betreffenden Stelle und fand die Leiche. An der Hand derselben steckte dieser Ring, den ich zu mir nahm, und unweit

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