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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufgebrochen und ausgenommen. Es kochte also samt dem ganzen Leibesinhalt!
    Ich ging hinaus zum Packpferd und holte Brot und Fleisch herein, welches ich dem Hirten gab.
    „Das soll unser sein?“ schrie er verwundert, und nun gab es einen unendlichen Jubel. Als dieser sich gelegt hatte, mußte Jaschka die zwanzig Piaster in der Ecke vergraben, und ihr Bruder sagte:
    „Wir heben uns alles Geld auf, das wir verdienen. Wenn wir einmal reich sind, kaufe ich mir ein Lamm und eine Ziege. Das gibt Wolle und auch Milch. Nun aber kannst du wieder von dem Wirt des Kara-Nirwan-Khan sprechen, Herr. Ich werde dir alles sagen. Du bist so gut, wie noch kein Mensch gegen mich gewesen und auch gegen meine Schwester, die da am Feuer steht.“
    „So hast du diesen Mann also kommen sehen?“
    „Ja, er ritt das schwarze Pferd, welches er von dem Pascha von Köprili gekauft hat, weil er es vorher krank gemacht hatte. Er ritt mitten in meine Herde hinein und hat mir zwei Schafe, welche dem Wirt gehörten, totgeritten. Darum ließ ich meine Schwester, die da am Feuer steht, bei der Herde und rannte zum Wirt, um ihm das zu sagen. Als ich hinkam, hielt der Mann aus Rugova vor dem Hause und gab mir vom Pferd herab einen Schlag an den Kopf. Er sagte, ich solle mich schnell davonmachen und nicht anhören, was hier gesprochen werde. Mein Wirt stand bei ihm. Aber weil er mich geschlagen und zwei Schafe zuschanden gemacht hatte, ging ich in die Stube und stellte mich an das Fenster, um alles zu hören, was ich nicht hören sollte.“
    „Nun, was sprachen sie?“
    „Kara Nirwan fragte, ob vielleicht Leute mit Wagen vorübergekommen seien.“
    „War das geschehen?“
    „Nein. Sodann sagte er, daß Reiter kommen würden, einer auf einem schwarzen, arabischen Hengst. Dieser werde nach ihm fragen; der Wirt solle sagen, daß Kara Nirwan nach Dibri geritten sei, nicht aber auf der Straße nach Gori hin.“
    „Er ist aber wohl nach Gori hin?“
    „Freilich; ich habe es gesehen. Ich habe ganz genau aufgepaßt.“
    „Wie weit ist es bis Gori?“
    „Wenn man ein gutes Pferd hat, muß man wohl an die zwölf Stunden reiten. Aber Kara Nirwan will nicht ganz bis Gori, sondern nur bis zum Khan, welcher Newera-Khan heißt.“
    Newera ist serbisch und bedeutet ‚Verräter‘.
    „Warum führt der Khan diesen Namen?“
    „Weil er an dem Felsen liegt, der so heißt.“
    „Und warum heißt derselbe so?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Was will der Mann aus Rugova dort?“
    „Er will auf die Leute warten, welche mit dem Wagen kommen.“ .
    „Welche Orte liegen zwischen hier und diesem Newera-Khan?“
    „Zwei Dörfer, dann kommt der Khan. Man muß von jetzt an bis zum Morgengrauen reiten, bevor man hinkommt, denn es ist wohl an die acht Pferdestunden weit.“
    „Liegt er einsam, oder ist ein Ort dabei?“
    „Einsam. Ich bin dort gewesen.“
    „An welcher Seite der Straße?“
    „Rechts.“
    „Kennst du den Wirt?“
    „Ja, er ist zuweilen hier und heißt Dragojlo. Niemand kann ihn leiden. Man sagt, er habe sein Vermögen zusammengestohlen.“
    „Hast du noch mehr gehört?“
    „Nein, denn der Wirt kam in die Stube, um seine Waffen zu holen: eine Flinte, eine Pistole und auch ein Messer. Der Mann aus Rugova hatte die seinigen nicht bei sich. Dann ritt er schnell fort.“
    „Wie lange ist das her?“
    „Ja, Herr, das kann ich dir nicht sagen, denn ich habe kein Kojun saaty (Taschenuhr) wie der Padischah. Aber ich denke, daß über zwei Stunden vergangen sein werden.“
    „So sage mir nun nur noch, ob die Straße nach Gori leicht zu finden ist.“
    „Ja, sie kommt jenseits der Joska, über welche ihr reiten müßt, von Spassa her und geht dann links weiter. Ich werde euch hinführen bis über das Dorf hinaus.“
    „Schön, tu das! Aber es ist Nacht. Kann man da diese Straße nicht leicht verlieren?“
    „Das ist wohl möglich, wenn man sie nicht kennt. Aber bis zum ersten Dorf kann man gar nicht irren, und wenn ihr da den Tschoban (Hirt) weckt und ihm fünf Piaster gebt, führt er euch sehr gern so weit, bis ihr nicht mehr irren könnt.“
    „So weiß ich alles. Ich bin mit dir zufrieden. Wieviel kostet denn hier ein Schaf?“
    „Zwanzig Piaster ein einjähriges.“
    „Und eine Ziege?“
    „Die ist viel, viel teurer. Die kostet wohl, wenn sie bereits Milch gibt, über dreißig Piaster.“
    „Könntest du denn solche Tiere ernähren?“
    „Ja; es gibt hier Land des Großherren, auf welchem alle Leute weiden dürfen.“
    „Nun, so sollst

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