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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schmücken. Ihre Gestalt wird in den Wohlgerüchen Persiens schwimmen, und mit ihren Füßchen wird sie einhergehen in den Pantoffeln der Prinzessinnen. Ich aber werde den besten Latakia rauchen, und meine Masu'ra wird aus einem Rohr vom besten Rosenholz, und die Bizz min kahrubah soll so groß sein, daß ich sie gar nicht in den Mund bringen kann!“
    Diese überschwengliche Vorstellung von der Größe seines Vermögens konnte ihn leicht zur Verschwendung treiben. Ich erklärte ihm also durch verschiedene Aufzählungen, daß sein Besitz nicht im entferntesten so bedeutend sei, wie er denke.
    Omars Freude war eine stillere. Er lächelte glücklich vor sich hin und sagte:
    „Galingré hat mir das gegeben, wonach ich mich so sehr sehne: ich kann mir nun eine Heimat erwerben. Ich werde mit Halef zu den Haddedihn gehen und mir ein Kamel, einige Rinder und eine Herde Schafe kaufen. Dann finde ich wohl auch eine liebliche Tochter des Stammes, welche mein Weib werden will. Hamdullillah! Allah sei Dank! Ich weiß nun, daß ich leben kann.“
    Der Lord hatte, wenn nicht alles, aber doch die Hauptsache verstanden. Er brummte:
    „Unsinn! Galingré! Kaufmann! Ich bin ein Lord von Altengland und kann auch Geschenke geben. Muß aber nicht gleich sein! Was sagt Ihr dazu, Master, daß diese beiden nach den Weideplätzen der Haddedihn wollen? Wie kommen sie hin? Welchen Weg schlagen sie ein? Würde es nicht am besten sein, wenn sie per Schiff nach Jaffa führen und von da aus quer durch Palästina nach Bosra im Dschebel Hauran ritten? Sie würden da den Weg erreichen, auf welchem Ihr damals aus dem Land der Haddedihn gekommen seid.“
    „Das wäre freilich das Allerbeste. Aber wo bekommen sie ein Schiff nach Jaffa? Und bedenkt das Geld, welches sie bezahlen müssen!“
    „Pshaw! Habe ich nicht den Franzosen unten im Hafen liegen? Er bringt uns hin. Zahle alles! Können auch sämtliche Pferde mit an Bord nehmen und sie dann, wenn wir landen, den beiden schenken. Wir gehen mit bis nach Jerusalem.“
    „Wir? Wen meint Ihr da?“
    „Euch und mich natürlich!“
    „Oho! Ich muß heim.“
    „Unsinn! Habe mich genug geärgert, daß wir auf unserm Ritt von Damaskus nach dem Meer Jerusalem zur Seite liegen lassen mußten. Können das nachholen. Auf einige Wochen kann es Euch nicht ankommen. Schlagt ein! Wie gesagt, ich bezahle alles.“
    Er hielt mir die Hand hin.
    „Muß es mir erst überlegen, Sir“, antwortete ich.
    „So überlegt es schnell, sonst schwimme ich nach Jaffa, bevor Euch der richtige Gedanke gekommen ist. Well!“
    So war es! Sein Gedanke gefiel mir sehr, und im stillen redete ich selbst mir zu, auf denselben einzugehen.
    Indessen hatten wir Gori erreicht, kamen nach nicht ganz zwei Stunden nach Skala und ritten dann von der Höhe nach Skutari hinab, dem Endpunkt unserer Reise durch das Land der Skipetaren.
    Lindsay hatte Halef und Omar seinen Plan mitgeteilt; derselbe wurde mit Entzücken aufgenommen, und die beiden drangen so stürmisch in mich, daß ich schließlich nachgeben mußte, was, offen gestanden, gar nicht so ungern geschah. Es ging mir jetzt wie immer: ich war länger von der Heimat entfernt, als es in meiner ursprünglichen Absicht gelegen hatte.
    Wir stiegen im Gasthof des Anastasio ab, welcher allerdings nur zwei Fremdenzimmer hatte, die glücklicherweise nicht besetzt waren. Hier konnten wir uns gründlich restaurieren und das Gefühl, halbwilde Menschen geworden zu sein, von uns werfen.
    Der Lord schickte also sofort einen Expressen nach Antivari, um dem Kapitän seinen neuen Reiseplan mitzuteilen, und ich hatte nichts Eiligeres zu tun, als zu einem Barbier zu gehen und mich dann mit einem neuen Anzug und frischer Wäsche zu versorgen. Daß wir alle ein sehr gründliches Bad nehmen mußten, verstand sich ganz von selbst.
    Dann spielten wir die Herren und ließen uns auf dem Skutarisee, von welchem aus die Stadt einen wunderschönen Anblick bietet, spazieren fahren. Als wir nach Hause kamen, wartete ein Polizeibeamter, bei welchem sich drei rotgekleidete Khawassen befanden, auf uns; der Wirt hatte uns angemeldet. Als der Mann meine Pässe sah, zog er sich unter den ehrerbietigsten Verbeugungen zurück, wozu wohl das reiche Bakschisch, welches der Lord ihm gab, das meiste beigetragen hatte.
    Skutari trägt, obgleich es am adriatischen Meer liegt, einen durchaus orientalischen Charakter. Es liegt teils in einer fruchtbaren Ebene, teils auf einer Hügelgruppe, welche diese Ebene begrenzt und auf ihrem

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