17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut
höchsten Punkt ein verfallenes Kastell trägt. Diese Stadt besteht eigentlich aus mehreren Dörfern, welche miteinander verbunden und deren Häuser fast ausschließlich aus Holz gebaut sind.
Osco blieb einen Tag lang da; dann verabschiedete er sich von uns, um hinauf nach Allia und von da über Plavnicza und Rieka zu reiten, wo er früher gewohnt hatte. Eine Fahrt über den See hätte ihn viel schneller hingebracht. Aber er glaubte, seinen Schecken, auf den er sehr stolz war, nicht den trügerischen Wellen anvertrauen zu dürfen.
Die Trennung wurde ihm und uns schwer. Er versprach, bei seiner Rückkehr nach Edreneh und Stambul seine Verwandten von uns zu grüßen und sie zu veranlassen, einmal an mich zu schreiben. Wir gaben ihm eine Strecke weit das Geleit.
Der von dem Lord nach Antivari gesandte Bote kam erst am zweiten Tag zurück, denn man hat elf bis zwölf Stunden zu reiten, um von der einen Stadt nach der andern zu gelangen. Er meldete, daß der Kapitän an der Riva von Antivari liege, zu jeder Stunde bereit, uns aufzunehmen. Da uns nichts hier in Skutari hielt, brachen wir am nächsten Morgen sehr zeitig auf.
Wir fühlten uns bald sehr froh, so gute Pferde zu besitzen, denn der Weg ist ein ungemein schlechter. Trinkbares Wasser für uns und die Pferde war nur an einer einzigen Stelle zu bekommen, welche wir um die Mittagszeit erreichten. Sie lag hoch oben auf dem Gebirgsrücken, welcher sich zwischen den beiden Städten bis an das Meer hinzieht.
Der jenseitige Abfall des Berges war so steil, daß wir aus dem Sattel steigen mußten, um die Pferde zu schonen. Von da aus blitzte uns aus der Tiefe das Meer entgegen, welches uns auf seinem dienstbereiten, oft aber auch widerstrebenden Rücken davontragen sollte. Erst eine Stunde vor der Stadt wurde das Terrain so eben, daß wir wieder reiten konnten.
Die Stadt Antivari, welche mit der Festung auf einem niedrigen Ausläufer des Gebirges liegt, wurde von uns nicht berührt, da wir gleich an die Riva wollten. Dort waren vier Häuser an den Strand gebaut, ein Kontumaz-Gebäude, das Agenturhaus des österreichischen Lloyd, ein Zollhaus und ein Wirtshaus. In letzterem kehrten wir ein. Es war fünf Uhr nachmittags, als wir da anlangten.
Die folgende Nacht blieben wir im Wirtshaus; am andern Morgen schifften wir uns mit den Pferden ein, und dann entschwand die Küste des Skipetarenlandes sehr bald unsern Blicken.
Wir wir nach Jaffa und el Kudsischscharif (Jerusalem, die ‚heiligedle‘) gekommen sind, davon vielleicht ein anderes Mal. Für jetzt ist nur noch zu erwähnen, daß der Lord den Hadschi und Omar auch sehr reich beschenkte, und daß ich meinen ‚Freund und Beschützer‘ bat, mir einmal zu schreiben. Er möge den Brief nach Mossul senden, von wo aus er wohl an mich gelangen werde. Zu diesem Zweck nahm er Papier mit, und ich schrieb auf ein Couvert meine Adresse in türkischer und französischer Sprache.
Zwei Monate nach meiner Heimkehr langte denn auch dieses Schreiben bei mir an. Halef hatte geglaubt, weil die Adresse türkisch sei, müsse auch der Inhalt in dieser Sprache gehalten sein. Sein Türkisch war gar wunderbar mit Arabisch vermengt, und seine zwar der Waffe, aber nicht der Feder gewohnte Hand hatte gar manchen muntern Schreibepudel fertiggebracht; aber der Brief war ebenso kurz, wie gutgemeint, und verursachte mir große Freude. Hier sein Inhalt, natürlich aber in Transkription:
„Sewgülü sihdim!
En ni' mi es sallam Allahdan! Geltik ben we Omar ben Sadek. Surur we bacht her tarafda. El massahri! Ez zerh! Iftichahr, esch scharaf, ez zewk! Kara Ben Nemsi Emir el baraki, el muhab' bi, lilistizkar, es sallah! Hanneh el mu sajira, Bint Amschah Bint Malek el Ate'ibeh sahlim kwaijisa, hejrana. Kara Ben Hadschi Halef oghul ewladim bir kahreman; arb' in tamrin fard marra jutar; ja Allah, ja Samah!!! Omar Ben Sadek Sahama Bint Hadschi Schukar esch Schamain Ben Mudal Hakuram Ibn Saduk Wesilegh esch Schammar awret almar; bir mal-dar, we güzel kyz. Allah sahna pek eji hawa bakschischlar we gyzel hawanyn kej-fijeti. Rih el husahn pek kemterin we terbijeli sallam werir. Omar Ben Sadek wa-hid eß Ssiwan el kwaijis ile bir hamat el musajira. Daha jakynda awret al! Allah seni arka olsun! Dajma choschmud ol, tazirleme! Seni sewilim! Möhüri fera-musch et! Ehaten we lök benim jok! Daima hünerli ol, kahabat we günah sawul! Gel baharin! Daima uslu, edebli, mürüwetli, we serschoschluk sakin!
Duz dolu ittibar, tekrim, tewazu we ybadet yrzehli sadyk
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