Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
begrüßen will!“
    Er drückte, ich mochte wehren, so sehr ich wollte, seine Lippen auf meine Hände und ließ nicht eher von mir ab, als bis Amad el Ghandur ihn zur Seite drängte, meine Rechte ergriff und zu mir sagte:
    „Allah sei Dank, der dich wieder zu uns führt, Emir! Es wird große Freude sein in unserm Lager und viel Wonne unter unseren Zelten. Unsere Krieger werden euch mit dem La'b el Barud, dem Spiel des Pulvers, empfangen, und aus dem Mund der Frauen und Mädchen wird dein Lobgesang erschallen. Du sollst bei uns willkommen sein, wie noch nie jemand bewillkommnet worden ist, denn du bist der beste unserer Freunde, und schon dein bloßes Nahen hat uns Heil gebracht. Du hast die zwei edelsten Pferde unseres Stammes gerettet. Willst du uns sagen, wie dir dies gelungen ist?“
    Erst durch diese Frage des Scheiks wurde Halef veranlaßt, seine Augen von mir auf den Rappen zu wenden.
    „Ja“, rief er aus, „noch hat mein Sihdi, der berühmte Hadschi Kara Ben Nemsi, seinen Fuß nicht zu uns gesetzt, so kommt von ihm uns schon das Glück entgegen. Oh, Sihdi, man hatte mir deinen Rih gestohlen, das Pferd meiner Seele, den Rappen meines Herzens. Welche Schande wäre über mich gekommen, wenn du die Räuber nicht besiegt hättest! Wie hast du es angefangen, sie und die gestohlenen Rosse auf euern langsamen Kamelen einzuholen?“
    „Das sollst du gleich erfahren, wenn ich vorher auch diesen kleinen Ben Arab begrüßt habe, von dem ich wohl errate, wer er ist.“
    Ein etwa achtjähriger Knabe saß auf einem vielleicht dreijährigen Rapphengst; er war nicht abgestiegen und hielt seine großen, dunklen Augen mit einem ganz eigenen Ausdruck auf mich gerichtet. Ich reichte ihm die Hand und sagte:
    „Wir haben uns seit drei Jahren nicht gesehen. Du bist Kara Ben Hadschi Halef, der Sohn meines Namens?“
    „Ich bin es“, antwortete er, auf sein junges Pferd deutend. „Und dieser Rapphengst ist Assil Ben Rih, der Sohn dessen, den du meinem Vater geschenkt hast.“
    „Wie? Rih hat einen Sohn?“ fragte ich verwundert.
    „Einen Sohn und eine Tochter“, antwortete Halef. „Durfte so ein Pferd ohne Nachkommen bleiben? Nein. Seine Nachkommen aber sollten ebenso schwarz werden, wie er selber ist; darum erkundigte ich mich nach der besten schwarzen Stute, welche aufzufinden war. Dieses berühmte Pferd wohnte in der arabischen Wüste auf der El Hamad-Ebene, und ich habe große Gefahren zu überwinden gehabt, ehe ich ihren glücklichen Besitzer begrüßen konnte. Diesem gefiel unser Rih, und er ging mit mir einen Vertrag ein. Rih sollte uns einen Sohn und eine Tochter geben; die Tochter sollte ihm, dem Besitzer der Stute, der Sohn aber mir, dem Besitzer des Hengstes, gehören. So ist es auch geschehen. Rih hat unsere Hoffnungen erfüllt und uns das gegeben, was wir von ihm wünschten; die Tochter ist zwei Jahre, der Sohn aber drei Jahre alt; hier siehst du ihn, o Sihdi. Er ist fast edler noch als Rih und trägt schon meinen Knaben, den Sohn der Lieblichsten unter den Schönsten. Sie beide sind Tag und Nacht beisammen, und wir haben ihn schon ein Geheimnis gelehrt, welches ich dir mitteilen werde, denn er ist ja dein Eigentum, wie auch Rih selbst dir gehört.“
    „Nein, es gehört mir keiner von beiden“, antwortete ich. „Sie sind dein Eigentum.“
    „Nein, das deinige!“ behauptete er. „Du hast mir Rih, den herrlichen, anvertraut, weil er nur hier bei uns leben und gedeihen kann. Ich habe ihn gepflegt mit den Reichtümern, welche ich nur durch dich erhalten habe, und ihn während deiner Abwesenheit reiten dürfen; dadurch bin ich überreichlich belohnt für die Mühe, die ich auf ihn verwendet habe. Es sind dies auch gar keine Mühen gewesen, sondern Vorzüge und Wonnen, welche ich genossen habe. Du bist nun zu uns zurückgekehrt und wirst ihn wieder reiten. Ich hoffe nicht, daß du mir diese Bitte abschlagen wirst. Denn wenn dein Recht veraltet wäre, so hast du es dir dadurch aufs neue erworben, daß du das Pferd aus der Hand dieser Diebe errettet hast. Sag also ja, Sihdi; nimm ihn hin; du wirst mir eine große Freude damit bereiten, denn ich kann und mag meinen geliebten Sihdi nicht anders sehen, als auf dem Rücken des Pferdes, welches ihn in so großen Gefahren und zu so großen Taten getragen hat.“
    Es versteht sich ganz von selbst, daß ich ihm diesen Wunsch erfüllen mußte, selbst wenn es nicht meine Absicht gewesen wäre, dies zu tun. Ich nahm Rih also wieder von ihm an, doch, wie ich ihm

Weitere Kostenlose Bücher