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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sieh doch nur, mit welcher Gewalt die Ranken niedergebrochen worden sind!“
    „Es mag wohl ein sehr kräftiger Mann gewesen sein.“
    „Selbst der kräftigste Mann bricht sich nicht in dieser Weise Bahn. Er steigt über die Hindernisse weg, wo ihm das nur immer möglich ist. Hier aber ist das nicht der Fall gewesen. Die Ranken und Schößlinge liegen tief und fest an der Erde. Sie sind so gewaltsam niedergebrochen, als wären sie mit einer Walze zusammengedrückt worden.“
    „Das ist wahr. Ich begreife nicht, wie das ein Mensch mit seinen Füßen tun kann.“
    „Hm! Befänden wir uns nicht in der Türkei, sondern in einer amerikanischen Wildnis, so wüßte ich, woran ich wäre. Das Kleid dieses Freundes der Himbeeren war freilich von Leder. Es scheint der schönste und dichteste Pelz gewesen zu sein, den es nur geben kann, und er war fest auf den Leib gewachsen.“
    „So meinst du wirklich ein Tier?“
    „Freilich; aber ein Tier, welches es in deiner Heimat nicht gibt, und darum kennst du es auch nicht.“
    „Effendi, ich weiß, was du meinst“, sagte der Konakdschy, indem er sein Pferd um mehrere Schritte von unserm Standort wegzog, um aus der Nähe des Gestrüpps zu kommen. „Es ist ein Ajy (Bär), von dem du redest.“
    „Du hast es erraten. Fürchtest du dich?“
    „O nein! Diese Tiere sind hier höchst selten. Aber wenn sich einmal ein Bär in unsere Berge verirrt, so ist's ein wütender, mit dem man nicht spaßen darf.“
    „Das läßt sich denken. Ein junges Tier, welches nur von Früchten lebt, wird sich nicht hierher verlaufen. Ich bin beinahe überzeugt, daß der Beerensucher wirklich ein Bär gewesen ist, und werde mir die Gänge, welche er durch das Gestrüpp gebrochen hat, einmal ansehen.“
    „Um Allahs willen, laß das sein!“
    „Pah! Es ist ja noch heller Tag.“
    „Aber wenn du auf ihn triffst?“
    „So trifft er auch auf mich. Beides ist sehr gefährlich.“
    „Er reißt dir den Leib auf und beißt dich in den Kopf. Ich habe gehört, daß der Bär ein großer Freund des Gehirnes ist. Darum soll er seinem Opfer gleich mit dem ersten Biß die Hirnschale zermalmen.“
    „Wir wollen sehen, ob dieser Bär hier dieselbe Gewohnheit hat“, sagte ich und stieg vom Pferd.
    „Bleibe da, bleibe da!“ schrie der tapfere Führer. „Es handelt sich ja nicht allein um dich, sondern auch um uns. Wenn er wirklich noch da im Dickicht steckt und du stöberst ihn aus der Ruhe, so wird er zornig sein und auch über uns herfallen.“
    „Jammere doch nicht!“ herrschte Halef ihn an. „Der Effendi hat den schwarzen Panther, das schlimmste der Raubtiere, und den Löwen getötet, den König der Gewaltigen. Was ist ein Bär gegen ihn! Er würde das Tierchen mit der Hand erwürgen.“
    „Oho!“ lachte ich. „du hast eine etwas irrige Vorstellung von diesem lieben Tierchen. Wenn es sich vor dir aufrichtet, so überragt es dich um seines Kopfes Länge. Ist er ausgewachsen, so vermag er dir mit einem leichten Schlag seiner Tatze den Schädel zu zertrümmern. Er schleppt, wenn es ihm beliebt, eine Kuh fort. Es ist also gar nicht so ungefährlich, ihm zu begegnen.“
    „Und wenn er noch zehnmal größer wäre, Hadschi Halef Omar fürchtet sich nicht vor ihm. Bleibe hier, Sihdi, und erlaube mir, ihn allein aufzusuchen. Ich möchte ihm ein Sallam aaleïkum zwischen die Rippen oder in den Kopf geben.“
    „Ich bin gar nicht überzeugt, daß deine Kugel durch seine Schädelknochen dringen würde. Dazu bedarf man, wenn man kein Spitzgeschoß hat, eines Gewehres von der Sorte meiner alten Büchse hier, die ja ein Bärentöter ist. Vielleicht würde deine Kugel ihn gar nicht sehr belästigen; er schlägt dir deine Flinte in Stücke und umarmt dich dann, bis dir der Atem ausgeht.“
    „Meinst du, daß ich ihm nicht auch den Brustkasten zusammendrücken kann, bis es ihm vor den Augen funkelt und bis ihm die Seele aus dem Leibe fährt!“
    „Nein, das kannst du nicht, Halef. Also bleibe nur getrost hier!“
    „Wenn er wirklich ein so gefährlicher Bursche ist, so darfst auch du nicht ohne mich hinein. Ich bin dein Freund und Beschützer und will dabei sein, wenn du dich in Gefahr befindest.“
    „Du würdest mir wohl nur im Wege sein, aber du magst mich begleiten, wenn du noch nicht die Fährte eines Bären gesehen hast. Das Tier befindet sich nicht hier.“
    „Weißt du das so genau?“
    „Ja. Ich weiß, wie die Lagerstelle eines Bären beschaffen sein muß. Dieses Gestrüpp eignet sich ganz und gar

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