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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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von vorn angenommen. Du siehst es an den Wunden, die es trägt, daß er es von vorn niedergerungen hat. Schau die zerrissenen Vorderbeine und die beiden Risse rechts und links am Hals. Er hat mit den Vordertatzen das Pferd am Hals gepackt und ihm die Hinterpranken an die Vorderbeine gestemmt. Bei seiner Bärenkraft, welche ja auch sprichwörtlich ist, bedurfte es nur eines Ruckes, um es vorn niederzubringen. Dann hat er ihm einen Wirbel des Genicks zerknirscht. Das siehst du an den deutlichen Wunden. Wünschst du auch jetzt noch, von ihm umarmt zu werden?“
    „O Beschützer! O Bewahrer! Das fällt mir nicht ein. Den Brustkasten könnte ich ihm nicht eindrücken, wie ich vorhin sagte. Aber fürchten würde ich mich doch nicht vor ihm, wenn es zum Kampf zwischen ihm und mir käme. Nur müßte ich meine Flinte bei mir haben. Das ist doch das sicherste?“
    „Ja, doch gibt es Jäger, welche dem Bär bloß mit dem Messer zu Leibe gehen.“
    „Ist das möglich?“
    „Gewiß. Nur gehört ruhiges Blut, Körperkraft und ein sicherer Stoß dazu. Trifft das Messer das Herz nicht, so ist es gewöhnlich um den Mann geschehen. Bedient man sich der Büchse, so kann man ihn auf verschiedene Weise erlegen. Nie aber schieße auf weite Distanz. Am sichersten ist es, man geht dem Burschen mit dem angelegten Gewehr entgegen. Er richtet sich auf, um den Schützen zu empfangen. Auf zehn Schritte gibt man ihm den tödlichen Schuß grad ins Herz. Da er gewöhnlich den Rachen weit aufreißt, kann man auch da eine tödliche Stelle treffen, indem man ihm die Kugel durch den oberen Teil des Rachens ins Gehirn jagt. Doch selbst dann, wenn er stürzt und ohne Bewegung liegt, ist noch Vorsicht geboten. Bevor man sich bei einem getroffenen Bären häuslich niederläßt, muß man sich ganz genau überzeugen, daß er auch wirklich getötet worden ist.“
    Ich gab diese oberflächliche Belehrung nicht ohne Absicht, denn ich hoffte, den Bären noch am Abend kennenzulernen.
    Jetzt kehrten die beiden Männer zurück. Die Frau war bei dem Kranken geblieben. Der Kohlenhändler fragte:
    „Was wolltest du wegen des Pferdes mit mir sprechen?“
    „Ich wollte wissen, ob du das ganze Fleisch desselben für dich verwenden willst.“
    „Ja. Ich will es aufheben.“
    „So nimm das beste. Die geringeren Stücke kaufe ich dir ab.“
    „Du? – Wozu?“
    „Für den Bären.“
    „O! Der hat schon genug erhalten. Willst du ihn noch dafür beschenken, daß er mich um mein Pferd gebracht hat?“
    „Nein; ein Geschenk soll es freilich nicht sein. Weißt du vielleicht, ob sich das Raubtier schon seit längerer Zeit in der Gegend befindet?“
    „Ich habe noch keine Spur von ihm gesehen. Die Nachbarn wohnen hier weit auseinander, aber wenn er schon einen ähnlichen Raub ausgeführt hätte, so wäre es mir sicher zu Ohren gekommen, da ich als Handelsmann die Ortschaften fleißig besuche.“
    „So ist er also hier fremd und kennt noch nicht die Gelegenheiten, auf leichte Weise seinen Appetit zu stillen. Darum denke ich, daß er heute abend wieder kommen wird, um den Rest des Pferdes an sich zu nehmen. Liegt die Stelle, an welcher er dasselbe tötete, weit von hier?“
    „Gar nicht weit. Ich hörte von meiner Frau, daß sie grad dort gestanden sei, als ihr ankamt. Das Pferd hat zwischen dem Felsgeröll an der Spitze der Waldzunge gelegen.“
    „So beabsichtige ich, einen Teil des Fleisches dorthin zurückzuschaffen, um den Bären an dem Ort seiner Mordtat zu erwarten.“
    „Herr, was fällt dir ein!“
    „Doch nichts Ungewöhnliches?“
    „Sag das um Gottes willen nicht! Du willst ein solch riesiges Tier am dunklen Abend erwarten? So etwas hat man noch nie gehört. Wenn einmal der höchst seltene Fall eintritt, daß sich ein Bär in diese Gegend verirrt, so treten alle mutigen Männer der Gegend zusammen und bringen auch ihre Hunde mit, oder es wird nach Militär geschickt. Dann gibt es eine Schlacht, in welcher viele Hunde und wohl auch mehrere Menschen umkommen, während der Bär als Sieger den Kampfplatz verläßt, bis er endlich in einer zweiten, dritten oder vierten Schlacht überwunden wird.“
    „Da tut man dem Tier doch gar zu große Ehre an. Ein einzelner Mann, der eine gute Büchse hat, genügt vollständig.“
    „Herr, willst du etwa ganz allein hinaus zu ihm?“
    „Willst du etwa mich begleiten?“
    „Um alle Schätze der Erde nicht!“ schrie er, alle zehn Finger steif von sich streckend.
    „Nun, ich werde nicht allein gehen, sondern einen

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