17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut
meiner Begleiter mitnehmen.“
„Mich natürlich, mich!“ rief Halef, dessen Augen funkelten.
„Ja, du, Hadschi. Du sollst dabei sein, um Hanneh, der herrlichsten der Beglückerinnen, davon erzählen zu können.“
„Hamdullillah! Preis und Dank sei Allah! Ich werde Hanneh den Schinken des Bären bringen und ihr lehren, ihn zu pökeln und zu räuchern, wie – wie – hm, o Glück, o Seligkeit!“
Beinahe hätte er in seinem Entzücken das Geheimnis seiner Übertretung des Korans verraten. Sein Gesicht strahlte vor Wonne. Osco und Omar aber blickten unzufrieden drein.
„Effendi!“ meinte Omar, „denkst du etwa, daß wir uns vor dem Bären fürchten würden?“
„Nein, denn ich kenne eure Tapferkeit.“
„So bitten wir dich, auch uns mitzunehmen.“
„Das geht nicht. Zu viele dürfen wir nicht sein. Wir würden das Tier vertreiben, denn der Bär ist schlau, obgleich man oft das Gegenteil von ihm sagt. Übrigens vertraue ich euch einen sehr wichtigen Posten an, und es ist sehr leicht möglich, daß auch ihr euern Mut beweisen könnt, da der Bär auf den Gedanken kommen kann, auch euch einen Besuch abzustatten.“
„Wieso?“
„Ihr sollt unsere Pferde bewachen, welche wir hier einriegeln. Wir dürfen sie heute nicht im Freien lassen, da es das Raubtier nach frischem Pferdefleisch gelüsten könnte. Jetzt streicht nämlich die Luft von hier nach der Stelle hinüber, wo wir auf ihn warten werden. Seine Nase ist fein genug, um zu riechen, daß sich hier Pferde befinden. Er ist imstande, das tote Fleisch liegenzulassen, um zu versuchen, ob hier lebendiges zu bekommen sei. Also müssen wir, Halef und ich, uns immerhin darauf gefaßt machen, daß er sich vor uns gar nicht sehen läßt und sich vielmehr hier nach dem Schuppen wendet. In diesem Fall würden uns eure Schüsse wissen lassen, woran wir sind.“
„Ich danke dir, Effendi. Ich sehe, daß du doch Vertrauen zu uns hast. Wir werden treu auf unserm Posten stehen. Er mag nur kommen; unsere Kugeln werden ihn begrüßen.“
„Aber nicht so, wie ihr vielleicht denkt. Ihr werdet euch hier im Innern bei den Pferden befinden und ihn nicht etwa draußen erwarten. Dazu habt ihr die nötige Erfahrung nicht, und es hieße euer Leben tollkühn auf das Spiel setzen.“
„Sollen wir uns gegen ein solches Tier hinter Brettern verschanzen?“
„Ja, denn auch wir werden uns hinter die Felsen verstecken. Eure Flinten sind nicht zuverlässig genug, und selbst wenn ihr den Bären träft, wäre es nur Zufall, wenn eine Kugel ihm in das Leben dränge. Fände er euch draußen, so müßte wenigstens einer von euch das Leben lassen; davon bin ich überzeugt.“
„Aber was können wir gegen ihn tun, wenn er draußen steht, und wir sind hier, ohne ihn sehen zu können?“
„Ihr werdet ihn desto deutlicher hören. Dieser Schuppen ist nur sehr leicht gebaut, und ihr habt keine Ahnung, welchen Scharfsinn der Bär in dieser Beziehung zu entwickeln vermag. Er weiß ganz genau, was eine Tür ist; er versucht, sie einzudrücken oder mit seinen mächtigen Tatzen aufzureißen. Gelingt das nicht, so streicht er um das ganze Gebäude und untersucht jedes einzelne Brett, ob er es loszusprengen vermag. Hat er erst eine kleine Öffnung, dann ist es ihm bei seiner ungeheuren Körperkraft leicht, sich mit Gewalt durchzubrechen. Da ist nun eure Aufgabe klar. Wenn er wirklich zu dem Schuppen kommen sollte, so hört ihr an seinem Kratzen, wo er sich draußen befindet, und gebt ihm durch die dünnen Bretter eine Kugel. Wir draußen hören die Schüsse, und das übrige ist dann unsere Sache.“
„So kann es also doch nicht zu einem wirklichen Kampf zwischen uns und ihm kommen!“
„Sehr leicht sogar. Aus einer leichten Verwundung macht sich der Bär sehr wenig; aber seine Wut verdoppelt sich. Er ist imstande, trotz eurer Schüsse die dünnen Bretter loszureißen oder durchzudrücken. Dann seid ihr die Überfallenen und habt euch eurer Haut zu wehren. Zum Schießen gibt es da keine Zeit, weil nicht geladen werden kann. Kolbenschläge auf die Nase, aber nicht etwa auf den harten Schädel, weil an demselben der Kolben zersplittern würde, und Messerstiche in das Herz, das ist dann das einzige, womit ihr euch halten könnt, bis Halef und ich herbeikommen. Übrigens sind wir noch gar nicht soweit. Ich werde euch später noch nähere Weisungen geben.“
„Aber“, sagte Halef, „es ist jetzt bereits dunkel, und unsere Pferde sind im Freien. Wenn er jetzt käme und deinen Rih
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