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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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also doch gekommen? Allah verfluche dich!“
    „Mübarek“, sagte ich ernst, „denke an deinen Zustand. Bevor die Sonne sich erhebt, stehst du vor dem ewigen Richter. Kannst du deine Sünden zählen? Gehe in dich, und bitte Allah um Gnade und Barmherzigkeit!“
    „Teufel! Du bist mein Mörder! Aber ich will nicht sterben; ich will nicht! Dich, dich, dich will ich sterben sehen!“
    Ich kniete ganz nahe bei ihm, mit dem Wassertopf in der Hand, aus welchem ich ihn hatte erquicken wollen. Er tat einen schnellen Griff und riß mir das Messer aus dem Gürtel. Ebenso schnell stieß er zu. Er hätte mich in die Brust getroffen, wenn ich den Stoß nicht mit dem tönernen Topf pariert hätte. Im nächsten Augenblick hatte ich ihm das Messer wieder entrissen.
    „Mübarek, du bist wirklich ein entsetzlicher Mensch. Noch im letzten Augenblick willst du deine Seele mit einer Bluttat mehr belasten. Wie kannst du –“
    „Schweig!“ unterbrach er mich brüllend. „Warum habe ich das Fieber! Warum bin ich so schwach, daß ich mir die Waffe wieder entringen lassen muß! Höre, was ich dir jetzt sagen werde!“
    Er richtete sich langsam empor. Seine Augen funkelten wie die eines Panthers. Ich trat unwillkürlich zurück.
    „Fürchtest du dich vor mir?“ hohnlachte er. „O, es ist auch fürchterlich, mich zum Feind zu haben! – Allah, Allah, da brennt es schon wieder! Ich sehe das Feuer kommen. Es naht, es naht; es brennt – brennt!“
    Er sank nieder und heulte weiter. Sein Bewußtsein schwand, und das Fieber überwältigte ihn abermals. Der Geruch in der Stube war unerträglich. Ich atmete tief auf, als ich mich wieder draußen in der frischen Luft befand, aber nicht allein dieses Geruches wegen.
    Wer einen Menschen in dieser Weise hat sterben sehen, der kann das nie vergessen. Noch heute überläuft mich ein Grauen, wenn ich an jenen Abend denke. Was ist der Mensch, der es wagt, sich gegen Gottes Gesetze aufzubäumen? –
    Meine Uhr zeigte jetzt genau die zehnte Stunde. Da der Türke die Stunden von dem Augenblick des Sonnenunterganges zählt, welcher an diesem Tag auf halb acht fiel, so war es nach dortiger Zeitrechnung halb drei Uhr. Wir tränkten die Pferde im Bach und führten sie dann in den Schuppen.
    „Herr, wo sollen denn wir bleiben, ich, mein Weib und der Konakdschy?“ fragte der Wirt.
    „Geht zu den Pferden hinein“, antwortete ich.
    „Nein, nein! Du hast doch selbst gesagt, daß der Bär möglicherweise den Schuppen aufsuchen kann. Wir werden uns in die Stube begeben; aber wenn der Bär kommt, so flüchten wir uns auf das Dach und ziehen die Leiter empor. Den Mübarek mag er immer fressen.“
    Was der Mann Leiter nannte, war ein Balken, in welchen man Kerben eingeschnitten hatte. Derselbe lehnte in der Stube, über welcher sich eine Lage von losen Stangen befand, von denen die Decke gebildet wurde.
    Wir löschten das Feuer aus, und nun hatten die drei nichts Eiligeres zu tun, als sich in die Stube zu flüchten. Osco und Omar begaben sich in den Schuppen zu den Pferden, nachdem ich ihnen erklärt hatte, wie sie sich verhalten sollten.
    Dann brach ich mit Halef auf. Dieser hatte sich vorher sorgfältig überzeugt, daß ihm sein Gewehr nicht versagen werde. Ich nahm nur die Büchse mit; der Stutzen konnte mir einem solchen Bären gegenüber nichts nützen.
    „Jetzt sollte der Kerl schon dort sein, wenn wir kommen“, meinte Halef. „Es ist so finster, daß wir ihn erst sehen würden, wenn wir vor ihm ständen.“
    „Eben darum dürfen wir jetzt nicht in gerader Linie gehen. Die Luft streicht von hier hinüber, und er müßte uns unbedingt riechen. Wir machen einen Umweg, indem wir einen Bogen schlagen, so daß wir dann so ziemlich aus der entgegengesetzten Richtung kommen.“
    Das taten wir. Als wir uns nachher der betreffenden Stelle näherten, geschah das mit der größten Vorsicht, weil der Bär sich nicht nur bereits dort befinden, sondern auch grad von derselben Seite kommen konnte, aus welcher wir uns heranschlichen.
    Wir hielten die Gewehre schußbereit und blieben zuweilen stehen, um zu horchen. Wenn er sich bereits bei dem Pferdegerippe befand, so mußte sein Schmatzen und das Krachen der Knochen zu hören sein. Aber es war kein anderer Laut zu vernehmen, als das leise Rauschen des Windes in den Kronen der Bäume.
    Endlich waren wir so nahe, daß wir, um eine Ecke blickend, den Kadaver sehen konnten. Es war kein Bär dabei. Nun kletterten wir auf ein großes Felsenstück in der Nähe. Es

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