17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
Amelia vor, es für ihn zu tun.«
Eine Schnitzeljagd! Wie wunderbar! Wie schade, dass Alfred nicht daran teilnehmen kann. Hat Amelia erzählt, welcher Art seine Behinderung war?
» Nein, aber da er ans Haus gefesselt war, muss seine Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt gewesen sein.« Ich schüttelte den Kopf. » Gott sei Dank war sein Geist unversehrt. Den Eintragungen in seinem Notizbuch zufolge war er ein erstklassiger Gelehrter.«
Gewiss hatte er sich der Sache voll und ganz verschrieben. Ich finde es höchst interessant, dass die erste Seite der Aufzeichnungen im Plover Cottage gefunden wurde. Ich muss dich bestimmt nicht darauf hinweisen, dass das Haus daneben von der aktuellen Dorfhexe, Miranda Morrow, bewohnt wird.
» Ja, was für ein Zufall, nicht wahr? Miranda hat sich den falschen Zeitpunkt für ihre Spanienreise ausgesucht. Sie wird sich in den Hintern beißen, wenn sie erfährt, dass wir ohne sie auf Schnitzeljagd nach Mistress Meg gegangen sind. Und sollte eine von Gamaliels Fährten zum Briar Cottage führen, werde ich keine Sekunde zögern, dieser Spur zu folgen, ob sie nun zu Hause ist oder nicht.«
Eure Schnitzeljagd könnte durchaus noch andauern, wenn Miranda zurückkehrt. Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich schwierig sein wird, Dokumente zu finden, die seit Jahrhunderten in ihren jeweiligen Verstecken liegen.
» Erinnerst du dich, dass irgendjemand im Dorf ein merkwürdiges Pergamentdokument in seinem Kamin gefunden hat, als du, ähm… noch hier wohntest?«, fragte ich ein wenig umständlich. Tante Dimity war für mich noch immer so lebendig, dass es mir unhöflich erschien, über sie in der Vergangenheitsform zu sprechen. Aber sie antwortete ohne zu zögern.
Nicht dass ich wüsste. Schon möglich, dass jemand eine alte Seite fand, es aber nicht an die große Glocke hängte, aber ich halte das für unwahrscheinlich. Wie du weißt, haben Geheimnisse in Finch eine recht kurze Lebensdauer. Wenn jemand im Ort eine solche Entdeckung gemacht hätte, wäre es mir zu Ohren gekommen.
» Da bin ich mir sicher. Und da dies nicht der Fall ist, können wir, glaube ich, davon ausgehen, dass die restlichen Seiten des Manuskripts sich noch immer in ihren ursprünglichen Verstecken befinden. Sind eigentlich alle Häuser in Finch so alt wie das Plover Cottage?«
Bis auf ein paar wenige Ausnahmen, jüngeren Datums sind das Schulhaus und Fairworth House. Das eine stammt aus der viktorianischen, das andere aus der georgianischen Zeit. Aber im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass Finchs Bauboom in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts verebbte.
» Nun, damit hast du das Suchgebiet ja wenigstens ein kleines bisschen eingegrenzt. Wenn ein Gebäude zu Gamaliels Zeiten noch nicht hier stand, kann er ja wohl kaum etwas darin versteckt haben, also können wir schon mal das Schulhaus und Fairworth ausschließen. Und was ist mit Mistress Meg? Weißt du etwas über sie?«
Vielleicht, und zwar auf eine etwas makabre Weise. Als kleines Kind hatte ich schreckliche Angst vor einem abscheulichen Wesen namens Mad Maggie. Ich stellte sie mir vor als eine alte Hexe mit langen, scharfen krummen Zähnen und einer dicken Warze auf der Nase, die mit einer blutigen Axt in den dunklen Ecken meines Zimmers lauerte.
» Ach du meine Güte«, sagte ich schaudernd, » und du behauptest, dass ich eine ungezügelte Fantasie hätte.«
Ich war damals noch ein Kind, Lori. Und du bist erwachsen. Das ist ein kleiner Unterschied.
» Ja, ja, ich weiß.« Ich kuschelte mich noch ein wenig tiefer in den Sessel, froh, ein Feuer gemacht zu haben. Ich fand, dass es keinen besseren Ort gab, um eine Geschichte über eine axtschwingende Hexe zum Besten zu geben, als im Schein eines behaglichen Kaminfeuers. » Erzähl mir mehr über Mad Maggie.«
Mad Maggie war ein Butzemann – oder eine Butzefrau, um genau zu sein –, die die Erwachsenen heraufbeschworen, um unartige Kinder gefügig zu machen. Wenn man es zum Beispiel versäumte, sich die Hände vor dem Essen zu waschen, erzählte man uns, dass Mad Maggie sie uns abhacken würde.
» Wie reizend«, sagte ich matt.
Damals waren Eltern sehr viel strenger, Lori, und Kinder waren härter im Nehmen. Wir wussten, wenn wir unartig waren, mussten wir mit Prügel oder zumindest einer Ohrfeige rechnen, oder wir wurden mit leerem Magen ins Bett geschickt. Und wenn alles nichts half, drohte man uns mit Mad Maggie. Doch die meisten von uns waren spätestens mit sechs
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